Einleitung

Die Ehe als Institution ist im NT fest vorausgesetzt. Sie gründet sich nicht auf menschliche Ordnung, sondern auf Gottes Plan. Das geht aus der häufigen Zitierung von 1.Mose 1,27 und 2,24 hervor.

1.Mose 1,27:
Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde, zum Bilde Gottes schuf er ihn; und schuf sie als Mann und Weib.

1.Mose 2,24:
Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seinem Weibe anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.

Gemeint ist das Zusammenleben eines Mannes mit einer Frau (vgl. Mat 19,4-6; Mar 10,6-9; 1.Kor 6,16; Eph 5,31). Obwohl auch das NT die Ehe wesentlich vom Mann aussieht „Haupt“ (griech. kephal: 1.Kor 11,3; Eph 5,23), wird doch die griech. und altisraelitische Tradition darin überwunden, dass alle Sonderrechte für den Mann wegfallen und an allen Stellen das Miteinander von Mann und Frau im Vordergrund steht.

1.Korinther 7,3-4:
Der Mann leiste der Frau, was er ihr schuldig ist, desgleichen die Frau dem Mann. 4 Die Frau verfügt nicht über ihren Leib, sondern der Mann. Ebenso verfügt der Mann nicht über seinen Leib, sondern die Frau.

Für den Christen wird die intakte Ehe als Selbstverständlich vorausgesetzt.

Hebräer 13,4:
Die Ehe soll in Ehren gehalten werden bei allen und das Ehebett unbefleckt; denn die Unzüchtigen und die Ehebrecher wird Gott richten.

Jesus Christus kommt in Mat 5,27 auf das Gebot von 2.Mose 20,14, ehebrechen, zu sprechen. Das begehrliche Auge und der trachtende Gedanke des Herzens (Mat 5,28) gelten vor Gott wie die vollzogene Tat. Obwohl Ehebruch als Sünde gilt, wird in Joh 8,1-11 die Möglichkeit der Vergebung geboten. Ehebruch wird im AT mit dem Tod bestraft (3.Mose 20,10; 5.Mose 22,22), was zur sofortigen Auflösung der Ehe führt. Im NT wird Ehebruch als Kennzeichen des Heidentums verstanden, von dem sich die Gemeinde auf dem Gebiet des Geschlechtslebens und der Ehe grundsätzlich unterscheiden soll (1.Kor 5,9-13; 6,12-20).

In Mat 5,31-32 und 19,7-9 spricht Jesus Christus auch von der Ehescheidung. Im Gegensatz zu 5.Mose 24 ist die Ehescheidung grundsätzlich erlaubt, doch die Gründe, die eine Scheidung rechtfertigten, sind umstritten (Mat 19,3). Jesus Christus aber setzt der grundsätzlichen Erlaubnis zur Scheidung ein radikales Verbot entgegen (Mar 10,2-12; Luk 16,18).

Matthäus 5,31-32:
Es ist auch gesagt: »Wer sich von seiner Frau scheidet, der soll ihr einen Scheidebrief geben.«
Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.

Matthäus 19,7-9:
7 Da fragten sie: Warum hat dann Mose geboten, ihr einen Scheidebrief zu geben und sich von ihr zu scheiden?
8 Er sprach zu ihnen: Mose hat euch erlaubt, euch zu scheiden von euren Frauen, eures Herzens Härte wegen; von Anfang an aber ist's nicht so gewesen.
9 Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe.

5. Mose 24,1:
Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt

Wird jetzt in Stellen wie Mat 5 und Mat 19 einfach die Auflösung des at. Ehegesetz proklamiert? Nein! Jesus Christus kam nicht, das Gesetz aufzulösen, sondern es zu erfüllen (vgl. Mat 5,17f). Ihm ging es vielmehr um rechte Auslegung dieses Gesetzes, die Erfassung des Willens Gottes.

Paulus nimmt aufgrund bestimmter Ereignisse in der korinthischen Gemeinde in 1.Kor 5-7 zu Fragen Stellung, welche die Ehe betreffen. Unter Berufung auf des Herrn Wort wird Ehescheidung in 1.Kor 7,10-11 abgelehnt. (vgl. auch 1.Kor 7,39). Danach wird in 1.Kor 7,12-16 die Frage der Mischehe mit einem Ungläubigen behandelt: ihr Fortbestand ist vom Willen des ungläubigen Ehepartners abhängig. Der christliche Partner dagegen soll bereit sein, sie fortzusetzen. Die Entscheidungsfreiheit besitzt also nur der ungläubige Teil.

1.Korinther 7,10-16:
10 Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll
11 hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen - und dass der Mann seine Frau nicht verstoßen soll.
12 Den andern aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und es gefällt ihr, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr scheiden.
13 Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und es gefällt ihm, bei ihr zu wohnen, so soll sie sich nicht von ihm scheiden.
14 Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig.
15 Wenn aber der Ungläubige sich scheiden will, so lass ihn sich scheiden. Der Bruder oder die Schwester ist nicht gebunden in solchen Fällen. Zum Frieden hat euch Gott berufen.
16 Denn was weisst du, Frau, ob du den Mann retten wirst? Oder du, Mann, was weisst du, ob du die Frau retten wirst?

