Im letzten Teil unserer Studie über Josef hatten wir erörtert, wie die Brüder ein zweites Mal nach Ägypten kamen. Sie hatten ihren Bruder Benjamin mitgebracht, und auf ihrem Weg nach Hause waren sie vom Haushalter Josefs eingeholt und eines Diebstahls bezichtigt worden, worauf sie alle zu Josef zurückkehrten. Juda war daraufhin für Benjamin eingetreten, und hatte angeboten, als Sklave zurückzubleiben, damit Benjamin mit den anderen zu ihrem Vater gehen könnte.

Josef gibt sich seinen Brüdern zu erkennen

Nachdem Juda sich mit einer bewegenden Rede für Benjamin eingesetzt hatte, waren die Brüder äußerst gespannt auf das, was sich nun ergeben würde. Der ägyptische Regent hatte ihnen deutlich gemacht, daß er Benjamin als Sklaven behalten und sie alle wieder nach Hause schicken wollte. Wie würde er nun auf die Worte Judas reagieren?

1. Mose 45,1:
Da konnte Josef nicht länger an sich halten vor allen, die um ihn her standen, und er rief: Laßt jedermann von mir hinausgehen! …

Josef war überwältigt von ihrem Gesinnungswandel und konnte sich nicht mehr zurückhalten. Daher sorgte er schnell dafür, daß alle anderen Beistehenden den Raum verließen.

1. Mose 45,1–3:
… Und stand kein Mensch bei ihm, als sich Josef seinen Brüdern zu erkennen gab.
Und er weinte laut, daß es die Ägypter und das Haus des Pharao hörten,
und sprach zu seinen Brüdern: Ich bin Josef. Lebt mein Vater noch? Und seine Brüder konnten ihm nicht antworten, so erschraken sie vor seinem Angesicht.

Die Brüder hatten innerhalb kurzer Zeit eine Menge durchgemacht in Ägypten, und nun stand plötzlich der Bruder, den sie tot geglaubt, tot geredet und so weit es nur ging, hinter sich gebracht hatten, vor ihnen! Welch ein Schrecken sie nun erfaßte! Sie brachten kein Wort über ihre Lippen, so sehr waren sie erschrocken. Warum sollten sie ihm glauben? Vielleicht gab sich dieser Ägypter, nachdem er von ihnen erfahren hatte, daß sie noch einen Bruder hatten, der vermutlich tot war, nun für diesen Bruder aus?

1. Mose 45,4:
Er aber sprach zu seinen Brüdern: Tretet doch her zu mir! Und sie traten herzu. Und er sprach: Ich bin Josef, euer Bruder, den ihr nach Ägypten verkauft habt.

Als Josef nun weiter redete, war jedoch jeglicher Zweifel schnell beseitigt. Der vor ihnen stand, war offensichtlich Josef, denn nur er und die zehn Brüder kannten jenes schreckliche Geheimnis, das er nun erwähnte — daß sie ihn nach Ägypten verkauft hatten!

1. Mose 45,5:
Und nun bekümmert euch nicht …

Josef mühte sich nun sehr, damit sich die Situation nicht in die falsche Richtung entwickelte.

1. Mose 45,5 und 6:
… und denkt nicht, daß ich darum zürne, daß ihr mich hierher verkauft habt; denn um eures Lebens willen hat mich Gott vor euch hergesandt.
Denn es sind nun zwei Jahre, daß Hungersnot im Lande ist, und sind noch fünf Jahre, daß weder Pflügen noch Ernten sein wird.

Dies ereignete sich im zweiten der sieben schlechten Jahre. Josef besänftigt sie, indem er ihnen erläutert, daß es gar nicht so sehr um ihre Pläne und ihr Vorhaben damals ging, sondern daß sich in all dem eine ganz andere Sache abspielte, eine von Gott in die Wege geleitete Rettung ihres Lebens! Sie hatten damals Josef ans Leben gewollt, dabei hatte Gott das alles so gewendet, daß nun ihr Leben dadurch erhalten werden konnte.

1. Mose 45,7 und 8:
Aber Gott hat mich vor euch hergesandt, daß er euch übriglasse auf Erden und euer Leben erhalte zu einer großen Errettung.
Und nun, ihr habt mich nicht hergesandt, sondern Gott; der hat mich dem Pharao zum Vater gesetzt und zum Herrn über sein ganzes Haus und zum Herrscher über ganz Ägyptenland.

Dieses ganze Geschehen war Teil eines Plans Gottes, und in dem Plan ging es nicht nur um Josef, sondern um ihrer aller Leben und das ihrer Familien.

