Anmerkung: Ein herzlicher Dank gilt Gary Gudlin, dessen Studie Where Are the Dead? einige Einsichten in dieses Thema anregte.

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Elias “Entrückung gen Himmel”

Der Bericht über das Lebensende des Propheten Elia ist immer wieder Gegenstand von Überlegungen und Theorien gewesen, die fast alle in einer These enden: Elia wurde von Gott in den Himmel aufgenommen, ohne daß er gestorben wäre. Das Ereignis wird auch als “Entrückung des Elia”1 bezeichnet, oder es heißt, Elia sei nicht den gewöhnlichen Menschentod gestorben, sondern in den Himmel aufgenommen worden.2 Manchmal wird es mit der Entrückung Henochs, einem der vorsintflutlichen Väter, verglichen. Beide, so wird dann gesagt, habe Gott zu sich in den Himmel aufgenommen, ohne daß sie gestorben wären.

Dieses Verständnis der besonderen Umstände des Lebensendes des Propheten Elia wird dann dazu benutzt, Lehren über den Tod und den Verbleib der Toten dahingehend zu erklären, daß nicht alle Menschen starben, sondern etwa besonders “verdiente Personen” (wie Henoch und Elia bereits zu Zeiten des Alten Testaments) auch ohne zu sterben in Gottes Gegenwart gelangten, da Gott sie zu sich entrückte.

Eine Fülle von Schriftstellen über die gesamte Bibel verteilt berichten jedoch, daß alle Menschen nach Adam sterben und diejenigen vor dem Kommen des Herrn bis zur Auferstehung der Toten im Totenreich waren. Die Bibel lehrt, daß durch Adam die Sünde und mit der Sünde der Tod und Verlust ewigen Lebens in die Welt kam, und weiterhin, daß wiederum durch einen Menschen, Jesus Christus, die Auferstehung von den Toten gewährleistet war.3 Außerdem wird aus den vielen Stellen klar, daß Jesus Christus der erste und vor der Auferstehung der Toten am Ende des Äons (AT Zeitalters) der einzige war, der von den Toten auferstanden und von Gott zu ewigem Leben auferweckt wurde.4

Wenn man diese Schriftstellen für sich sprechen läßt, so ergibt sich, daß der Bericht über Elia einige Schwierigkeiten enthält, die sorgfältig untersucht werden müssen. Die oben kurz skizzierte Lehre über die Entrückung Elias zu Gott in den Himmel, die von vielen Theologen vertreten wird, steht im Widerspruch zum Rest des Schrift, weshalb sie nicht korrekt sein kann.

Gottes Offenbarung in seinem Wort ist immer in sich schlüssig und frei von Widersprüchen, wenn das ursprünglich offenbarte Wort Gottes vorliegt. Gottes Wort muß im Zusammenhang und der Gesamtschau der Schrift ausgelegt und verstanden werden, wobei sich ein genaues Wort Gottes herauskristallisiert, das in sich fehlerfrei und in allen Belangen akkurat ist.

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Der Bericht über Elias “Entrückung”

Zur Klärung der Probleme bzgl. der rechten Auslegung des Berichts über das offensichtlich in einigen Belangen außergewöhnliche Lebensende Elias ist es unerläßlich, daß man den Bericht als Ganzes sorgfältig liest.