Jesus Christus und die Ehescheidung

Ehescheidung nur aufgrund von „porneia“

Matthäus 5,32:
Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, der macht, dass sie die Ehe bricht; und wer eine Geschiedene heiratet, der bricht die Ehe.

Matthäus 19,9:
Ich aber sage euch: Wer sich von seiner Frau scheidet, es sei denn wegen Ehebruchs, und heiratet eine andere, der bricht die Ehe.

Das betreffende Wort, welches in diesen beiden Textstellen mit Ehebruch übersetzt ist, ist das griech. Wort porneia. Der Begriff porneuõ von pernemi = verkaufen, bedeutet transitiv „prostituieren“; gewöhnlich im Passiv von der Frau: sich selbst preisgeben, eine Dirne werden; aber auch für den Mann: huren, Unzucht treiben. Davon sind abgeleitet a) porno, die käufliche Frau, Dirne, Buhlerin; b) pornos, der Hurer, der mit Dirnen verkehrt; dann aber auch der Unzüchtige, d.h. derjenige, der sich selbst für Geld zur Unzucht missbrauchen lässt – der Lustknabe und c) porneia, Unzucht, Hurerei (auch homosexueller Art).(1)

Der lat. Begriff fornix hat dieselbe Bedeutung, mit dem Hinweis auf den Ort im Tempel, wo sich die Tempeldirnen versammelten. Vom lat. fornix ist das engl. Wort fornication abgeleitet. Das griech. Wort für Ehebruch ist moicheia. Das Gegenstück im lat. ist ad alterius torum, was soviel bedeutet wie „im Bett eines andern sein“. Davon stammt das engl. Wort adultery.(2)

Moicheia ist ein spezifischer Ausdruck und bedeutet Ehebruch; porneia ist ein weitläufigerer Ausdruck und bedeutet jegliche ungesetzliche sexuelle Handlung. Diese beiden Begriffe sind keine Synonyme, wobei jedoch moicheia in porneia miteingeschlossen ist. Mit anderen Worten: Ehebruch ist eine Unterart von Unzucht, was einen Bezug auf sexuelle Unmoral im allgemeinen herstellt, ausser dass eben Unzucht genauer spezifiziert wird.(3)

Der Gebrauch des Wortes „Unzucht oder Hurerei“ wird im NT für jegliche ungesetzliche Handlung verwendet (vgl. 1.Kor 5,1; Apg 15,20 und 29; Jer 3,9; Mat 21,31-32; Luk 15,30; 1.Kor 6,13-18; Mar 7,21-22; Mat 15,19; 1.Kor 6,9-11 und 7,2; Off 17,1-5 und 15,16). Wenn das Wort porneia nicht spezifiziert wird, bedeutet es, in Verbindung mit verheirateten Personen, eheliche Untreue, unerlaubter Geschlechtsverkehr, der Ehebruch einschliesst, Homosexualität (3.Mose 18,22), Bestialität (3.Mose 18,23) und dergleichen mehr. Daher kann in Mat 5,32 und 19,9 das Wort „Unzucht“, da es nicht weiter spezifiziert ist, nicht limitiert werden auf Inzucht, sexuelle Untreue während der Verlobungszeit oder Ehebruch.

Jesus Christus und Seine Stellung zum Gesetz

Alle ungesetzlichen Sexualhandlungen wurden unter der mosaischen Gesetzgebung mit dem Tode bestraft (vgl. 3.Mose 20,10 und 5.Mose 22,20-29). Diese Sünden beendeten eine Ehe nicht durch Scheidung, sondern durch Tod. Ein Scheidungsverbot des Mannes im AT gab es in zwei Fällen:

  1. wo einer seine Frau zu Unrecht öffentlich bezichtigte, bei der Eheschliessung nicht mehr unberührt gewesen zu sein (5.Mose 22,13-19)
  2. wo ein Mann eine Jungfrau nach der Vergewaltigung heiraten musste (5.Mose 22,28-29)

In beiden Fällen durfte der Mann die solcher Art Entwürdigte nie mehr wegschicken.

Wie auch immer: in der Zeit Jesus Christus wurde Palästina von den Römern verwaltet und kontrolliert, und das römische Recht machte es sehr schwierig, die Todesstrafe auszuführen. Jüdische Praxis hatte darum die Todesstrafe mit Scheidung ersetzt. Somit hatten die rabbinischen Schulen von Schammai und Hillel nicht diskutiert, ob Scheidung angebracht war für Ehebruch. Dies wurde vorausgesetzt. Daher lesen wir in Markus und Lukas nichts von einer Sonderregel, da sich diese beiden Evangelien nicht spezifisch an eine Leserschaft mit jüdischem Hintergrund richtete, wie dies bei Matthäus der Fall war. Darum wird offenkundig, dass in 5.Mose 24 der einzige Grund für Scheidung eheliche Untreue (porneia) des Mannes oder der Frau ist. Das ist die einfache und klare Bedeutung der Worte in Mat 5 und 19.(4)

