Psalm 139,7-10
7 Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht?
8 Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da.
9 Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer,
10 so würde auch dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.

1. Mose 11,5
Da fuhr der HERR hernieder, daß er sähe die Stadt und den Turm, die die Menschenkinder bauten.

1. Mose 18,20-21
20 Und der HERR sprach: Es ist ein großes Geschrei über Sodom und Gomorra, daß ihre Sünden sehr schwer sind.
21 Darum will ich hinabfahren und sehen, ob sie alles getan haben nach dem Geschrei, das vor mich gekommen ist, oder ob's nicht so sei, damit ich's wisse.

Die Abschnitte aus 1. Mose über Gott, und dass er "hinabfahren (hernieder fahren) und sehen" will, scheinen anzuzeigen, dass Gott sicherlich nicht überall gegenwärtig ist, oder warum würde er sonst zu irgendeinem Ort auf Erden "hinabfahren" müssen? Der Abschnitt aus Psalm 139 andererseits zeigt deutlich, dass Gott selbst in den gegensätzlichsten Orten gegenwärtig ist (Himmel und bei den Toten, Osten und Westen).

Auch hier müssen wir verstehen, dass Gott in manchen Schriftstellen menschliche Attribute zugesprochen werden; dies geschieht mittels der Redefigur "Condescensio". Gott, als Geist, und als der "in der Höhe und im Heiligtum wohnt" (vgl. Jesaja 57,15), ist wirklich überall gegenwärtig und er braucht nicht zu irgendeinem Ort buchstäblich "hinzugehen", um tatsächlich dort gegenwärtig zu sein. Solche Stellen darüber, wie der HERR nach Babylon hinab fährt, um sich den Turm anzuschauen, den die Leute dort gebaut hatten, oder wie der HERR nach Sodom hinab fährt, um zu sehen, ob das, was er darüber gehört hatte, auch wahr wäre, solche Stellen benutzen diese Redefigur. Es wird dabei eine Sache in menschlicher Weise ausgedrückt, wohl zur Betonung und auch, damit der Leser es besser versteht. Gott "fährt nicht hinab" an diese Orte im buchstäblichen Sinne, vielmehr lenkt er seine Aufmerksamkeit dorthin und wird nun in der jeweiligen Situation eingreifen.

Wenn wir den Gebrauch der Redefigur in diesen Ausdrücken verstehen, und wenn wir den Zusammenhang einer jeden Stelle beachten, können wir schnell und leicht erkennen, dass es absolut keinen Widerspruch zwischen diesen Stellen in der Schrit gibt.

 

Übersicht Widersprüche