2. Könige 2,1–18:
Als aber der HERR Elia im Wetter gen Himmel holen wollte, gingen Elia und Elisa von Gilgal weg.
Und Elia sprach zu Elisa: Bleibe du hier, denn der HERR hat mich nach Bethel gesandt. Elisa aber sprach: So wahr der HERR lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht. Und als sie hinab nach Bethel kamen,
gingen die Prophetenjünger, die in Bethel waren, heraus zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, daß der HERR heute deinen Herrn von dir hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still.
Und Elia sprach zu ihm: Elisa, bleib du hier, denn der HERR hat mich nach Jericho gesandt. Er aber sprach: So wahr der HERR lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht. Und als sie nach Jericho kamen,
traten die Prophetenjünger, die in Jericho waren, zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, daß der HERR heute deinen Herrn von dir hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still.
Und Elia sprach zu ihm: Bleib du hier, denn der HERR hat mich an den Jordan gesandt. Er aber sprach: So wahr der HERR lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht. Und es gingen die beiden miteinander.
Und fünfzig von den Prophetenjüngern gingen hin und standen von ferne; aber die beiden standen am Jordan.
Da nahm Elia seinen Mantel und wickelte ihn zusammen und schlug ins Wasser; das teilte sich nach beiden Seiten, so daß die beiden auf trockenem Boden hinübergingen.
Und als sie hinüberkamen, sprach Elia zu Elisa: Bitte, was ich dir tun soll, ehe ich von dir genommen werde. Elisa sprach: Daß mir zwei Anteile von deinem Geiste zufallen.
Er sprach: Du hast Schweres erbeten. Doch wenn du mich sehen wirst, wie ich von dir genommen werde, so wird’s geschehen; wenn nicht, so wird’s nicht sein.
Und als sie miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wetter gen Himmel.
Elisa aber sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater, du Wagen Israels und sein Gespann! und sah ihn nicht mehr. Da faßte er seine Kleider, zerriß sie in zwei Stücke
und hob den Mantel auf, der Elia entfallen war, und kehrte um und trat wieder an das Ufer des Jordans.
Und er nahm den Mantel, der Elia entfallen war, und schlug ins Wasser und sprach: Wo ist nun der HERR, der Gott Elias? und schlug ins Wasser. Da teilte es sich nach beiden Seiten, und Elisa ging hindurch.
Und als das die Prophetenjünger sahen, die gegenüber bei Jericho waren, sprachen sie: Der Geist Elias ruht auf Elisa, und sie gingen ihm entgegen und fielen vor ihm nieder zur Erde
und sprachen zu ihm: Siehe, es sind unter deinen Knechten fünfzig starke Männer, die laß gehen und deinen Herrn suchen. Vielleicht hat ihn der Geist des HERRN genommen und auf irgendeinen Berg oder in irgendein Tal geworfen. Er aber sprach: Laßt sie nicht gehen!
Aber sie nötigten ihn, bis er nachgab und sprach: Laßt sie hingehen! Und sie sandten hin fünfzig Männer, und diese suchten Elia drei Tage; aber sie fanden ihn nicht.
Und sie kamen zu Elisa zurück, als er noch in Jericho war, und er sprach zu ihnen: Sagte ich euch nicht, ihr solltet nicht hingehen?

Soweit der Bericht über dieses Ereignis, nun gilt es aus den gemachten Angaben zu lernen, was sich zutrug.

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Was bedeutet “Himmel”?

Der Bericht beginnt mit : “Als aber der HERR Elia im Wetter gen Himmel holen wollte …” Auch in Vers 11 heißt es: “Und Elia fuhr im Wetter gen Himmel.” Wir lesen in beiden Versen etwas von “Himmel”. Was bedeutet hier “fuhr gen Himmel”? Was ist mit dem Wort “Himmel” gemeint?

“Himmel” wird in der Schrift mit mehr als nur einer Bedeutung gebraucht.

“Himmel” kann den Ort bezeichnen, wo Gott wohnt, wo Gott ist. Das Wort Gottes berichtet, daß Jesus verkündete, sein Vater (Gott) sei im Himmel.

Matthäus 16,17:
Und Jesus antwortete und sprach zu ihm: Selig bist du, Simon, Jonas Sohn; denn Fleisch und Blut haben dir das nicht offenbart, sondern mein Vater im Himmel.

Gott gibt das wahre Brot vom Himmel.

Johannes 6,32:
Da sprach Jesus zu ihnen: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Nicht Mose hat euch das Brot vom Himmel gegeben, sondern mein Vater gibt euch das wahre Brot vom Himmel.