Die Bedeutung des Gesetzes und seine Verwendung durch das Judentum, ob man auf dem Weg der Erfüllung des Wortlautes des Gesetzes vor Gott gerecht werden kann oder nicht, wird von Jesus Christus verneint. Er achtete auf das innere Wesen des Gesetzes und nicht auf den Buchstaben. So wie er in der Berglehre bereits von der äusseren Erfüllung der Gebote zur Erfüllung der Gebote „im Herzen“ gegangen war und eine solche Erfüllung als den eigentlichen Sinn der Gebote aufgezeigt hatte, so sagte er in Mat 19, dass das Gebot Moses bezüglich des „Scheidebriefes“ in diesem Fall ein Zugeständnis „um eures Herzens Härte wegen“ bedeutete, dass es aber „von Anfang an“ nicht so war. (Mat 5,17; Mat 22,34-40; vgl. auch Röm 13,8-10; 1.Joh 4,9ff).(5)

5.Mose 24,1-4:
1 Wenn jemand eine Frau zur Ehe nimmt und sie nicht Gnade findet vor seinen Augen, weil er etwas Schändliches an ihr gefunden hat, und er einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt
2 und wenn sie dann aus seinem Hause gegangen ist und hingeht und wird eines andern Frau
3 und dieser andere Mann ihrer auch überdrüssig wird und einen Scheidebrief schreibt und ihr in die Hand gibt und sie aus seinem Hause entlässt oder wenn dieser andere Mann stirbt, der sie sich zur Frau genommen hatte,
4 so kann sie ihr erster Mann, der sie entliess, nicht wieder zur Frau nehmen, nachdem sie unrein geworden ist - denn solches ist ein Gräuel vor dem HERRN -, damit du nicht Sünde über das Land bringst, das dir der HERR, dein Gott, zum Erbe gegeben hat.

Die at. Textstelle in 5.Mose 24,1-4 regelt nur den eingetretenen Konfliktfall, wobei keineswegs eine Andeutung gemacht wird, die das gutheissen würde. Im Gegenteil – die neue Heirat macht schon die geschiedene Frau unrein! Die wohl brennendste Frage, um die es in Israel ging, war: was bedeutet „etwas Schädliches oder etwas Anstössiges“, im hebr. erewath dabar.

Der jüdische Gelehrte Schammai und seine Schule betonten den Begriff erewath; sie sahen darin etwas sittlich Anstössiges oder Schändliches, aber ohne dies weiter zu erklären. Das griech. Wort für erewath ist aschemon und bedeutet „unschicklich“, „unanständig" oder „hässlich“. Der zweite prominente Gelehrte, Hillel, legte den Akzent auf dabar, u.a. Angelegenheit oder Sache, und deutete es als irgend eine Sache von Anstoss; zum Beispiel, dass die Frau das Essen habe anbrennen lassen.(6)

Die eigentliche Bedeutung von „etwas Schändliches“ ist Nacktheit, und bedeutet transitiv „unbekleidet sein“ für den Zweck einer sexuellen Beziehung, und wird somit mit sexueller Sünde oder Unreinheit in Verbindung gebracht, was hier der Fall ist.(7)

Die Pharisäerfrage

Matthäus 19,3:
Da traten Pharisäer zu ihm und versuchten ihn und sprachen: Ist's erlaubt, daß sich ein Mann aus irgendeinem Grund von seiner Frau scheidet?

Markus 10,2:
Und Pharisäer traten zu ihm und fragten ihn, ob ein Mann sich scheiden dürfe von seiner Frau; und sie versuchten ihn damit.

Um das, was Jesus Christus zu dieser Frage der Ehescheidung sagte, recht verstehen zu können, muss das kontroverse soziale und theologische Umfeld miteinbezogen werden, insbesondere die damals leicht gemachte Praxis der Pharisäer betreffend Scheidung. Die Scheidungsurkunde schützte die Frau davor, willkürlich vom Mann davongejagt zu werden. Die Scheidungsurkunde diente als Ausweis, dass die Geschiedene eine neue Ehe eingehen konnte. Die von Gott gegebene Ordnung – keine Scheidung – wurde in Bezug auf 5.Mose 24 in sehr leichtfertiger Weise gehandhabt. Die Leichtigkeit der Ehescheidung hatte die Grundlage der ehelichen Treue damit vollständig untergraben und die Frau in eine sklavische Abhängigkeit vom Manne gebracht. Beim geringsten Anlass konnte die Ehe kurzerhand geschieden werden. Die 5 Männer der samaritischen Frau (vgl. Joh 4,18) sind nicht als Ausnahme zu betrachten, sondern als symptomatisch für ein Übel, welches sich über ganz Israel hinwegzog. Selbst das Königshaus ging mit sehr schlechtem Beispiel voran (vgl. Mat 14,1-5 und Luk 3,19-20).(8)

In ihrer verdrehten Denkweise wollten die Pharisäer ihre Praxis mit dem Argument verteidigen, dass Gott die Scheidung wohl durch den Scheidebrief legalisiert habe. Sie wollten offensichtlich Jesus Christus in eine Debatte verstricken, um seine Antwort für ihre eigenen Zwecke zu nutzen, nämlich ihn anzuprangern, er widerspreche dem Gesetz Mose. Möglich wäre, dass sich einige erhofften, Jesus Christus damit in Schwierigkeiten beim König Herodes zu bringen, denn eine negative Antwort in der Öffentlichkeit würde ihm womöglich ein gleiches Ende bereiten wie Johannes dem Täufer.(9)

