In der ersten Studie unter dem Titel "Einmütig beieinander sein" hatte ich auf die verschiedenen Stellen im Neuen Testament aufmerksam gemacht, in denen das griechische Wort homothumadon, „beieinander sein” bzw. “einmütig sein”, vorkommt. Aus diesen Stellen war ersichtlich, wie die frühe Gemeinde zunächst gemäß Gottes Plan in der Tat einmütig war und in der Folge auch viele Erweise von Gottes großer Gnade in Form eines dynamischen Gemeindelebens sah. Später dann, wie einige Anmerkungen des Apostels Paulus in seinen letzten Briefen anzeigen, wich die Gemeinde leider von diesem einträchtigen und einmütigen Verhalten ab, und es machten sich nach und nach statt Einmütigkeit eher Neid, Hader, Zwietracht und Streitereien breit, die letztendlich zu Spaltungen innerhalb der Gemeinde führten und schließlich ihren Ruin verursachten.

Gottes Wille für uns als Christen ist jedoch das, was zu Beginn der Gemeinde von den Gläubigen damals gelebt wurde und uns in der Apostelgeschichte und auch einem bemerkenswerten Abschnitt im Brief des Paulus an die Gläubigen in Rom überliefert ist.

Römer 15 zeigt uns ein wenig von dem Lebensstil auf, den Gott von uns als seinen Kindern erwartet. Er hat uns aus Gnade gerettet und große Barmherzigkeit erwiesen, als er seinen eingeborenen Sohn Jesus Christus in die Welt sandte, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren würden, sondern gerettet werden und als Kinder Gottes ewiges Leben haben sollen (vgl. Joh 3,16.17). Gott hat uns zu seinen Kindern berufen, und wir sollen dieser Berufung würdig leben (vgl. Eph 4,1; 2 Th 1,11).

Teil dieser Berufung ist, daß wir als Glieder von Gott in einen Leib gesetzt worden sind, so wie es ihm gefiel (vgl. 1Ko 12,18). Wir alle haben Teil an und Aufgabe in dem einen Leib, und sind untereinander als Glieder verbunden. Ein wesentlicher Bestandteil für einen erfolgreichen Wandel der Gemeinde dieses Leibes ist, daß die unterschiedlichen Glieder füreinander sorgen und insgesamt gemeinsam und einmütig miteinander wirken. Das Gegenteil, sich gegenseitig „zu beißen und zu fressen“, führt dann nur dazu, daß sie gar „einander auffressen“ (vgl. Gal 5,15).

Wie die Glieder des einen Leibes leben sollen und miteinander einmütig agieren, wird uns in Römer 15 von Paulus dargelegt.

Römer 15,1–3:
Wir aber, die wir stark sind, sollen das Unvermögen der Schwachen tragen und nicht Gefallen an uns selber haben.
Jeder von uns lebe so, daß er seinem Nächsten gefalle zum Guten und zur Erbauung.
Denn auch Christus hatte nicht an sich selbst Gefallen, sondern wie geschrieben steht: »Die Schmähungen derer, die dich schmähen, sind auf mich gefallen.«

Zunächst wendet sich das Wort Gottes an die, „die wir stark sind“, also an die, die womöglich schon ein wenig länger Christen sind, die ein wenig mehr Erkenntnis Gottes in ihrem Leben erlangt haben, die ein wenig mehr an Frucht des Geistes in ihrem Leben hervorgebracht haben – als es vielleicht bei einem gerade erst zum Glauben gekommenen Christen der Fall sein mag. Im Wandel des Starken soll erkennbar sein, was Gott von allen seinen Kindern will. Was beinhaltet nun ein solcher Wandel?

Als erstes sollen wir das Unvermögen der Schwachen tragen! Und doch, wie wird gerade das so oft innerhalb der Gemeinde nicht getan und stattdessen machen sich Starke auch noch über das Unvermögen der Schwachen lustig, nutzen es aus, um sich (allerdings nur scheinbar) einen Vorteil zu verschaffen usw. So darf es nicht sein in der Gemeinde. Die Starken sollen das Unvermögen der Schwachen tragen, d.h. diese „Last“ auf sich nehmen und so dem Schwachen helfen.

Mit einem solchen Verhalten werden wir auch nicht Gefahr laufen, Gefallen an uns selber haben zu wollen. Da unser Blick auf den anderen gerichtet ist, werden wir in die Lage versetzt, unserm Nächsten zu gefallen zum Guten und zur Erbauung! Wesentlicher Teil eines rechten Lebens als Christ ist es also, nicht egoistisch auf sich selbst zu schauen, nicht zu leben, um Gefallen an sich selber zu haben. Das Gegenteil soll in unserem Leben zu sehen sein: Ein Leben, um dem Nächsten zu gefallen, um dem Nächsten Gutes und Erbauung zu bringen.