Jesus lehrte Gebet zum Vater im Himmel.

Matthäus 6,9:
Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt.

Das Bürgerrecht, das Gläubige an Christus als Kinder Gottes haben, wird als ein Bürgerrecht im Himmel bezeichnet.

Philipper 3,20:
Unser Bürgerrecht aber ist im Himmel; woher wir auch erwarten den Heiland, den Herrn Jesus Christus,

Vom Himmel würde auch unser Herr und Heiland Jesus Christus kommen; er war nach seiner Auferweckung von den Toten und einer Zeit von 40 Tagen, während der er sich als der Lebendige auf Erden zeigte, in den Himmel aufgenommen worden, wo er zur Rechten Gottes thront.

Apostelgeschichte 1,11:
Die sagten: Ihr Männer von Galiläa, was steht ihr da und seht zum Himmel? Dieser Jesus, der von euch weg gen Himmel aufgenommen wurde, wird so wiederkommen, wie ihr ihn habt gen Himmel fahren sehen.

Apostelgeschichte 7,55:
Er aber, voll heiligen Geistes, sah auf zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes und Jesus stehen zur Rechten Gottes

Markus 16,19:
Nachdem der Herr Jesus mit ihnen geredet hatte, wurde er aufgehoben gen Himmel und setzte sich zur Rechten Gottes.

Diese Stellen zeigen, daß “Himmel” eine Bezeichnung für den Ort ist, wo Gott wohnt. Jesus Christus wurde in den Himmel aufgenommen und ist nun in der Gegenwart Gottes, zur Rechten seines Vaters.

Das ist aber nicht die einzige Bedeutung des Wortes “Himmel”, denn dieser Begriff kann auch jeden Ort über der Erde, dem Erdboden, bedeuten, wobei es in keiner Weise um Gottes Gegenwart geht. “Himmel” bezeichnet dann den Raum über dem Erdboden, die Luft, die Atmosphäre, und dabei müssen nicht einmal große Höhen gemeint sein, wie die nachfolgenden Stellen zeigen.

1. Mose 7,23:
So wurde vertilgt alles, was auf dem Erdboden war, vom Menschen an bis hin zum Vieh und zum Gewürm und zu den Vögeln unter dem Himmel
[Vögeln des Himmels]

5. Mose 11,17:
und daß dann der Zorn des HERRN entbrenne über euch und schließe den Himmel zu, so daß kein Regen kommt und die Erde ihr Gewächs nicht gibt und ihr bald ausgetilgt werdet aus dem guten Lande, das euch der HERR gegeben hat.

Josua 8,20:
Und die Männer von Ai wandten sich um und sahen hinter sich und sahen den Rauch der Stadt aufsteigen gen Himmel und vermochten nicht zu fliehen, weder hierhin noch dorthin. Denn das Volk, das zur Wüste floh, kehrte um gegen die, die ihnen nachjagten.

2. Samuel 21,10:
Da nahm Rizpa, die Tochter Ajjas, ein Sackgewand und breitete es für sich aus auf dem Fels am Anfang der Ernte, bis Regen vom Himmel auf die Toten troff, und ließ am Tage die Vögel des Himmels nicht an sie kommen noch des Nachts die Tiere des Feldes.

Sprüche 23,5:
Du richtest deine Augen auf Reichtum, und er ist nicht mehr da; denn er macht sich Flügel wie ein Adler und fliegt gen Himmel. -
Sprüche 30,19:
des Adlers Weg am Himmel, der Schlange Weg auf dem Felsen, des Schiffes Weg mitten im Meer und des Mannes Weg beim Weibe.