Auf die verfängliche Fragestellung der Pharisäer geht Jesus Christus nicht ein; stattdessen zitiert er aus 1.Mose 1,27 und 2,24 (vgl. Mat 19,4-5 Mar 10,6-9). Am Anfang war Scheidung nicht im Plan Gottes. Es werden zwei Dinge betont: Intimität und Kontinuität der Ehe. Der Aspekt „ein Fleisch“ ist entscheidend. Es gibt keine intimere Beziehung unter Menschen als die Ehegemeinschaft von Mann und Frau. Sie ist viel tiefer als die Beziehung zu den eigenen Kinder, wo keine „ein Fleisch“-Beziehung vorhanden ist (vgl. auch 1.Kor 6,16).

Gottes Modell für die Ehe ist Monogamie, Intimität und lebenslange Verpflichtung. Alles, was davon abweicht, ist ein Verlassen von Gottes Willen und steht unter Gottes Gerichtsurteil (vgl. 1.Thess 4,1-8). Dies wird nicht nur im ersten Buch des AT deutlich, sondern auch im letzten (Maleachi). Die Pharisäer und Schriftgelehrten hätten demnach längst wissen müssen, dass Gott die Ehescheidung „hasst“, wie es in einigen anderen Bibelübersetzungen in Vers 16 steht (z.B. King James, Zürcher Bibel, rev. Eberfelder).

Maleachi 2,14-16:
14 Ihr aber sprecht: »Warum das?« Weil der HERR Zeuge war zwischen dir und dem Weib deiner Jugend, dem du treulos geworden bist, obwohl sie doch deine Gefährtin und die Frau ist, mit der du einen Bund geschlossen hast.
15 Nicht einer hat das getan, in dem noch ein Rest von Geist war. Denn er sucht Nachkommen, die Gott geheiligt sind. Darum so seht euch vor in eurem Geist, und werde keiner treulos dem Weib seiner Jugend.
16 Wer ihr aber gram ist und sie verstösst, spricht der HERR, der Gott Israels, der bedeckt mit Frevel sein Kleid, spricht der HERR Zebaoth. Darum so seht euch vor in eurem Geist und brecht nicht die Treue!

Keuschheit vor der Ehe, Treue nach der Hochzeit und eine lebenslange Verpflichtung zu dem verheirateten Partner, mit keinem Gedanken an Scheidung, ist der geforderte Standard. Kein Wunder, wenn die Jünger in Mat 19,10 mit einer zynischen Aussage reagierten. Wenn der einzig mögliche Grund für das Geben eines Scheidebriefes eheliche Untreue ist, wenn keine der vorgeschlagenen Ausnahmen der rabbinischen Schulen von Schammai und Hillel gültig ist, ist es ihrer Ansicht nach besser, ledig zu bleiben.(10)

Matthäus 19,10:
Da sprachen seine Jünger zu ihm: Steht die Sache eines Mannes mit seiner Frau so, dann ist's nicht gut zu heiraten.

Verpflichtung und Versprechen der Eheleute vor Gott bedeuten, dass die Ehe primär auch als ein Bund mit Gott betrachtet werden kann (vgl. Eph 5,31-32; Pred 4,12). Daher wird jegliche Art der Zerstörung der Ehe als göttliche Institution von Gottes Widersacher, dem Teufel, kommen. Nicht aufzugeben ist demzufolge das Prinzip, eine Ehe nicht zu scheiden, sondern dem Willen Gottes gemäss auszuführen, trotz widriger Umstände und Einflüsse. Aufzugeben wäre hingegen, sich zu weigern, Gottes Wort zu glauben. Gott wird seine Verpflichtung zu seinem Wort einhalten, doch wir sind sehr wohl in der Lage, unser Wort zu brechen.(11)

Paulus und die Ehescheidung

1. Korinther 7,10-11:
10 Den Verheirateten aber gebiete nicht ich, sondern der Herr, dass die Frau sich nicht von ihrem Manne scheiden soll
11 – hat sie sich aber geschieden, soll sie ohne Ehe bleiben oder sich mit ihrem Mann versöhnen – und dass der Mann seine Frau nicht verstossen soll.

Auch Paulus übernimmt die Aussage von Jesus Christus, dass eine verheiratete Frau sich nicht von ihrem Mann scheiden und der Mann die Frau nicht verstossen soll (beide Begriffe „scheiden“ und „verstossen“ bedeuten, die Ehe zu scheiden). Zur damaligen Zeit konnten nur die Männer eine legale Scheidung bewirken. Frauen hingegen konnten eine Scheidung lediglich durch ihr Benehmen erzwingen. Sie verweigerten Sex mit ihren Männern, was sich im Wort „scheiden“ ausdrückt, welches mental wie physikalisch zu verstehen ist (vgl. Mar 10,12). Der Standard gemäss Gottes Wort ist nicht zu scheiden. Und wenn sich zwei scheiden, sollen sie unverheiratet bleiben oder, besser, sich wieder versöhnen.(12)

Zusammenfassung

a) Ehe ist für Gläubige ein Bund mit Gott. In seinem ursprünglichen Plan war Scheidung nicht vorgesehen.

b) Jesus Christus lehrte, dass das Recht zur Ehescheidung nicht das Recht zur Wiederheirat als stillschweigende Folgerung einbezog. Wenn ein Mann seine Frau wegschickt (Scheidebrief), dann treibt er sie, so der Fall ihrer Wiederverheiratung eintritt, in ein ehebrecherisches Verhältnis hinein. Eine solche Wiederverheiratung war zu jener Zeit und in jenem sozialen Umfeld anzunehmen, konnte doch eine geschiedene Frau kaum allein leben.