Erneut wies Josef darauf hin, zum dritten Mal schon, daß Gott hier etwas getan hatte. Sie hatten zwar etwas damit zu tun gehabt, aber ihre bösartige Absicht und ihr übler Plan waren nichts Entscheidendes, vielmehr nutzte Gott dieses Böse und wandte es zum Guten.

„Dem Pharao zum Vater gesetzt“ ist eine Redefigur und weist darauf hin, daß Josef dem Pharao beratend zur Seite stand, er war wie ein Vater zu ihm.

1. Mose 45,9–13:
Eilt nun und zieht hinauf zu meinem Vater und sagt ihm: Das läßt dir Josef, dein Sohn, sagen: Gott hat mich zum Herrn über ganz Ägypten gesetzt; komm herab zu mir, säume nicht!
Du sollst im Lande Goschen wohnen und nahe bei mir sein, du und deine Kinder und deine Kindeskinder, dein Kleinvieh und Großvieh und alles, was du hast.
Ich will dich dort versorgen, denn es sind noch fünf Jahre Hungersnot, damit du nicht verarmst mit deinem Hause und allem, was du hast.
Siehe, eure Augen sehen es und die Augen meines Bruders Benjamin, daß ich leibhaftig mit euch rede.
Verkündet meinem Vater alle meine Herrlichkeit in Ägypten und alles, was ihr gesehen habt; eilt und kommt herab mit meinem Vater hierher.

Josef erkannte, daß es nun an der Zeit war, sie zu ihrem Vater zurückzuschicken, um alle nach Ägypten zu holen, damit sie dort die Hungersnot überleben konnten. Sie alle sollten nun zusammen zu Jakob gehen, um ihm zu bezeugen, daß Josef tatsächlich noch lebte und sogar Herr über ganz Ägypten war. Es war kein Gespenst, das vor ihnen stand, sondern leibhaftig der, den sie damals verkauft hatten. Es war ihr Bruder, der sie nun aufforderte, zu „meinem Vater“ hinauf zu ziehen und „meinem Vater“ zu verkünden, was sie gesehen hatten.

Josef beabsichtigte, sie im Land Goschen, einem Teil Ägyptens – nach allgemeiner Ansicht im nordöstlichen Teil Ägyptens in Richtung Sinai gelegen – anzusiedeln. Immer wieder verwies Josef auf Gott, der hinter dem ganzen Geschehen stand. Über all die Fehler, Verfehlungen und Sünden der Brüder hinweg verfolgte Gott sein Ziel, um seine Verheißung, die er schon Abraham gegeben, und die er auch Isaak und Jakob gegenüber wiederholt hatte, durchzuführen und zu erfüllen.

1. Mose 45,14 und 15:
Und er fiel seinem Bruder Benjamin um den Hals und weinte, und Benjamin weinte auch an seinem Halse,
und er küßte alle seine Brüder und weinte an ihrer Brust. Danach redeten seine Brüder mit ihm.

Es hatte den Brüdern lange die Sprache verschlagen, da sie vor Schreck erstarrt waren, als sie plötzlich Josef vor sich wußten. Erst nach seinen Worten, in denen er ihnen versicherte, daß er nicht zürnte, nichts Schlimmes vorhatte, sondern daß es gar nicht um ihn und seine Pläne ging, sondern um Gott und dessen Pläne, gewannen sie langsam Zuversicht und redeten mit ihm.

1. Mose 45,16:
Und als das Gerücht
[die Nachricht] kam in des Pharao Haus, daß Josefs Brüder gekommen wären, gefiel es dem Pharao gut und allen seinen Großen.

Auch hier sehen wir wieder, wie Gott hinter der Szene wirkte. Bevor Josef zum Pharao gehen mußte, um ein Gesuch zu stellen, kam dem Pharao schon die „richtige“ Idee.

1. Mose 45,17–20:
Und der Pharao sprach zu Josef: Sage deinen Brüdern: Macht es so: Beladet eure Tiere, ziehet hin!
Und wenn ihr ins Land Kanaan kommt, so nehmt euren Vater und alle die Euren und kommt zu mir; ich will euch das Beste geben in Ägyptenland, daß ihr essen sollt das Fett des Landes.
Und gebiete ihnen: Macht es so: Nehmt mit euch aus Ägyptenland Wagen für eure Kinder und Frauen und bringt euren Vater mit und kommt.
Und seht euren Hausrat nicht an; denn das Beste des ganzen Landes Ägypten soll euer sein.

Des Pharao Idee hilft Josefs Plan weiter, und seine Verwandten sollen das beste Land Ägyptens erhalten.

1. Mose 45,21 und 22:
Die Söhne Israels taten so. Und Josef gab ihnen Wagen nach dem Befehl des Pharao und Zehrung auf den Weg
und gab ihnen allen, einem jeden ein Feierkleid, aber Benjamin gab er dreihundert Silberstücke und fünf Feierkleider.

