Anmerkung: Zu der nachfolgenden Studie hat mich ein Artikel von E.W. Bullinger in der Ausgabe der Zeitschrift Things to Come vom September 1899 angeregt. Wie zeitlos doch die Wahrheit des Wortes Gottes ist, und wie dankbar wir sein können für Männer und Frauen, die ihr Leben im Laufe der Jahrhunderte der Verkündigung der Frohen Botschaft von Christus gewidmet haben! Möge diese Studie nicht nur ein wenig an diesen gottesfürchtigen Mann erinnern, sondern auch dazu dienen, mit Dankbarkeit anderen Lehrern, die durch ihr Wirken unser Leben gesegnet haben, ein Andenken zu bewahren.

Psalm 34,6:
Die auf ihn sehen, werden strahlen vor Freude …

In den Worten dieses Verses liegt das Geheimins zu Frieden und Freude in unserem Leben. Die hier dargelegte Wahrheit ist der Schlüssel zu wahrem Fortschritt auch im christlichen Leben.

Wohin wir sonst auch sehen, sei es auf uns selbst oder auf andere um uns herum, wird uns keine Freude bereiten. Wir sollten auf den Herrn sehen, auf das von Ihm offenbarte Wort schauen, Ihn suchen in allem.

Es liegt eine große Gefahr darin, alle möglichen Werke „um die Bibel herum" zu lesen – seien es Biographien, seien es Kommentare oder sonstige Literatur. Es mag an sich eine durchaus erbauliche und anregende Sache sein, solche Werke zu lesen; die Gefahr besteht darin, daß wir darüber das Lesen des Wortes Gottes vernachlässigen.

Der Widersacher kennt seine Möglichkeiten, und er weiß, daß unsere Stärke, unsere Freude, unser Licht, unser Friede ihren Grund im Wort Gottes haben und darin liegen, daß wir auf das von Gott in Christus für uns vollbrachte Werk blicken. Wir müssen unsere Augen auf Christus gerichtet halten und auf das sehen, was er uns ermöglicht hat und was uns durch ihn geschenkt ist. Daher wird der Teufel versuchen, uns gerade davon abzulenken.

Beim Sünder wird er versuchen, ihn dazu zu bringen, sich so lange wie irgend möglich mit seinen Sünden zu beschäftigen, sich ihnen hinzugeben und ihre „Freuden" zu genießen.

Wenn er dann einen Bußfertigen antrifft, wird er versuchen, ihn so mit Buße und seiner Reue über die Sünde zu beschäftigen, bis dieser sich Sorgen macht, ob er genug bereut und Buße getan hat.

Beim Gläubigen wird er auf ähnliche Weise versuchen, diesen gänzlich mit seinem Glauben zu beschäftigen.

Den Diener versucht er dazu zu bringen, sich ganz mit dem Dienst zu beschäftigen, bis der vor lauter Dienst keine Zeit oder Gelegenheit mehr findet, sich Gedanken über seinen Herrn zu machen, dem er doch dient.

Den Geheiligten versucht er so auf seinen Wandel in Heiligkeit zu fixieren, daß dieser darüber seine Stellung, die Gott ihm in Christus bereits gegeben hat, außer acht läßt und dadurch gerade die Kraft und Macht verliert, die ihm einen Wandel in der Kraft Gottes ermöglichen würde.

In all diesen Fällen zielt die Versuchung des Widersachers immer darauf, den Christen abzubringen von Christus, d.h. davon, auf das zu schauen, was ihm von Gott in Christus bereits gegeben worden ist. Ist der Widersacher darin erfolgreich, so hat er den Christen von einem wahrlich gesegneten Leben abgehalten. Er benutzt gar Dinge, die in sich selbst nicht unbedingt böse oder schlecht sind, manches ist für sich allein sogar wahr und gut! Aber er benutzt sie dazu, unser Herz mit einer minderwertigen Sache zu beschäftigen und es davon abzuhalten, auf den wahren Gott, unseren himmlischen Vater, und auf Seinen eingeborenen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, zu blicken, die doch allein unsere einzige wahre Quelle von Friede und Freude sind.

Eine sehr listige Versuchung des Widersachers ist, uns zu verleiten, nach Segnungen zu streben und auf Segen bedacht zu sein, statt Gott zu suchen, der uns segnet und bereits gesegnet hat mit allem geistlichen Segen in den himmlischen Gütern. Welch eine teuflische List!

Psalm 34 enthält einige wunderbare Wahrheiten, die auch uns in der Zeit der Gemeinde der Gnade Gottes aufzeigen, wie wir uns verhalten sollten.

Psalm 34,2-4:
Ich will den HERRN loben allezeit; sein Lob soll immerdar in meinem Munde sein.
Meine Seele soll sich rühmen des HERRN, daß es die Elenden hören und sich freuen.
Preiset mit mir den HERRN und laßt uns miteinander seinen Namen erhöhen!

Daraus spricht eine Beschäftigung des Herzens mit Ihm, dem HERRN, der für uns doch ein fürsorgender und segnender Vater ist. Solch eine Einstellung, wie sie in diesen Versen zu sehen ist, wird sicherlich mehr zur Entfaltung unseres christlichen Lebenswandels beitragen als all die eigenen direkten Bemühungen, um unseren Wandel zu verbessern. Wenn wir auf Ihn sehen, wenn wir uns mit Ihm beschäftigen, wenn unser Herz zu Ihm aufschaut, dann sind wir in einer Position, die uns Freude und Frieden im täglichen Leben ermöglicht. Dann treten wir nicht in die Falle des Widersachers, die dieser uns mit solch listigen Methoden zu stellen sucht. Wenn wir auf Gott blicken, erkennen wir Ihn und achten auf das, was Er in Christus für uns bereits getan hat.