Jesaja 55,10:
Denn gleichwie der Regen und Schnee vom Himmel fällt und nicht wieder dahin zurückkehrt, sondern feuchtet die Erde und macht sie fruchtbar und läßt wachsen, daß sie gibt Samen, zu säen, und Brot, zu essen,

Heskiel 38,20:
daß vor meinem Angesicht erbeben sollen die Fische im Meer, die Vögel unter dem Himmel, die Tiere auf dem Felde und alles, was sich regt und bewegt auf dem Lande, und alle Menschen, die auf der Erde sind …

Diese Auswahl von Stellen gibt ein gutes Bild davon, daß “Himmel” nicht immer den Ort bezeichnet, wo Gott wohnt. “Himmel” kann sich auch einfach auf die Luft beziehen, den Raum über dem Erdboden.5

Wenn es also heißt, Elia sei “gen Himmel” gefahren bzw. “gen Himmel” geholt worden, so hat das nicht unbedingt etwas mit dem Ort, wo Gott wohnt, zu tun. “Himmel” kann auch einfach den Luftraum über dem Erdboden bezeichnen.

Aussagen in Gottes Wort müssen immer im Lichte der anderen Aussagen zum gleichen Thema bzw. Themenkomplex verstanden und ausgelegt werden. Wenn es wie hier mehrere Möglichkeiten gibt, da ein Wort mehrere Bedeutungen haben kann, dann ist immer die Bedeutung richtig, die den Vers in Einklang stehen läßt zum Rest der Schrift. “Himmel” kann sich demnach hier nicht auf den Ort von Gottes Gegenwart beziehen, sondern umschreibt die Luft, einen jeden Ort über dem Erdboden. Elia wurde nicht in Gottes Gegenwart, sondern in die Luft entrückt.

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Was bedeutet “Wetter”?

Weitere Hilfe zum rechten Verständnis dieses Ereignisses gibt uns eine Untersuchung des Begriffs “im Wetter”. Auch in diesem Falle vermitteln andere Verse, in denen dieses Wort benutzt wird, Einsicht und Erkenntnis darüber, was das Wort bedeutet.

Psalm 55,9:
Ich wollte eilen, daß ich entrinne vor dem Sturmwind und Wetter.

Psalm 107,25 und 29:
wenn er sprach und einen Sturmwind erregte, der die Wellen erhob,
und stillte das Ungewitter, daß die Wellen sich legten

Hier lernen wir, daß es um einen “Sturmwind”, ein “Ungewitter” geht. Das Wort “Wetter” bezeichnet einen Sturm, ein Ungewitter, einen Sturmwind. Durch einen solches Ungewitter, einen Sturmwind, wurde Elia gen Himmel (in die Luft) entrückt.

Oft wird behauptet, Elia sei in einem feurigen Wagen mit feurigen Rossen gen Himmel, zu Gott, aufgefahren. Das ist aber nicht, was der biblische Bericht bezeugt, und es ist daher auch nicht wahr.

2. Könige 2,11:
Und als sie miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wetter gen Himmel.

Elia fuhr “im Wetter” gen Himmel, nicht “im feurigen Wagen”. Elia und Elisa wurden durch einen feurigen Wagen mit feurigen Rossen voneinander getrennt, aber es war durch ein Wetter, daß Elia vor den Blicken Elisas in die Luft entrückt wurde. Der feurige Wagen mit den Rossen trennte beide Männer, danach erhob sich ein Wetter, und Elia wurde in die Luft gehoben und Elisa konnte ihn danach nicht mehr sehen.

Wohin wurde Elia entrückt? Wurde Elia in den Himmel, die Gegenwart Gottes, aufgenommen? Weiteren Aufschluß darüber, daß Elia starb und nicht lebendig in Gottes Gegenwart aufgenommen wurde, folgt.

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Reaktion Elisas und der Prophetenjünger

Einen ersten Hinweis darauf geben die hier gemachten Angaben darüber, was Elisa und die Prophetenjünger dachten und taten, als sie diese Begebenheit sahen. Waren sie der Meinung, daß Elia von Gott in den Himmel aufgenommen worden war?

Elisa war am direktesten betroffen. Was tat er?