Auch hier wird Benjamin bevorzugt. So ist das Leben – wobei es auch nicht darum geht, daß alles „fair“ ist.

1. Mose 34,23 und 24:
Und seinem Vater sandte er zehn Esel, mit dem Besten aus Ägypten beladen, und zehn Eselinnen mit Getreide und Brot und mit Zehrung für seinen Vater auf den Weg.
Damit entließ er seine Brüder, und sie zogen hin. Und er sprach zu ihnen: Zanket nicht auf dem Wege!

Über solche Dinge hatte es schon einmal Aufregung und Zank gegeben; nun ermahnte Josef alle, sich nicht auf dem Wege zu zanken!

Die Brüder kehrten nach Kanaan zurück.

1. Mose 45,25 und 26:
So zogen sie hinauf von Ägypten und kamen ins Land Kanaan zu ihrem Vater Jakob
und verkündeten ihm und sprachen: Josef lebt noch und ist Herr über ganz Ägyptenland! Aber sein Herz blieb kalt, denn er glaubte ihnen nicht.

Er hatte einiges von ihnen gehört, und dies regte ihn überhaupt nicht auf. Es ließ ihn kalt, und er wollte ihnen nicht glauben!

1. Mose 45,27:
Da sagten sie ihm alle Worte Josefs, die er zu ihnen gesagt hatte. Und als er die Wagen sah, die ihm Josef gesandt hatte, um ihn zu holen, wurde der Geist Jakobs, ihres Vaters, lebendig.

Jakob hatte lange getrauert um Josef und war untröstlich gewesen; nun (nach vielen Jahren) erfuhr er, daß Josef noch am Leben war. „Als er die Wagen sah“ – das ist die erste Sache, die über die Worte von den Brüdern hinausging. Den Brüdern wollte er wohl nicht recht glauben, aber als er die Wagen sah, wurde sein Geist wieder lebendig.

1. Mose 45,28:
Und Israel sprach: Mir ist genug, daß mein Sohn Josef noch lebt; ich will hin und ihn sehen, ehe ich sterbe.

Wörtlich heißt es im Text: „Genug! Mein Sohn Josef lebt noch!“ Anscheinend hatten die Brüder sogar ihrem Vater Jakob eingestanden, was sie damals tatsächlich getrieben hatten. Aber all die erklärenden Worte, die sie redeten waren nun überflüssig. Was jetzt zählte, was ihm völlig genügte, war die Tatsache, daß „mein Sohn Josef lebt und ich will hin und ihn sehen, ehe ich sterbe.“

Josef gelang es mit Gottes Hilfe, den Sinn und das Herz seiner Brüder zu bewegen. Die vorherigen harten Worte trugen Frucht, ein Sinneswandel vollzog sich in den Brüdern und das gute Ende kommt langsam in Gang. Gott hatte Josef vorausgeschickt, was bedeutete, daß die andern hinterherkommen sollten. Die Brüder berichten ihrem Vater Jakob, und nachdem dieser, nicht zuletzt wegen der Wagen, ihnen glaubt, faßt er den Entschluß, nach Ägypten zu gehen, um dort endlich seinen geliebten Sohn Josef nochmals zu sehen!

Israel kommt nach Ägypten

1. Mose 46,1:
Israel zog hin mit allem, was er hatte. Und als er nach Beerscheba kam, brachte er Opfer dar dem Gott seines Vaters Isaak.

Beerscheba liegt im Süden Kanaans, auf dem Wege nach Ägypten. Jakob wußte von der Verheißung Gottes an Abraham, daß das Volk irgendwann nach Ägypten ziehen würde, aber bislang hatte er selbst keine Anweisung Gottes erhalten. Jakob hielt daher in Beerscheba an, dem Ort, wo auch Isaak Gott geopfert hatte, und er opferte dem Gott seines Vaters Isaak.

1. Mose 46,2–5:
Und Gott sprach zu ihm des Nachts in einer Offenbarung: Jakob, Jakob! Er sprach: Hier bin ich.
Und er sprach: Ich bin Gott, der Gott deines Vaters; fürchte dich nicht, nach Ägypten hinabzuziehen; denn daselbst will ich dich zum großen Volk machen.
Ich will mit dir hinab nach Ägypten ziehen und will dich auch wieder heraufführen, und Josef soll dir mit seinen Händen die Augen zudrücken.
Da machte sich Jakob auf von Beerscheba. …

Nach dieser Offenbarung mit vier wichtigen Zusagen Gottes zog Jakob getrost und im Vertrauen auf Gott nach Ägypten. Diese Verheißung erinnerte auch in manchem an das, was Gott Abraham und auch Isaak verheißen hatte. Jakob sollte getrost nach Ägypten ziehen, Gott würde sie dort zu einem großen Volk machen, Gott würde mit ihm hinabziehen, und Gott würde ihn wieder aus Ägypten heraufführen.