Darin sollen wir dem Beispiel unseres Herrn Jesus Christus folgen, der uns genau das vorgelebt hat. Er nahm das auf sich, was wir eigentlich verdient gehabt hätten, er gab schließlich sein Leben, damit wir Leben haben konnten.

Im Leben für Gott und Leben für andere fand Jesu Leben seine Erfüllung. So wird es auch in unserem Leben sein. Wenn wir lediglich auf uns selbst schauen, wenn wir leben, um uns zu gefallen, unsere Bedürfnisse zu befriedigen, werden wir niemals so recht zufrieden und erfüllt in unserem Leben sein. Wenn wir aber leben, um Gott zu gefallen, indem wir dem Beispiel unseres Herrn Jesus Christus folgen und anderen helfen, am Wohle anderer interessiert sind, dann wird unser Leben mehr und mehr im rechten Glanz erstrahlen, den ihm göttliche Herrlichkeit verleiht.

Jesus Christus ist unser Beispiel in allen Dingen. Wenn wir uns gedemütigt fühlen, sollten wir an seine Demütigung denken! Wenn wir aufgeben und alles hinwerfen möchten, sollten wir an ihn denken, der gehorsam wurde und nicht aufgab. Die Schmähungen, die er erduldete, kamen nicht über ihn, weil er es verdient gehabt hätte. Nein, diese erduldete er, weil er Gott so liebte und Gott gefallen wollte. Christus stellte jegliche Gefühle von eigener Wichtigkeit, Selbsterhaltung, Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, persönliches Recht, persönliche Wünsche, persönliche Bequemlichkeit und Genügsamkeit zurück, weil er unsere Schmähungen auf sich nahm. Wenn er das für uns getan hat, wer sind wir, dann nicht seinem Beispiel zu folgen und so zu leben, daß wir nun Gott gefallen und ihm zum Lobe und zur Ehre leben?

Römer 15,4:
Denn was zuvor geschrieben ist, das ist uns zur Lehre geschrieben, damit wir durch Geduld und den Trost der Schrift Hoffnung haben.

Die notwendige Hoffnung zu einem Leben in der Nachfolge Christi können wir haben durch Geduld und den Trost, den die Schrift uns gibt. In der Schrift hat sich Gott offenbart, hat er uns Beispiele von Menschen gegeben, die nach seinem Willen lebten. Die Schrift verkündet uns, was wir zu einem göttlichen Lebenswandel benötigen. Die Schrift hilft uns, Geduld zu haben und Trost bzw. Ermutigung zu finden, was uns Hoffnung im Herzen haben läßt.

Die Schrift vermittelt uns Geduld und Trost, weil sie das von Gott eingegebene Wort Gottes ist, und weil Gott der Gott der Geduld und des Trostes ist.

Römer 15,5:
Der Gott aber der Geduld und des Trostes gebe euch, daß ihr einträchtig gesinnt seid untereinander, Christus Jesus gemäß,

Gott ist auch der Gott der Hoffnung, und er wird auch so in der Schrift bezeichnet.

Römer 15,13:
Der Gott der Hoffnung aber erfülle euch mit aller Freude und Frieden im Glauben, daß ihr immer reicher werdet an Hoffnung durch die Kraft des heiligen Geistes.

Diese zwei Verse tun kund, daß es Gott ist, welcher der Gemeinde gibt, daß die Gläubigen einträchtig gesinnt sind. Er schenkt der Gemeinde Geduld und Trost und Hoffnung mittels der Schrift. Er erfüllt die Gläubigen mit Freude und Frieden im Glauben mittels der Kraft der Gabe heiligen Geistes.

Der Standard für Glaube und auch eine einträchtige Gesinnung in unserem Leben als Christen ist Jesus Christus. Wie die Verse zu Beginn des Kapitels bereits deutlich machten, so wird es auch in diesen Versen weitergeführt: Jesus Christus ist unser Vorbild, sein Denken ist der Maßstab für einträchtiges Denken unter den Gläubigen in der Gemeinde.

Eine einträchtige Gesinnung untereinander erreichen wir nicht durch gleiche Erkenntnis oder gleiches Verständnis – einen solchen Zustand, daß wir alle gleiche Erkenntnis und gleiches Verständnis haben, den wird es erst mit der Wiederkunft Christi geben, wenn wir alle in gleicher Weise erkennen werden. Bis dahin wird unser Verständnis und unser Wissen immer unterschiedlich sein und bleiben! Wie aber kann dann Eintracht unter uns herrschen?

Vers 5 enthält die Antwort auf diese Frage: Indem Gott uns gibt, einträchtig gesinnt zu sein. Wie geschieht das? Indem wir den Anweisungen hier Folge leisten und das Unvermögen des andern tragen. Indem wir Christi Beispiel folgen und nicht für uns selbst leben, sondern um Gott zu gefallen, indem wir unsern Nächsten zum Gefallen leben. Indem wir Geduld üben und Trost und Hoffnung aus der Schrift schöpfen.