Wir erliegen dann auch nicht mehr so leicht einem anderen üblen Anschlag des Teufels, mit dem er uns fortwährend dahingehend zu beeinflussen sucht, daß wir glauben, wir seien das bzw. so, wie wir uns fühlen. Wir halten uns für so gut, wie wir uns fühlen; wir halten uns für so schlecht, wie wir uns fühlen. Wir sehen uns selbst im Lichte unserer Gefühle, anstatt im Lichte des Wortes Gottes. Und doch sind nicht unsere Gefühle wahr, sondern das Wort Gottes ist wahr! Jeder sollte es eigentlich besser wissen, denn wir sind uns alle bewußt, daß uns unsere Gefühle schon oft getäuscht haben. Andererseits können wir mit absoluter Zuversicht auf Gott, Seinen Sohn und auf Sein Wort schauen, denn die haben noch nie versagt!

Gott sieht uns als Seine Kinder, gerechtfertigt in Christus, geheiligt in Christus, erlöst in Christus — so, wie Er uns in Christus gemacht hat. Wir sind von Ihm Geliebte! Das alles scheint uns manchmal noch zu gut, um wahr zu sein. Wir sollten aber beachten, daß diese Dinge im Wort Gottes geschrieben stehen. Ob unsere momentanen Gefühle damit übereinstimmen, ist völlig irrelevant. Wahrheit ist, was Gottes Wort uns offenbart.

Wie viele Christen fühlen sich nicht wert, von Gott auch nur ein wenig beachtet zu werden. Dabei lassen sie außer acht, daß Gott Seinen eingeborenen Sohn gab, um sie zu retten. Er hat sie teuer erkauft und einen hohen Preis für sie bezahlt. Nun zu denken, daß Gott einen nicht beachten könne, weil man in Gottes Augen nichts wert ist — das grenzt fast an Lästerung und zeugt von einer Verblendung des Sinnes. Wir als Christen sind unserem himmlischen Vater das Leben Seines eingeborenen Sohnes wert gewesen!

Jetzt ist es unsere Pflicht, unseren Sinn, unser Herz – ja, auch unsere Gefühle! – unter Kontrolle zu bringen und nicht wie einen wilden Hund umherstreunen zu lassen. Unser Blick muß auf Ihn gerichtet sein! Wir müssen mit aller Macht darauf achten, worauf bzw. auf wen wir schauen.

2. Korinther 3,18:
Nun aber schauen wir alle mit aufgedecktem Angesicht die Herrlichkeit des Herrn wie in einem Spiegel, und wir werden verklärt in sein Bild von einer Herrlichkeit zur andern von dem Herrn, der der Geist ist.

Hier lesen wir, worauf wir schauen sollen. Wir richten unsere Blicke auf die Herrlichkeit des Herrn. Dieses Schauen der Herrlichkeit des Herrn bewirkt in uns eine Veränderung, ja eine Verklärung! Wir werden verklärt in sein Bild.

Diese Stelle nimmt Bezug auf ein Geschehen im Alten Testament, als Mose vom Berg Sinai herabkam. Er war bei Gott, bei dem HERRN, gewesen, und die göttliche Herrlichkeit spiegelte sich in seinem Angesicht. Er war verändert bzw. sein Angesicht war verklärt aufgrund der Wirkung der Herrlichkeit des HERRN, die sich darauf widerspiegelte. Mose verhüllte damals sein Angesicht, er sah diese Herrlichkeit noch „nicht aufgedeckt". Wir dagegen blicken jetzt ohne Schleier, unverhüllt, mit aufgedecktem Angesicht auf die Herrlichkeit des Herrn und werden ihm immer ähnlicher, weil sich seine Herrlichkeit auf unserem Angesicht spiegelt.

Bemerkenswert ist diese Aussage, wenn wir berücksichtigen, daß hier auf einen orientalischen Spiegel in biblischen Zeiten Bezug genommen wird. Diese waren nicht aus Glas, sondern aus fein poliertem Metall hergestellt. Wer sich in einem solchen Spiegel betrachtete, sah sich selbst nicht in solcher Klarheit, wie dies bei heutigen Spiegeln der Fall ist; das Abbild war oftmals eher verschwommen. Ein solcher Spiegel hatte außerdem noch einen anderen Effekt, denn er reflektierte das Licht in besonderer Weise auf das Angesicht dessen, der in den Spiegel schaute. Er selbst sah sich im Spiegel, aber alle Umstehenden sahen diese Reflektion des Spiegels auf seinem Angesicht, je nach Metall war es weiß oder gelb. Die Spiegelung bzw. Veränderung auf seinem Angesicht war für ihn selbst nicht unbedingt wahrnehmbar, aber all die anderen konnten sie sehen.

So verhält es sich auch mit uns, wenn wir uns, wie in einem Spiegel, die Herrlichkeit des Herrn anschauen — wenn wir auf Christus schauen und was er mit der Herrlichkeit seiner Person und der Vollkommenheit seines Werkes erreicht hat. Christus ist unser Spiegel, worin wir uns betrachten. Wir sehen auf ihn und auf das, was unser himmlischer Vater in ihm gewirkt hat. Dieses Sehen auf ihn bewirkt eine Veränderung, ohne daß dazu andere eigene Anstrengungen oder eigene Werke etwas beitragen. Nein, seine Herrlichkeit bewirkt die Veränderung, diese Verklärung in sein Bild, solange wir darauf achten, in den Spiegel seiner Herrlichkeit zu schauen. Wir selbst sind uns vielleicht dieser Veränderung gar nicht so bewußt, andere aber werden sie sehen. So laßt uns auf ihn sehen und strahlen vor Freude!

 

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