1. Mose 46,5–8:
… Und die Söhne Israels hoben Jakob, ihren Vater, mit ihren Kindern und Frauen auf die Wagen, die der Pharao gesandt hatte, um ihn zu holen,
und nahmen ihr Vieh und ihre Habe, die sie im Lande Kanaan erworben hatten, und kamen so nach Ägypten, Jakob und sein ganzes Geschlecht mit ihm.
Seine Söhne und seine Enkel, seine Töchter und seine Enkelinnen und seine ganze Nachkommenschaft brachte er mit sich nach Ägypten.
Dies sind die Namen der Söhne Israels, die nach Ägypten kamen: Jakob und seine Söhne. …

Die ganze Familie machte sich auf und zog von Kanaan nach Ägypten, wo sie zunächst eine Bleibe angesichts der noch andauernden Hungersnot finden.

In den nachfolgenden Versen werden dann die einzelnen Söhne Jakobs und deren Familien aufgeführt, wobei auch in Vers 20 die zwei Söhne Josefs erwähnt werden.

1. Mose 46,26 und 27:
Alle Seelen, die mit Jakob nach Ägypten kamen, seine Nachkommen [wörtlich: die aus seinen Lenden] - ausgenommen die Frauen seiner Söhne - sind alle zusammen sechsundsechzig Seelen.
Die Söhne Josefs, die in Ägypten geboren sind, waren zwei Seelen; so daß alle Seelen des Hauses Jakobs, die nach Ägypten kamen, waren siebzig.

Sechsundsechzig kamen mit Jakob, plus Josef und dessen zwei Söhne, die bereits in Ägypten waren, plus Jakob ergibt dann siebzig Personen. Apostelgeschichte 7,14 erwähnt 75 Personen, die nach Ägypten kamen, wobei anscheinend fünf dabei waren, die nicht direkt von Jakob abstammten („aus seinen Lenden kamen“). Aus diesem relativ kleinen Volk wurde dann in sehr kurzer Zeit in Ägypten, einem Ort, wo sie relativ sicher wohnen konnten, ein großes Volk.

1. Mose 46,28 und 29:
Und Jakob sandte Juda vor sich her zu Josef, daß dieser ihm Goschen anwiese. Als sie in das Land Goschen kamen,
spannte Josef seinen Wagen an und zog hinauf seinem Vater Israel entgegen nach Goschen. …

Goschen war sehr geeignet für sie als Viehzüchter, auch war es abgelegen von dem restlichen besiedelten Land der Ägypter. Israel war abgeschieden, und das Volk konnte sich sehr gut weiterentwickeln.

Jakob schickte Juda voraus, um Josef seine Ankunft anzuzeigen.

1. Mose 46,29 und 30:
… Und als er ihn sah
[und als er sich ihm zeigte], fiel er ihm um den Hals und weinte lange an seinem Halse.
Da sprach Israel zu Josef: Ich will nun gerne sterben, nachdem ich dein Angesicht gesehen habe, daß du noch lebst.

Jakob, nun bezeichnend „Israel“ genannt, der so lange getrauert hatte und untröstlich gewesen war, sah nun seinen geliebten Sohn Josef, hielt ihn in den Armen und hatte nun keine großen weiteren Wünsche mehr für sein Leben.

Josef traf nun einige Vorkehrungen, um ihre Ankunft dem Pharao kundzutun.

1. Mose 46,31–34:
Josef sprach zu seinen Brüdern und zu seines Vaters Hause: Ich will hinaufziehen und dem Pharao ansagen und zu ihm sprechen: Meine Brüder und meines Vaters Haus sind zu mir gekommen aus dem Lande Kanaan
und sind Viehhirten, denn es sind Leute, die Vieh haben; ihr Kleinvieh und Großvieh und alles, was sie haben, haben sie mitgebracht.
Wenn euch nun der Pharao wird rufen und sagen: Was ist euer Gewerbe?
so sollt ihr sagen: Deine Knechte sind Leute, die Vieh haben, von unserer Jugend an bis jetzt, wir und unsere Väter -, damit ihr wohnen dürft im Lande Goschen. Denn alle Viehhirten sind den Ägyptern ein Greuel.

Viehhirten waren in Ägypten nicht sonderlich beliebt. Josef wollte erreichen, daß sie im Lande Goschen wohnen durften und nicht allzu nahe bei der Pharaonenstadt oder anderen Städten Ägyptens. Sie konnten so weiter ihren Dingen nachgehen und vor allen Dingen auch ihrem Gott weiter ungestört dienen.