2. Könige 2,12:
Elisa aber sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater, du Wagen Israels und sein Gespann! und sah ihn nicht mehr. Da faßte er seine Kleider, zerriß sie in zwei Stücke

Elisa faßte seine Kleider und zerriß sie in zwei Stücke — warum tat er das? Was wird uns angezeigt, wenn jemand seine Kleider zerreißt?

Ein anderer Bericht gewährt uns weitere Einsicht zu diesem Punkt.

1. Mose 37,33 und 34:
Er erkannte ihn aber und sprach: Es ist meines Sohnes Rock; ein böses Tier hat ihn gefressen, ein reißendes Tier hat Josef zerrissen!
Und Jakob zerriß seine Kleider und legte ein härenes Tuch um seine Lenden und trug Leid um seinen Sohn lange Zeit.

Als Josef von seinen Brüdern als Sklave nach Ägypten verkauft worden war, erweckten diese bei ihrem Vater Jakob durch den mit Blut getränkten Rock den Eindruck, daß ihr Bruder tot sei. Jakob erkannte den Rock und glaubte ihnen, und in Anbetracht der Nachricht von Josefs Tod zerriß er seine Kleider und trauerte um seinen Sohn. Das Zerreißen der Kleider war ein Zeichen von Trauer und Leid über den Tod eines anderen, der einem nahe gestanden hatte.

2. Samuel 1,6–12:
Der junge Mann, der ihm das sagte, sprach: Ich kam von ungefähr aufs Gebirge Gilboa, und siehe, Saul lehnte sich auf seinen Spieß, und die Wagen mit ihren Kämpfern waren hart an ihm.
Und er wandte sich um und sah mich und rief mich. Und ich sprach: Hier bin ich.
Und er sprach zu mir: Wer bist du? Ich sprach zu ihm: Ich bin ein Amalekiter.
Und er sprach zu mir: Tritt her zu mir und töte mich; denn mir wird schwarz vor den Augen, aber mein Leben ist noch ganz in mir.
Da trat ich zu ihm und tötete ihn, denn ich wußte, daß er nicht leben könnte nach seinem Fall; und ich nahm die Krone von seinem Haupt und das Armgeschmeide von seinem Arm und habe es hergebracht zu dir, meinem Herrn.
Da faßte David seine Kleider und zerriß sie, und ebenso taten alle Männer, die bei ihm waren,
und sie hielten Totenklage und weinten und fasteten bis zum Abend um Saul und seinen Sohn Jonatan und um das Volk des HERRN und um das Haus Israel, weil sie durchs Schwert gefallen waren.

Als David und seine Männer von dem Tod Sauls und seiner Söhne hören, zerreißen sie ihre Kleider aus Trauer über den Tod Sauls und seiner Söhne. Das Zerreißen der Kleider war Teil der Totenklage und der Trauer um einen Toten.

2. Samuel 13,30 und 31:
Und als sie noch auf dem Wege waren, kam das Gerücht vor David, Absalom habe alle Söhne des Königs erschlagen, daß nicht einer von ihnen übriggeblieben sei.
Da stand der König auf und zerriß seine Kleider und legte sich auf die Erde, und alle seine Großen, die um ihn her standen, zerrissen ihre Kleider.

Auch hier sehen wir, daß David aus Trauer über die Ermordung seiner Söhne durch Absalom seine Kleider zerriß. Das Zerreißen der Kleider war ein äußeres Zeichen innerer Trauer und Leids angesichts des Todes von jemandem, den man liebte.

Elisa zerriß seine Kleider, weil er über den Tod Elias trauerte. Elisa wußte, daß sein Herr, der Prophet Elia, gestorben war, und daher trauerte er über den Verlust dieses großen Mannes Gottes.

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Vergleich mit dem Tod Mose

Ein Bericht, der uns bzgl. dieses Geschehens beim Tode Elias ebenfalls Einsicht geben kann, ist der Bericht über den Tod Mose.