Matthäus 5,32 NGÜ(13)
Ich aber sage euch: Jeder, der sich von seiner Frau scheidet – es sei denn, dass sie ihm untreu geworden ist – treibt sie in den Ehebruch; und wer eine geschiedene Frau heiratet, begeht ebenfalls Ehebruch.

c) Wenn ein Mann seine Frau grundlos verstösst und eine andere heiratet, begeht er Ehebruch (vgl. Mat 5,32; 19,9; Mar 10,11; Luk 16,18).

d) Wer immer eine Entlassene heiratet, begeht auch Ehebruch (vgl. Mat 5,32; 19,9).

e) Jesus Christus stand gegen die allgemeine lockere Scheidungspraxis seiner Tage. Er lehrte die Ehe als eine permanente Institution, welche von Gott am Anfange schon gegeben wurde. Damit verwarf er die jüdische Praxis, welche die Ehescheidung als ein einseitig beliebig anzuwendendes Recht des Mannes kannte.

f) In Spr 6,32-35 wird Ehebruch als Wahnsinn mit negativen Folgen beschrieben,.

g) Auch wenn ein Ehebruch von einem Ehepartner begangen worden ist, ist Vergebung möglich, und eine Ehe kann weiter Bestand haben (vgl. Joh 8,1ff).

h) Porneia wird für das Verhalten von Personen verwendet, die sich der Tempelprostitution hingaben (5.Mose 23,18f und 1.Kor 6,13-18), dem Ehepartner untreu wurden, also hurten, und für solche, die sich in Götzendienst involvieren liessen (Hos 1,2; 4,12). In einem solchen Verhalten liegt der Grund vor, eine Ehe zu scheiden, da es sich um falsche menschliche Beziehungen und falsche geistliche Beziehungen zu Gott handelt.

i) Was bedeuten die Aussagen: „Unzucht/Ehebruch schliesst vom Erbteil im Reich Gottes aus“ und „der allwissende Gott ist Richter der Ehebrecher“ (1.Kor 6,9; Eph 5,5; Heb 13,4, Off 21,8)? Es ist eine Warnung an die Gläubigen und bedeutet nicht, dass ein Gläubiger, der eine von diesen Sünden begangen hat, vom Reich Gottes ausgeschlossen ist. Gerettet sind wir ja nicht aufgrund von Werken, sondern aus Gnade (Eph 2,8-10). Ein jeder sehe aber zu, wie er als „Mitarbeiter Gottes“ baut (1.Kor 3,9-10). Es geht also um den Lohn, den ein Gläubiger im Reich Gottes erwartet.

1.Kor 3,13-15
13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird’s klar machen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.
15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch wie durchs Feuer hindurch.

Hinzu kommt, dass das Reich ja nicht für jene ist, die niemals sündigten, sondern für jene, die durch das Blut Christi gereinigt sind (Off 7,14; 22,14). Gottes Wort nennt die Sünden mit Namen, um die Gläubigen zu bewegen, Sünde zu verwerfen und der Gnade Gottes, die durch Christus gegeben ist, zu vertrauen.

Es geht also darum, einem Ziel nachzujagen (Phil 3,13,14), zu überwinden durch Glauben (Off 21,7), um der Sünde zu widerstehen.

Das Problem der Wiederheirat

Eine Wiederheirat im Todesfall eines Ehepartners

Römer 7,1-3:
1 Wisst ihr nicht, liebe Brüder - denn ich rede mit denen, die das Gesetz kennen -, dass das Gesetz nur herrscht über den Menschen, solange er lebt?
2 Denn eine Frau ist an ihren Mann gebunden durch das Gesetz, solange der Mann lebt; wenn aber der Mann stirbt, so ist sie frei von dem Gesetz, das sie an den Mann bindet.
3 Wenn sie nun bei einem andern Mann ist, solange ihr Mann lebt, wird sie eine Ehebrecherin genannt; wenn aber ihr Mann stirbt, ist sie frei vom Gesetz, so dass sie nicht eine Ehebrecherin ist, wenn sie einen andern Mann nimmt.

1.Korinther 7,39:
Eine Frau ist gebunden, solange ihr Mann lebt; wenn aber der Mann entschläft, ist sie frei, zu heiraten, wen sie will; nur dass es in dem Herrn geschehe!