1. Mose 47,1–3:
Da kam Josef und sagte es dem Pharao an und sprach: Mein Vater und meine Brüder, ihr Kleinvieh und Großvieh und alles, was sie haben, sind gekommen aus dem Lande Kanaan, und siehe, sie sind im Lande Goschen.
Und er nahm von allen seinen Brüdern fünf und stellte sie vor den Pharao.
Da sprach der Pharao zu seinen Brüdern: Was ist euer Gewerbe? Sie antworteten: Deine Knechte sind Viehhirten, wir und unsere Väter.

Sie beantworteten die Frage des Pharao aufrichtig, und erklärten, daß sie schon seit Generationen Viehhirten waren und auch jetzt nicht unbedingt etwas anderes machen wollten.

1. Mose 47,4:
Und sagten weiter zum Pharao: Wir sind gekommen, bei euch zu wohnen im Lande
[um uns bei euch aufzuhalten im Lande]; …

Sie wiesen auch auf eine weitere bedeutsame Sache hin, daß sie nicht für immer und ewig gekommen waren, sondern sich nur „aufhalten wollten“. Sie waren auf Einladung des Pharaos nach Ägypten gekommen, und indem sie hier schon darauf hinwiesen, daß sie sich nur eine bestimmte Zeit dort aufhalten wollten, hatten sie später auch jede Berechtigung, sich wieder frei und zu jeder Zeit zu verabschieden. Als sie dann später gehen wollten, weigerte sich der neue Pharao, sie gehen zu lassen. Er hatte eigentlich kein Recht, sie festzuhalten, denn sie waren nur gekommen, um sich eine Weile im Land aufzuhalten, was ihnen vom Pharao gestattet worden war.

1. Mose 47,4–6:
… denn deine Knechte haben nicht Weide für ihr Vieh, so hart drückt die Hungersnot das Land Kanaan. So laß doch nun deine Knechte im Land Goschen wohnen
[sich aufhalten].
Der Pharao sprach zu Josef: Es ist dein Vater, und es sind deine Brüder, die zu dir gekommen sind.
Das Land Ägypten steht dir offen, laß sie am besten Ort des Landes wohnen, laß sie im Lande Goschen wohnen, und wenn du weißt, daß Leute unter ihnen sind, die tüchtig sind, so setze sie über mein Vieh.

Der Pharao wies ihnen das für sie beste Stück Land zu, wo sie als Viehhirten leben konnten.

1. Mose 47,7:
Josef brachte auch seinen Vater Jakob hinein und stellte ihn vor den Pharao. Und Jakob segnete den Pharao.

Jakob war sich bewußt, wer er war und in wessen Hand sich sein Leben befand, daß er mit Gott wandelte. Als er vor dem mächtigen Pharao stand, segnete er den Pharao.

1. Mose 47,8–10:
Der Pharao aber fragte Jakob: Wie alt bist du?
Jakob sprach zum Pharao: Die Zeit meiner Wanderschaft ist hundertunddreißig Jahre; wenig und böse ist die Zeit meines Lebens und reicht nicht heran an die Zeit meiner Väter in ihrer Wanderschaft.
Und Jakob segnete den Pharao und ging hinaus von ihm.

Jakob war wesentlich älter als der Pharao und andere, die der Pharao kannte, und was den Pharao beeindruckte. Als der Pharao die greise Gestalt sah, war er wohl sehr beeindruckt. Was der Pharao sagte, wird nicht einmal berichtet. Jakob war 130 Jahre alt und sprach von seinem Leben als einer Zeit der Wanderschaft, wahrlich bemerkenswert, wenn man dies mit Hebräer 11 vergleicht.

Hebräer 11,13–16:
Diese alle sind gestorben im Glauben und haben das Verheißene nicht erlangt, sondern es nur von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, daß sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind.
Wenn sie aber solches sagen, geben sie zu verstehen, daß sie ein Vaterland suchen.
Und wenn sie das Land gemeint hätten, von dem sie ausgezogen waren, hätten sie ja Zeit gehabt, wieder umzukehren.
Nun aber sehnen sie sich nach einem besseren Vaterland, nämlich dem himmlischen. Darum schämt sich Gott ihrer nicht, ihr Gott zu heißen; denn er hat ihnen eine Stadt gebaut.