5. Mose 34,5 und 6:
So starb Mose, der Knecht des HERRN, daselbst im Lande Moab nach dem Wort des HERRN.
Und er begrub ihn im Tal, im Lande Moab gegenüber Bet-Peor. Und niemand hat sein Grab erfahren bis auf den heutigen Tag.

Gott selbst begrub Mose. Kein anderer Mensch war anwesend, als Mose starb. Gott hatte mit Mose dessen Tod besprochen und ihm Anleitungen gegeben, wohin Mose gehen sollte. Dann begrub Gott selbst seinen Diener Mose. So verhielt es sich auch mit Elia.

Wir erfahren einige Informationen zu diesem Punkt in dem Bericht über das, was die Prophetenjünger unternahmen. Zunächst sollten wir uns daran erinnern, daß auch ihnen sehr wohl bewußt war, daß Elia an jenem Tage von ihnen genommen würde.

2. Könige 2,3 und 5:
gingen die Prophetenjünger, die in Bethel waren, heraus zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, daß der HERR heute deinen Herrn von dir hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still.
traten die Prophetenjünger, die in Jericho waren, zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, daß der HERR heute deinen Herrn von dir hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still.

Sowohl die Prophetenjünger in Bethel wie auch die in Jericho waren sich bewußt, daß Elia an jenem Tage “hinweggenommen” würde – ihnen war klar, daß Elias Tod nahe bevorstand. Elisa wußte ebenfalls um diesen Umstand und ging daher in seinem Gespräch mit den Prophetenjüngern nicht auf ihre Frage ein.

Nachdem Elia in dem Wetter entrückt worden war, was die Prophetenjünger von ferne gesehen hatten, wollten sie eine Expedition losschicken, um nachzusehen, ob sie vielleicht Elia bzw. seinen Leichnam finden konnten. Elisa wußte, was sich zugetragen hatte, und er versuchte sie von der Zwecklosigkeit ihres Vorhabens zu überzeugen, ließ sie aber dann gewähren, als sie seinen Worten nicht glauben wollten. Diese Männer wären auf keinen Fall losgezogen, um Elia zu suchen, wenn sie der Meinung gewesen wären, Elia sei in den Himmel, d.h. zu Gott, entrückt worden! Sie wollten ledliglich Elia finden, denn sie waren der Meinung, daß er durch das Wetter nun tot auf einem Berg oder in einem Tal lag.

2. Könige 2,16:
und sprachen zu ihm: Siehe, es sind unter deinen Knechten fünfzig starke Männer, die laß gehen und deinen Herrn suchen. Vielleicht hat ihn der Geist des HERRN genommen und auf irgendeinen Berg oder in irgendein Tal geworfen. Er aber sprach: Laßt sie nicht gehen!

Weder Elisa noch die Prophetenjünger erwägten, daß Elia in den Himmel, in Gottes Gegenwart, entrückt worden sein könnte. Die Prophetenjünger wollten den Leichnam suchen, Elisa aber kannte wohl den Bericht über den Tod und das Begräbnis des Mose, und er konnte sich gut vorstellen, was sich hier zugetragen hatte. Die Richtigkeit seiner Überlegungen bestätigte sich, als die Prophetenjünger nach drei Tagen ergebnislos ihre Suche beendeten.

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Was bedeutet “entrückt [wegnehmen]”?

Ein weiterer wichtiger Anhaltspunkt in dieser Sache ist der Gebrauch des Wortes “entrückt”. Das hebräische Wort dafür wird noch an anderen Stellen benutzt.

2. Mose 14,11:
und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, daß du uns wegführen
[entrücken, wegnehmen (vgl. 2Kö 2,10)] mußtest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, daß du uns aus Ägypten geführt hast?

2. Mose 21,14:
Wenn aber jemand an seinem Nächsten frevelt und ihn mit Hinterlist umbringt, so sollst du ihn von meinem Altar wegreißen
[wegnehmen], daß man ihn töte.