Die Ehe ist eine lebenslange Treuegemeinschaft beider Ehepartner und verwirklicht nur auf diese Weise das schöpfungsmässig gewollte Idealbild Gottes. Erst nach dem Tod eines Ehepartners ist der Lebende frei, eine neue Ehebindung einzugehen.(14)

a) Jesus Christus verwarf ausdrücklich die durch die Pharisäer und Schriftgelehrten falsche Anwendung der Rechtsbestimmung des mosaischen Gesetzes in 5.Mose 24 über die Entlassung der Frau unter der rechtlichen Form der Scheidungsurkunde als dem Willen Gottes widersprechend.

b) Die Wiederheirat des Mannes nach Entlassung der Frau ist gleichbedeutend mit Ehebruch. Die Wiederheirat einer Entlassen treibt sie in den Ehebruch, und wer eine Geschiedene heiratet, begeht ebenfalls Ehebruch (Mat 5,32; Mat 19,9; Mar 10,11f; Luk 16,18 vgl. 1.Kor 7,10f).

c) Der Vollzug des Ehebruchs liegt nicht erst in der sexuellen Hingabe eines Mannes an eine fremde Frau, sondern bereits in der die Treue verleugnenden Begierde (Mat 5,27-28).

d) Die volle eheliche Treue ist ein unabdingbares Gebot Gottes (vgl. 1.Kor 5,1ff; 1.Kor 6,9).

Die paulinische Sonderklausel für die Ehescheidung

1.Korinther 7,12-16:
12 Den andern aber sage ich, nicht der Herr: Wenn ein Bruder eine ungläubige Frau hat und es gefällt ihr, bei ihm zu wohnen, so soll er sich nicht von ihr scheiden.
13 Und wenn eine Frau einen ungläubigen Mann hat und es gefällt ihm, bei ihr zu wohnen, so soll sie sich nicht von ihm scheiden.
14 Denn der ungläubige Mann ist geheiligt durch die Frau, und die ungläubige Frau ist geheiligt durch den gläubigen Mann. Sonst wären eure Kinder unrein; nun aber sind sie heilig.
15 Wenn aber der Ungläubige sich scheiden will, so lass ihn sich scheiden. Der Bruder oder die Schwester ist nicht gebunden in solchen Fällen. Zum Frieden hat euch Gott berufen.
16 Denn was weisst du, Frau, ob du den Mann retten wirst? Oder du, Mann, was weisst du, ob du die Frau retten wirst?

a) Der ungläubige Ehepartner darf eine Ehescheidung herbeiführen. Der gläubige Teil wird durch das Verhalten des Ungläubigen keinem Zwang unterworfen.

b) Das Wort „gebunden“ in Vers 15 bedeutet sklavisch gebunden. Somit ist der Gläubige nicht sklavisch gebunden an eine solche Ehe, noch an den ungläubigen Ehepartner.(15)(15)

Die Wiederheirat im Scheidungsfall

a) Im NT ist die Wiederheirat im Scheidungsfall kaum behandelt worden. Jesus Christus sprach von einer Scheidung, die nur aufgrund von porneia zulässig ist. Falls ein Ehepartner grundlos entlassen wurde, wird die Ehe dennoch erst gebrochen, wenn einer der Partner sich mit einer Drittperson verbindet und Geschlechtsverkehr hat. Eine Ehe kann auch dadurch gebrochen werden – und zwar von innen her – wenn der völlige Rückzug eines Ehepartners vom andern in Form einer unbefristeten geistig-seelisch-leiblichen Verweigerungshaltung erfolgt (1.Kor 7,1-9).

b) Hat ein Partner die Fortführung der Ehe unmöglich gemacht, so trägt er zur zweiten Heirat des „unschuldigen“ Partners bei. Dieser unterliegt keinem rechtlichen Verbot, eine neue Ehe einzugehen. Dieser Gedanke ist in der Aussage Jesus Christus in Mat 19,9 impliziert. Denn Jesus Christus beantwortete dort die Frage der Pharisäer in Bezug auf die Scheidung. Da eine Ehescheidung unter bestimmten Umständen erlaubt war, schloss eine solche Scheidung die Wiederheirat des unschuldigen Partners unwillkürlich ein.(16)

c) In diesem Zusammenhang wäre noch 1.Kor 7,27f zu erwähnen. „Bist du nicht gebunden“ lautet im griech. lelysai, wörtlich „bist du gelöst“. Das mediale Perfekt drückt die Tatsache aus, dass jemand gelöst worden ist und daher jetzt los ist. Was soll damit gesagt werden? Paulus spricht hier nicht vom Fall, dass jemand von einer Frau frei ist, weil er ganz einfach noch ledig ist. Nein, er spricht vom Fall, dass jemand aus einer bestehenden Verbindung gelöst worden ist. Wer dann heiratet, hat nicht gesündigt. Ohne auf die Frage einzugehen, was die einstige Ehe aufgelöst hatte (Tod oder Untreue des Partners), darf darauf hingewiesen werden, dass hier auf alle Fälle die Freiheit von jemandem auch die Freiheit zu jemandem beinhaltet.(17)

d) Die völlige Unversöhnlichkeit seitens eines Ehepartners macht unter Umständen eine Scheidung unvermeidbar. Diesen Personen kann nicht geholfen werden, bis sie in sich gegangen sind d.h., ein falsches, egoistisches Handeln ihrerseits erkennen (vgl. Luk 15,17). Scheidung wäre möglich, aber ohne Wiederverheiratung, damit eine spätere Versöhnung nicht a priori verbaut, sondern stattfinden könnte.