Jakob sagte, daß seine 130 Jahre wenig waren verglichen mit dem Alter seiner Väter (Abraham wurde 175 Jahre alt, Isaak wurde gar 180) und daß die Zeit seines Lebens böse war. Jakob hatte wahrlich kein einfaches Leben, und was sich zutrug, war zu Recht als böse zu bezeichnen.1

1. Mose 47,11 und 12:
Aber Josef ließ seinen Vater und seine Brüder in Ägyptenland wohnen und gab ihnen Besitz am besten Ort des Landes, im Lande Ramses, wie der Pharao geboten hatte.
Und er versorgte seinen Vater und seine Brüder und das ganze Haus seines Vaters mit Brot, einen jeden nach der Zahl seiner Kinder.

Das Land Ramses ist das Land Goschen, nach der Königsstadt, die später in dem Gebiet errichtet wurde, als Ramses bezeichnet. Dort hielt sich das Volk Israel dann auf.

1. Mose 47,27:
So wohnte Israel in Ägypten im Lande Goschen, und sie hatten es inne und wuchsen und mehrten sich sehr.

Hier wird der Begriff „Israel“ eigentlich zum ersten Mal auf die Familie als Ganzes bezogen, davor bezeichnete Israel immer Jakob. Das Volk hatte das Land inne und wuchs und mehrte sich sehr.

1. Mose 47,28:
Und Jakob lebte siebzehn Jahre in Ägyptenland, daß sein ganzes Alter wurde hundertundsiebenundvierzig Jahre.

Gott gewährte in gnädiger Weise Jakob nochmals die gleiche Zahl von Jahren mit Josef, die er zu Beginn mit Josef hatte, bevor Josef mit siebzehn Jahren nach Ägypten verkauft worden war. Solche kleinen Dinge zeigen, wie Gott wirkt und welch große Dinge er wirken kann; Jakob hätte ja auch schon nach einem Jahr oder nach zehn Jahren sterben können.

Jakob segnet Josefs Söhne

1. Mose 47,29–31:
Als nun die Zeit herbeikam, daß Israel sterben sollte, rief er seinen Sohn Josef und sprach zu ihm: Hab ich Gnade vor dir gefunden, so lege deine Hand unter meine Hüfte, daß du die Liebe und Treue an mir tust und begrabest mich nicht in Ägypten,
sondern ich will liegen bei meinen Vätern, und du sollst mich aus Ägypten führen und in ihrem Grab begraben. Er sprach: Ich will tun, wie du gesagt hast.
Er aber sprach: So schwöre mir. Und er schwor ihm. Da neigte sich Israel anbetend über das Kopfende des Bettes hin.

Als die Zeit seines Todes nahte, ließ Jakob seinen Sohn Josef schwören, daß dieser ihn nicht in Ägypten begraben würde. Man legte sehr großen Wert darauf, daß man in seinem eigentlichen Heimatland begraben wurde. Schon bei Abraham war es bemerkenswert, daß er nicht in Haran oder in Chaldäa begraben werden wollte, sondern in dem Land, wo er ein Fremder war. Er kaufte dort ein Grundstück nur zu dem Zwecke, daß er in dem Land begraben werden konnte, wobei er seinen Blick bereits weit in die Zukunft gerichtet hatte, wenn er auferstehen würde in dem Land, das Gott ihm als ein ewiges Erbe verheißen hatte.

Jakob erinnerte sich wohl auch an das, was Gott ihm in Beerscheba zugesagt hatte, daß er ihn wieder aus Ägypten heraufführen würde. Ägypten war nicht das Land, wo er begraben werden wollte, und Josef schwor, ihn bei seinen Vätern in Kanaan zu begraben, worauf sich Israel anbetend über das Kopfende des Bettes neigte.2

1. Mose 48,1–5:
Danach wurde Josef gesagt: Siehe, dein Vater ist krank. Und er nahm mit sich seine beiden Söhne Manasse und Ephraim.
Da wurde Jakob angesagt: Siehe, dein Sohn Josef kommt zu dir. Und Israel machte sich stark und setzte sich auf im Bett
und sprach zu Josef: Der allmächtige Gott erschien mir zu Lus
[Bethel] im Lande Kanaan und segnete mich
und sprach zu mir: Siehe, ich will dich wachsen lassen und mehren und will dich zu einer Menge von Völkern machen und will dies Land zu eigen geben deinen Nachkommen für alle Zeit.
So sollen nun deine beiden Söhne Ephraim und Manasse, die dir geboren sind in Ägyptenland, ehe ich hergekommen bin zu dir, mein sein gleichwie Ruben und Simeon.

Jakob wollte diese zwei Söhne Josefs adoptieren, ihnen den Status seiner Söhne einsetzen, wobei er sie den zwei ältesten Söhnen gleichsetzte.