Einträchtig gesinnt zu sein bedeutet nicht, daß alle unbedingt so glauben und denken, wie man selbst. Einträchtig gesinnt zu sein bedeutet vielmehr, daß alle eines Sinnes sind bzgl. des Zieles und Zweckes ihres Daseins und die gleiche Absicht verfolgen – und das ist in unserem Falle nichts anderes, als GOTT ZU LOBEN UND IHN IN ALLEM ZU VERHERRLICHEN!”

Römer 15,6:
damit ihr einmütig mit einem Munde Gott lobt, den Vater unseres Herrn Jesus Christus.

Hier wird uns der große Zweck des Einträchtig-Seins genannt: Wir sollen mit einem Munde Gott loben! Unser Leben muß ein Leben zur Verherrlichung Gottes sein. Wir sollen nun IHM leben, nicht mehr uns selbst; und wir sollen ihn preisen an unserem Leibe (vgl. Römer 6,10.11; 1. Korinther 6,19.20).

Die frühe Gemeinde lebte zunächst so und folgte eifrig und einmütig in dieser Weise dem Beispiel, das Christus gegeben hatte. Später jedoch wichen sie davon ab, und es ergaben sich Spaltungen, und schließlich blieb nichts. Wir müssen uns zu Herzen nehmen, was uns hier in Römer 15 mitgeteilt wird, und uns bemühen, nicht egoistisch auf uns selbst zu schauen, was mehr und mehr zu Streit und Eifersucht untereinander führt, und was auch definitiv nicht zum Lobe Gottes beiträgt.

Wir erhalten noch einige weitere wichtige Anweisungen in den nächsten Versen, die ebenfalls Ermutigung sind, einmütig Gott zu loben.

Römer 15,7:
Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.

Wir sollen andere mit offenen Armen empfangen, annehmen, einander mit Freundlichkeit begegnen, wie das Wort „annehmen“ ausdrückt. Dies soll geschehen zu Gottes Lob! Zu GOTTES LOB!

Wenn wir das nächste Mal in Versuchung geraten, einen andern zu verleumden, schlecht über jemanden zu reden, uns von andern Gläubigen abszuspalten, dann sollten wir besser innehalten und uns einmal bewußt machen, daß wir damit gegen Gottes Hauptzweck angehen, der wäre: mit einem Munde Gott loben! Statt Abspaltung wäre Annahme eigentlich angebracht, um so Gott zu loben! Christus hat auch uns angenommen, als wir keineswegs sonderlich liebenswert waren, und er tat es zu Gottes Lob!

Römer 15,8 und 9:
Denn ich sage: Christus ist ein Diener der Juden geworden um der Wahrhaftigkeit Gottes willen, um die Verheißungen zu bestätigen, die den Vätern gegeben sind;
die Heiden aber sollen Gott loben um der Barmherzigkeit willen, wie geschrieben steht: »Darum will ich dich loben unter den Heiden und deinem Namen singen.«

Jesus Christus wurde ein Diener der Juden, aber er erreichte auch, daß die Heiden Gott nun loben sollen, nämlich um der Barmherzigkeit willen, die Gott ihnen erwiesen hat. Auch Heiden können nun Teil der Gemeinde werden, und so Anteil bekommen und zusammen mit Israel Gott loben und ihn preisen.

Römer 15,10 und 11:
Und wiederum heißt es : »Freut euch, ihr Heiden, mit seinem Volk!«
Und wiederum: »Lobet den Herrn, alle Heiden, und preist ihn, alle Völker!«

Wir sollen also einträchtig untereinander gesinnt sein, um mit einem Munde einmütig Gott zu loben; wir sollen einander annehmen zu Gottes Lob; Jesus Christus ermöglichte auch den Heiden, Gott zu loben, und Gott will, daß alle Völker zusammen mit seinem Volk ihn preisen.

Worauf kommt es hier wohl an? Was ist wohl der Hauptpunkt, um den es hier geht?

Wollen wir in unserer Gemeinde nun wie die frühe Gemeinde zu Beginn leben und einmütig, einträchtig untereinander und füreinander sorgend leben, um so Gott mit einem Munde zu loben? Oder wollen wir egoistischen Begierden nachgeben und so leben, wie es die Gemeinde später im 1. Jhdt. tat und voller Neid, Eifersucht und in Streit und Spaltung leben?

Unsere Antwort auf diese Fragen liegt begründet im Stellenwert, den Gottes Lob in unserem Leben einnimmt. Sind wir daran interessiert, Gott zu loben und zu preisen? Wenn ja, dann werden wir ihm ermöglichen, uns zu geben, einträchtig gesinnt zu sein, um ihm mit einem Munde zu loben!

 

Übersicht Artikel