Anwendung

Für Gläubige ist der Standard für Ehe Gottes Wort. Doch geschieht es, dass Gläubige durch gesellschaftliche Normen und Formen beeinflusst werden. Daher soll diese Studie eine Hilfestellung geben. Ehescheidung sollte kein Thema unter Gläubigen sein, auch dann nicht, wenn es Zeiten gibt, die nicht gerade angenehm sind und hart zu bewältigen erscheinen. Solange vor Problemen nur davongerannt wird oder sie verdrängt werden, anstatt sie zu lösen, wird man ihnen stetig in einer neuen Erscheinung begegnen. Daher muss das Problem durch eine richtige Behandlung angegangen werden. Mit Gottes Wort und Seiner Hilfe wird es Gläubigen möglich sein, eine Lösung zu finden. Aus Gottes Wort wird – wie gesehen – deutlich, dass Ehescheidung und Wiederheirat aufgrund von Unzucht oder aufgrund des Verlassens seitens des ungläubigen Ehepartners erlaubt sind. Ebenso kann eine Wiederheirat erfolgen, wenn einer der Ehepartner stirbt. Zum Abschluss dieser Studie bleibt die Anwendung des biblischen Standards.

Als erstes gilt es zu beachten, dass der biblische Standard nur für Gläubige, gläubig im Sinn von Gottes Wort, anzuwenden ist. Für Ungläubige dagegen ist es falsch und irrational zu erwarten, dass sie ein christliches Leben führen werden. Für sie gelten demnach die staatlich verordneten Ehegesetze und Regulierungen, welche für alle Einwohner Gültigkeit haben. Gläubige sind zwar diesen staatlichen Gesetzen nicht enthoben, aber ihr Standard ist Gottes Wort, was sie deutlich von Ungläubigen unterscheidet.

Zweitens sollte Wiederheirat für jemanden möglich sein, der verheiratet war und jetzt geschieden ist, bevor sie/er Christ wurde. Paulus spricht in 2.Kor 5,17 von einer neuen Schöpfung in Christus, wobei „neu“ [griech: kainos] neu in Qualität bedeutet. Das gleiche Wort wird für „neuen Menschen“ in Eph 2,15 verwendet. Diesem neuen Gläubigen wird komplette Tilgung der Sünden zuteil (vgl. Eph 1,7-8). Dies gibt dem Gläubigen eine geistliche Basis für den Wandel mit einer neuen Lebensqualität in Christus. Die Gemeinde in Korinth hatte viele Glieder, die, bevor sie gläubig wurden, in Unzucht, Ehebruch, Götzendienst usw. lebten (vgl. 1.Kor 6,9-11). In Gottes Wort werden sie jetzt als neue Schöpfung in Christus bezeichnet. Eine erneute Heirat als Gläubige sollte aber in dem Herrn geschehen.

Zum Dritten sei daran erinnert, dass ein Gläubiger gemäss 1.Kor 7,15 nicht an die Ehe gebunden ist, wenn sich der ungläubige Ehepartner scheiden will.

Auf der Grundlage von Gottes Wort wird viertens offenkundig, dass Ehebruch keine Sünde ist, die nicht vergeben werden könnte (vgl. Joh 8,1-11). Es sei aber darauf hingewiesen was Jesus Christus sagte: „Geh hin und sündige hinfort nicht mehr.“

Fünftens leben wir in einer sündvollen und absolut unvollkommenen Welt. Wenn dem Ehepartner nicht das gegeben wird, was ihm geschuldet wird (1.Kor 7,3-5), wenn also den ehelichen Pflichten nicht nachgekommen wird, dann muss der Gläubige eine Entscheidung treffen, die Scheidung heissen könnte. Dies zum Beispiel dann, wenn durch den einen Partner des anderen Integrität und Verantwortung als Gläubiger gegenüber Gott verhindert würde.

Sechstens: manchmal heiraten Gläubige ausserhalb von Gottes Willen, z.B. einen Ungläubigen oder jemanden einer weltlichen Religion (z.B. Buddhismus). Es kommt vor, dass eine solche Ehe geschieden wird, um nachher (in den meisten Fällen) einen gläubigen Christen zu heiraten. Heisst das jetzt, dass Gott seinen Willen modifiziert? Absolut nicht! Es zeigt vielmehr, dass Ehescheidung, so schlecht sie auch sein mag (Gott hasst Ehescheidung), nicht unvergebbar ist, und Gott willig ist, neu zu beginnen, wo auch immer wir uns befinden und was wir getan haben (vgl. 1.Joh 1,8-10).

Die Gemeinde sollte solche Menschen niemals ausschliessen, vielmehr muss ihnen gegenüber Verständnis und Barmherzigkeit gezeigt werden (Eph 4,32).

Siebtens kommt es vor, dass Gläubige, aus welchen Gründen auch immer, innerhalb der Ehe streiten. Was jetzt, wenn einer der Partner – oder beide – in einem unversöhnlichen Zustand verharren? Welche Konsequenzen hat das für jenen, der Vergebung und Versöhnung zeigt? Muss eine solche Ehe aufrecht erhalten bleiben? Kann sie/er sich scheiden lassen und wieder heiraten? Nach 1.Kor 7,10-11 wäre eine Scheidung möglich, aber ohne Wiederheirat für beide. Heiratet einer der Partner trotzdem, begeht er biblisch gesehen Ehebruch. Dies erlaubt es dem anderen Partner, wieder zu heiraten, da jetzt keine Versöhnungsgespräche mehr möglich oder sinnvoll sind.