1. Mose 48,6–8:
Die du aber nach ihnen zeugst, sollen dein sein und genannt werden nach dem Namen ihrer Brüder in deren Erbteil.
Und als ich aus Mesopotamien kam, starb mir Rahel im Land Kanaan auf der Reise, als noch eine Strecke Weges war nach Efrata, und ich begrub sie dort an dem Wege nach Efrata, das nun Bethlehem heißt.
Und Israel sah die Söhne Josefs und sprach: Wer sind die?

Es könnte sein, daß Jakob die beiden zum allerersten Mal zu Gesicht bekam, da die beiden ja bei Josef und nicht in Goschen bei Israel wohnten; außerdem waren Jakobs Augen schwach geworden.

1. Mose 48,9–13:
Josef antwortete seinem Vater: Es sind meine Söhne, die mir Gott hier gegeben hat. Er sprach: Bringe sie her zu mir, daß ich sie segne.
Denn die Augen Israels waren schwach geworden vor Alter, und er konnte nicht mehr sehen. Und Josef brachte sie zu ihm. Er aber küßte sie und herzte sie
und sprach zu Josef: Siehe, ich habe dein Angesicht gesehen, was ich nicht gedacht hätte, und siehe, Gott hat mich auch deine Söhne sehen lassen.
Und Josef nahm sie von seinem Schoß und verneigte sich vor ihm zur Erde.
Dann nahm sie Josef beide, Ephraim an seine rechte Hand gegenüber Israels linker Hand und Manasse an seine linke Hand gegenüber Israels rechter Hand, und brachte sie zu ihm.

Josef wollte seinem Vater behilflich sein, damit dieser die zwei Jungen entsprechend ihrem Alter richtig segnen konnte. Die rechte Hand wurde als Hand des Segens vor der linken bevorzugt, daher stellte er den ältesten der zwei Söhne zu Israels rechter Hand.

1. Mose 48,14–19:
Aber Israel streckte seine rechte Hand aus und legte sie auf Ephraims, des Jüngeren, Haupt und seine linke auf Manasses Haupt und kreuzte seine Arme, obwohl Manasse der Erstgeborene war.
Und er segnete Josef und sprach: Der Gott, vor dem meine Väter Abraham und Isaak gewandelt sind, der Gott, der mein Hirte gewesen ist mein Leben lang bis auf diesen Tag,
der Engel, der mich erlöst hat von allem Übel, der segne die Knaben, daß durch sie mein und meiner Väter Abraham und Isaak Name fortlebe, daß sie wachsen und viel werden auf Erden.
Als aber Josef sah, daß sein Vater die rechte Hand auf Ephraims Haupt legte, mißfiel es ihm, und er faßte seines Vaters Hand, daß er sie von Ephraims Haupt auf Manasses Haupt wendete,
und sprach zu ihm: Nicht so, mein Vater, dieser ist der Erstgeborene; lege deine rechte Hand auf sein Haupt.
Aber sein Vater weigerte sich und sprach: Ich weiß wohl, mein Sohn, ich weiß wohl. …

Jakob wußte sehr wohl, er hatte es schon zuvor gesagt, als er (vgl. Vers 5) Ephraim vor Manasse erwähnte! Jakob war nicht im Begriff einen Fehler zu machen, sondern er wußte, wer zwar von der Geburt der erste war, aber er wußte auch, wer nach dem Segen der erste sein sollte.

1. Mose 48,19 und 20:
… Dieser soll auch ein Volk werden und wird groß sein, aber sein jüngerer Bruder wird größer als werden, und sein Geschlecht wird eine Menge von Völkern werden.
So segnete er sie an jenem Tage und sprach: Wer in Israel jemanden segnen will, der sage: Gott mache dich wie Ephraim und Manasse! Und so setzte er Ephraim vor Manasse.

In Hebräer 11,21 wird dieses Ereignis ebenfalls erwähnt.

Hebräer 11,21:
Durch den Glauben segnete Jakob, als er starb, die beiden Söhne Josefs und neigte sich anbetend über die Spitze seines Stabes.

Jakob hatte offenbar von Gott eine Offenbarung erhalten, und er handelte daher „durch Glauben“. Bemerkenswert ist auch, daß nur die Segnung der zwei Söhne Josefs über Jakob in dem Bericht in Hebräer 11 erwähnt wird. Er segnete sie nach Gottes Willen, und Ephraim, der Jüngere wurde so über den Älteren gesetzt.

1. Mose 48,21 und 22:
Und Israel sprach zu Josef: Siehe, ich sterbe; aber Gott wird mit euch sein und wird euch zurückbringen in das Land eurer Väter.
Ich gebe dir ein Stück Land vor deinen Brüdern, das ich mit meinem Schwert und Bogen aus der Hand der Amoriter genommen habe.