1. Könige 19,4:
Er aber ging hin in die Wüste eine Tagereise weit und kam und setzte sich unter einen Wacholder und wünschte sich zu sterben und sprach: Es ist genug, so nimm
[nimm hinweg] nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter.6

Dies ereignete sich einige Zeit vor dem Geschehen in 2. Könige 2, und Gott hatte noch eine Reihe von Dingen, die er dem Propheten Elia als Aufgaben auftrug. Elia erfüllte diese Aufgaben, und zum Zeitpunkt von 2. Könige 2 sind diese Dinge alle erledigt. Elia hatte seinen Lauf sozusagen vollendet, er hatte ein Leben in Fülle gelebt, und Gott teilte ihm an jenem Tage mit, daß er nun sterben würde. Gott liebte Elia und entrückte ihn aus der Sicht all der anderen Leute und begrub ihn wohl selbst, ähnlich wie er es auch bei Mose getan hatte.7

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„Zwei Anteile deines Geistes …“

Noch ein weiterer Punkt wird in dem Bericht erwähnt, der möglicherweise auch einen Hinweis darauf enthält, daß Elisa fest mit dem Tod seines Herrn Elia rechnete. Kurz vor Elias Hinwegnahme, gewährte Elia seinem treuen Diener eine Bitte.

2. Könige 2,9 und 10:
Und als sie hinüberkamen, sprach Elia zu Elisa: Bitte, was ich dir tun soll, ehe ich von dir genommen werde. Elisa sprach: Daß mir zwei Anteile von deinem Geiste zufallen.
Er sprach: Du hast Schweres erbeten. Doch wenn du mich sehen wirst, wie ich von dir genommen werde, so wird’s geschehen; wenn nicht, so wird’s nicht sein.

Elisa bat um zwei Anteile von Elias Geist. Diese Aussage mit der Erwähnung von „zwei Anteilen“ ist wohl kaum ein Hinweis darauf, daß man Geist buchstäblich in unterschiedlichen Anteilen haben konnte. Wenn Gott einem Propheten von seinem Geist gab oder gibt, so geschieht das wohl nicht in unterschiedlichen Maßen. Worauf bezieht sich daher Elisa mit seiner Bitte?

Es erscheint viel wahrscheinlicher, daß Elisa auf den Brauch bei der Übergabe des Erbes vom Vater auf die Söhne Bezug nimmt, wenn dieser vor seinem Tod das Erbe verteilte. Der Erstgeborene erhielt einen doppelten Anteil des Erbes, er übernahm aber auch besondere Verantwortung für die Familie. Elisa war sich, wie der Bericht aufzeigt, klar darüber und wußte, daß Elia an jenem Tage sterben würde. Als nun die Stunde von Elijas Tod immer näherrückte, wandte sich Elisa – wie ein Sohn an seinen Vater – an Elia mit der Bitte, doch ihm das Erbe des Prophetendienstes für Israel anzuvertrauen, und er benutzte die Bitte um "zwei Anteile von deinem Geiste“ als Idiom, um dies entsprechend betont auszudrücken.

Auch in diesen Worten Elisas kommt zum Ausdruck, daß Elija an jenem Tage starb; zumindest wird deutlich, daß dies die Erwartung Elisas war.

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Zusammenfassung

Wir können bei sorgfältigem Lesen und durch Einbeziehen einiger weiterer biblischer Angaben zu einzelnen Begriffen und Ausdrücken recht schnell erkennen, was sich zugetragen hat, als Elia hinweggenommen wurde, d.h. als er starb.