Achtens: was sagen wir der Gemeinde und uns selbst?

a) Wir müssen der Laxheit und Leichfertigkeit der Gläubigen in unserer Gesellschaft betreffend Ehescheidung und Wiederheirat widerstehen und einen klaren Stand gemäss Gottes Wort einnehmen, wie es Jesus vor über 2000 Jahren getan hat.

b) Es gilt, Abstand zu halten von selbstgerechter Verurteilung anderer. Wir alle sind gefährdet, Ehebrecher in unseren Herzen zu werden (vgl. Mat 5,28).

c) Jenen, welche in Ehescheidung gefallen sind und darob leiden, muss vergeben und geholfen werden. Warf unser Herr Jesus Christus einen Stein auf die Ehebrecherin in Joh 8,3-11? Nein! Es benötigt Anstrengung und Kraft unsererseits, das Leid mit denen zu teilen, welches ihnen durch Ehescheidung zugefügt wurde (Gal 6,2).

d) Die Gemeinde sollte denjenigen in Liebe begegnen, die von einem biblischen Standpunkt aus geschieden worden sind (Eph 4,1-2).

e) Niemand von uns ist perfekt in seinem Wandel und ohne Fehler. Daher ist die geistliche Wahrheit von „Christus in uns, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kol 1,27) über den Ehepartner zu beachten, damit ein gegenwärtiges Eheproblem gelöst werden kann, sowie andere Dinge im Leben. Wenn der betroffene Ehepartner unerschütterlich den Christus im Anderen sieht und sein Denken nach Gottes Wort ausgerichtet ist, kann für beide Parteien eine segensreiche Lösung gefunden werden.

Zum Schluss kann folgendes gesagt werden: diese Studie soll Problemfälle und deren Lösungsmöglichkeiten als Gläubige aufzeigen. Es ist aber nicht zu vergessen – oder sogar primär –, dass zwei verheiratete Gläubige, die im Wort wandeln, kaum in solche Situationen kommen sollten, da Ihnen der Segen des Herrn gewiss ist. Das Wort legt klar dar, dass der Gläubige auf keine solche Bedrängnis stossen wird, die er nicht ertragen kann (1.Kor 10,13). Es wurde andernorts erwähnt, dass jegliche Art der Zerstörung der Ehe als göttliche Institution von Gottes Widersacher, dem Teufel, kommen wird. Sind wir gegen seine Anfeindungen gewappnet, wird auch die Ehe nicht von ihm tangiert werden können. Somit ist die Ehe nur ein Mosaikstein in „the Heart of Christian Living“.


Fußnoten:

1 Lothar Coenen, Theologisches Begriffslexikon zum NT, Band 2 (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1990), Seite 1506.

2 James B. Boice, The Gospel of Matthew, Volume 2, (Grand Rapids Michigan: Baker Book House, 2001), Seite 402.

3 Joel B. Green, Dictionary of Jesus and the Gospels, (Downers Grove, Illinois: Inter Varsity Press, 1992), Seite 195.

4 R. Kent Hughes, The Sermon on the Mount, (Wheaton, Illinois: Crossway Books, 2001), Seite 116f.

5 Fritz Rienecker, Das Evangelium des Matthäus, Wuppertaler Studienbibel (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1974), Seite 260.

6 Hermann Hartfeld, Scheidung und Wiederheirat im Kontext der Bibel, (Arbeitspapier für alle Mitarbeiter der FEG Zürich Helvetiaplatz), Seite 4.

7 James B. Boice, The Gospel of Matthew, Volume 2, (Grand Rapids Michigan: Baker Book House, 2001), Seite 403.

8 Fritz Rienecker, Das Evangelium des Matthäus, Wuppertaler Studienbibel (Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1974), Seite 62.

9 R. Kent Hughes, The Sermon on the Mount, (Wheaton, Illinois: Crossway Books, 2001), Seite 114f.

10 James B. Boice, The Gospel of Matthew, Volume 2, (Grand Rapids Michigan: Baker Book House, 2001), Seite 403f.

11 Jerry D. Brown, Artios, Unterricht über God’s Views about Divorce, (Richardson Texsas, 1994)

12 Corps Night Teaching, Corinthians, (Way Corps XI, XIII, F7 and F9,1982/83)

13 Die NGÜ – Neue Genfer Übersetzung –, (Genf Schweiz, Genfer Bibelgesellschaft, 2000) und Eberfelder rev. sind hier genauer als Luther

14 Hermann Hartfeld, Scheidung und Wiederheirat im Kontext der Bibel, (Arbeitspapier für alle Mitarbeiter der FEG Zürich Helvetiaplatz), Seite 5.

15 Ibidem, Seite 5.

16 Ibidem, Seite 6.

17 Bruno Schwengeler, Geschieden – was nun?, (Berneck: Schwengeler Verlag, 1994), Seite 59.

 

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