Marburger Artikel (1529)



Marburger Artikel (1529)

Auf diese folgenden Artikel haben sich die unten Unterzeichnenden zu Marburg verglichen am 3. Oktober 1529

Zum Ersten, daß wir alle eintrechtig glauben und für wahr halten, daß allein ein einziger, rechter, natürlicher Gott sei, Schöpfer aller Kreaturen. Dieser Gott ist einig in Wesen und Natur und dreifältig in den Personen, nämlich Vater, Sohn und Heiliger Geist, wie es beschlossen wurde im Nizeanischen Konzil und im Nizänischen Glaubensbekenntnis gesungen und gelesen wird in der ganzen christlichen Kirche in der Welt.

Zum anderen glauben wir, daß nicht der Vater noch der Heilige Geist, sondern der Sohn des Vaters Gott, rechter natürlicher Gott, Mensch geworden sei durch die Wirkung des Heiligen Geistes. Er wurde ohne männlichen Samen von der reinen Jungfrau Maria geboren, am Leibe vollkommen mit Leib und Seele, wie jeder andere Mensch, doch ohne Sünde.

Zum dritten, daß dieser Sohn Gottes und Marias, die unzerteilte Person Jesus Christus, für uns gekreuzigt, gestorben und begraben worden sei, auferstand von den Toten, auffuhr gen Himmel. Er sitzt als Herr über alle Schöpfung zur Rechten Gottes, um zukünftig die Lebenden und Toten zu richten.

Zum vierten glauben wir, daß die Erbsünde uns von Adam angeboren und vererbt sei. Diese Sünde verdammt alle Menschen, und wenn Jesus Christus uns nicht zur Hilfe gekommen wäre durch seinen Tod und sein Leben, so wären wir für immer gestorben und könnten nicht zu Gottes Reich und Seligkeit kommen.

Zum fünften glauben wir, daß wir von dieser und allen anderen Sünden und dem ewige Tode erlöst wurden, wenn wir an Jesus Christus, Gottes Sohn, glauben, der für uns starb. Außer diesem Glauben gibt es kein Werk, keinen Stand und keinen Orden oder ähnliches, durch das wir von der Sünde erlöst würden.

Zum sechsten, daß dieser Glaube eine Gabe Gottes sei, den wir durch keinerlei Werke oder Verdienst erwerben noch aus eigener Kraft machen können, sondern der Heilige Geist gibt und schafft ihn, wo er will, in unseren Herzen, wenn wir das Evangelium oder die Worte Christi hören.

Zum siebenten, daß dieser Glaube unsere Gerechtigkeit vor Gott ist, um dessen Willen uns Gott für gerecht, fromm und heilig ansieht und ohne alle Werke und Verdienst heilt. Dadurch hilft er uns gegen Sünde, Tod und Hölle, nimmt uns gnädig an und macht uns selig um seines Sohnes willen, an den wir glauben und dadurch seiner Gerechtigkeit, seines Lebens und aller seiner Güter genießen und teilhaftig werden.

Von dem äußerlichen Wort

Zum achten, daß der Heilige Geist, um es klar zu sagen, niemanden solchen Glauben oder seine Gabe gibt ohne vorhergehende Predigt oder Ansprache oder das Evangelium Christi, sondern nur durch das Wort wirkt er und schafft den Glauben, wo und in wem er will. (Röm. 10)

Von der Taufe

Zum neunten,, daß die heilige Taufe ein Sakrament sei, das zu solchem Glauben von Gott eingesetzt wurde, und weil Gottes Gebot „ite, baptizate“ und Gottes Verheißung „qui credident“ darinnen ist, so ist es nicht allein ein Zeichen oder eine Losung unter den Christen, sondern ein Zeichen und Werk Gottes, in dem unser Glaube gefördert und durch das wir zum Leben wiedergeboren werden.

Von den guten Werken

Zum zehnten, daß solcher Glaube durch die Wirkung des Heiligen Geistes anschließend gute Werke durch uns übt, wenn wir dadurch gerecht und heilig gerechnet und geworden sind, nämlich die Liebe gegen den Nächsten, das Gebet zu Gott und das Erleiden allerlei Verfolgung etc.

Von der Beichte

Zum elften, daß die Beichte oder das Ratsuchen bei seinem Pfarrer oder Nächsten wohl ungezwungen und frei sein soll, aber doch sehr nützlich den betrübten, angefochtenen oder mit Sünden beladenen und in Irrtümer gefallenen Christen, hauptsächlich um der Absolution oder Tröstung durch das Evangelium, welches die rechte Absolution ist.

Von der Obrigkeit

Zum zwölften, daß alle Obrigkeit und weltliche Gesetze, Gerichte oder Ordnung, die es gibt, ein rechter, guter Stand sind und nicht verboten, wie etliche päpstliche und Widerteufer lehren und halten. Ein Christ, der darin berufen oder geboren wurde, kann durch den Glauben an Christus selig werden, genauso wie im Vater- und Mutterstand, als Mann und Frau etc.

Zum dreizehnten, daß man menschliche Tradition und Ordnung in geistlichen oder Kirchengemeinschaftten, so weit sie nicht gegen das offensichtliche Wort Gottes stehen, freu halten oder sein lassen kann, je nach den Leuten, mit denen wir umgehen. Es ist nicht wichtig, sie zu untersagen, da man (durch ihre Akzeptanz) in Liebe den Schwachen und dem Frieden zu Dienste ist.

Zum vierzehnten, daß die Taufe der Kinder richtig sei und sie dadurch zu Gottes Gnaden und in die Christenheit aufgenommen werden.

Vom Sakrament des Leibes und Blutes Christi

Zum zwölften, daß alle Obrigkeit und weltliche Gesetze, Gerichte oder Ordnung, die es gibt, ein rechter, guter Stand sind und nicht verboten, wie etliche päpstliche und Widerteufer lehren und halten. Ein Christ, der darin berufen oder geboren wurde, kann durch den Glauben an Christus selig werden, genauso wie im Vater- und Mutterstand, als Mann und Frau etc.

Zum dreizehnten, daß man menschliche Tradition und Ordnung in geistlichen oder Kirchengemeinschaftten, so weit sie nicht gegen das offensichtliche Wort Gottes stehen, freu halten oder sein lassen kann, je nach den Leuten, mit denen wir umgehen. Es ist nicht wichtig, sie zu untersagen, da man (durch ihre Akzeptanz) in Liebe den Schwachen und dem Frieden zu Dienste ist.

Zum vierzehnten, daß die Taufe der Kinder richtig sei und sie dadurch zu Gottes Gnaden und in die Christenheit aufgenommen werden.

  • Martinus Luther
  • Justus Jonas
  • Philippus Melanchthon
  • Andreas Osiander
  • Stephanus Agricola
  • Johannes Brentius
  • Johannes Oecolampadius
  • Huldrychus Zuinglius
  • Martinus Bucerus
  • Caspar Hedio

 

Christliche Texte übersicht

 

Stand:  27.11.2019