Er besuchte an jenem Tage zusammen mit seinem Diener Elisa verschiedene Orte, wo Prophetenjünger waren. Sowohl Elisa wie auch die Prophetenjünger wußten, daß dies der letzte Besuch des Elia bei ihnen war, sie unterhalten sich gar darüber, daß Elia an jenem Tage von ihnen genommen würde. Elia und Elisa überqueren dann den Jordan in der Nähe von Jericho. Dort tragen sich dann einige dramatische Dinge zu. Als die beiden noch miteinander redeten, kam zunächst ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die Elia und Elisa voneinander schieden. Daraufhin kam ein plötzlicher Sturmwind, ein Wetter auf, und Elia fuhr im Wetter gen Himmel, wurde in dem Ungewitter in die Luft entrückt und Elisa verlor ihn aus den Augen.8

Elisa trauerte um seinen Herrn Elia, wohl wissend, daß dieser nun nicht mehr unter den Lebenden weilte, sondern tot war. Die Prophetenjünger sind sich ebenfalls über Elias Tod sicher und wollen etwas unternehmen, um den Leichnam zu finden. Elisa weiß bereits, daß eine Suchaktion zwecklos sein wird, läßt sie dann aber doch gehen, um ihnen nach drei Tagen ergebnisloser Mühe erneut zu sagen, daß sie sich die Mühe hätten sparen können. Er kannte sicher den Bericht der Schrift über den Tod des großen Propheten Mose, und er hatte keine Zweifel darüber, daß sich hier etwas ähnliches beim Tod seines Herrn, des Propheten Elia, zugetragen hatte.

Elia war an jenem Tage nicht in Gottes Gegenwart gelangt, er war nicht im Himmel, sondern tot und begraben, die damals noch zukünftige Auferstehung der Toten, die Auferstehung der Gerechten, erwartend.

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Fußnoten :

1 Vgl. z.B. Rienecker, F.: Lexikon zur Bibel, „Elia“. Wuppertal: R. Brockhaus Verlag, 1988; oder auch Hennig, K. (Hrsgb.): Jerusalemer Bibellexikon, „Elia“. Neuhausen-Stuttgart: Hänssler Verlag, 1990.

2 Vgl. z.B. Botterweck & Cornfeld (Hrsgb.): Die Bibel und ihre Welt, “Elia”. Herrsching: M. Pawlak Verlagsgesellschaft, 1991.

3 Vgl. Römer 5,18.19: “Wie nun durch die Sünde des Einen die Verdammnis über alle Menschen gekommen ist, so ist auch durch die Gerechtigkeit des Einen für alle Menschen die Rechtfertigung gekommen, die zum Leben führt. Denn wie durch den Ungehorsam des einen Menschen die Vielen zu Sündern geworden sind, so werden auch durch den Gehorsam des Einen die Vielen zu Gerechten.”
1. Korinther 15,21–23: “Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus …”

4 Vgl. Römer 10,9.10: “Denn wenn du mit deinem Munde bekennst, daß Jesus der Herr ist, und in deinem Herzen glaubst, daß ihn Gott von den Toten auferweckt hat, so wirst du gerettet. Denn wenn man von Herzen glaubt, so wird man gerecht; und wenn man mit dem Munde bekennt, so wird man gerettet.”
Offenbarung 1,17.18: “Und als ich ihn sah, fiel ich zu seinen Füßen wie tot; und er legte seine rechte Hand auf mich und sprach zu mir: Fürchte dich nicht! Ich bin der Erste und der Letzte und der Lebendige. Ich war tot, und siehe, ich bin lebendig von Ewigkeit zu Ewigkeit und habe die Schlüssel des Todes und der Hölle.”

5 Einige weitere Stellen dazu sind: 2. Mose 20,4; 2. Chronik 7,13; Hiob 35,11; Psalm 78,26; Jeremia 8,7; Haggai 1,10; Sacharja 2,10.

6 In diesem Vers liegt ein Idiom vor, denn Gott nimmt nicht jemandes Leben. Elia bat, daß Gott es geschehen lasse, daß er sterbe.

7 Daß Menschen wußten, daß die Zeit ihres Todes gekommen war bzw. nahe bevorstand, ist nicht so außergewöhnlich, es wird auch von anderen Menschen in der Bibel berichtet.

8 Diese Gegend jenseits des Jordan ist übrigens nicht weit von der Gegend entfernt, an der Mose starb und von Gott begraben wurde.

 

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