Aus Israels Worten sprach großes Vertrauen in Gott und Gottes Treue. Mit seinem Leben würde die Geschichte nicht aufhören, er war nur auf Wanderschaft. Welch große Gewißheit Jakob hatte. Er gab dann Josef „ein Stück Land [wörtlich: Schechem oder Sichem]“. Josef erhielt vor seinen Brüdern die Gegend um Sichem als besonderes Geschenk. Der Ausdruck „mit meinem Schwert und Bogen aus der Hand der Amoriter genommen habe“ könnte prophetisch vorausschauend ein Hinweis auf das sein, was später dann geschah, denn von Jakob selbst wird nicht berichtet, daß er kriegerisch tätig wurde. Als sie in das Land kamen, mußten sie mit Schwert und Bogen auch diesen Landstrich bei Sichem zurückerobern, obwohl Gott ihn schon Abraham, Isaak und Jakob zugesagt hatte. Dies war auch die Gegend, wo Jakob einen Brunnen gegraben hatte und viele Jahrhunderte später Jesus ein Gespräch mit einer samaritischen Frau führte.

Jakob erinnerte Josef nochmals daran, daß Israel sich nur eine kurze Zeit in Ägypten aufhalten sollte, denn Gott hatte es so eingerichtet. Er war mit ihnen in Ägypten, und er würde sie wieder zurückbringen ins Land ihrer Väter, das Land der Verheißung.

Jakob segnet seine Söhne

Bevor Jakob starb, versammelte er nochmals seine Söhne um sich, um einen jeden zu segnen.

1. Mose 49,1 und 2:
Und Jakob berief seine Söhne und sprach: Versammelt euch, daß ich euch verkünde, was euch begegnen wird in künftigen Zeiten.
Kommt zuhauf und höret zu, ihr Söhne Jakobs, und höret euren Vater Israel.

In diesem Segen sprach Jakob vorausschauend von Dingen des zukünftigen Geschehens der einzelnen Stämme Israels. Über jeden seiner Söhne verkündete Jakob einen besonderen Segen, wobei seine Worte über Juda und Josef über denen für die anderen herausragen.

1. Mose 49,8–12:
Juda, du bist’s! Dich werden deine Brüder preisen. Deine Hand wird deinen Feinden auf dem Nacken sein, vor dir werden deines Vaters Söhne sich verneigen.
Juda ist ein junger Löwe. Du bist hochgekommen, mein Sohn, vom Raube. Wie ein Löwe hat er sich hingestreckt und wie eine Löwin sich gelagert. Wer will ihn aufstören?
Es wird das Zepter von Juda nicht weichen noch der Stab des Herrschers von seinen Füßen, bis daß der Held komme, und ihm werden die Völker anhangen.
Er wird seinen Esel an den Weinstock binden und seiner Eselin Füllen an die edle Rebe. Er wird sein Kleid in Wein waschen und seinen Mantel in Traubenblut.
Seine Augen sind dunkel von Wein und seine Zähne weiß von Milch.

Juda würde der vornehmste Stamm sein, aus Juda würde hervorgehen, „der Held“, der kommen soll, der Erlöser, und es wird ebenfalls gesagt, daß Juda in einem sehr fruchtbaren Teil des Landes wohnen würde.

Eine Reihe anderer Weissagungen im Alten Testament berichten ebenfalls über den Erlöser, der aus dem Stamm Juda kommen würde.3

Nach einigen weiteren Weissagungen Jakobs über andere Söhne kam er dann auf Josef zu sprechen. Auch Josef, ähnlich wie Juda, erhielt einen längeren Segen.

1. Mose 49,22–26:
Josef wird wachsen, er wird wachsen wie ein Baum an der Quelle, daß die Zweige emporsteigen über die Mauer.
Und wiewohl ihn die Schützen erzürnen und gegen ihn kämpfen und ihn verfolgen,
so bleibt doch sein Bogen fest und seine Arme und Hände stark durch die Hände des Mächtigen in Jakob, durch ihn, den Hirten und Fels Israels.
Von deines Vaters Gott werde dir geholfen, und von dem Allmächtigen seist du gesegnet mit Segen oben vom Himmel herab, mit Segen von der Flut, die drunten liegt, mit Segen der Brüste und des Mutterleibes.
Die Segnungen deines Vaters waren stärker als die Segnungen der ewigen Berge, die köstlichen Güter der ewigen Hügel. Mögen sie kommen auf das Haupt Josefs und auf den Scheitel des Geweihten unter seinen Brüdern!

Josef selbst wurde später nicht als einzelner Stamm unter den Stämmen Israels aufgeführt, sondern seine zwei Söhne Ephraim und Manasse nahmen seinen Platz ein. In diesen zwei Anteilen an Stämmen erhielt Josef sozusagen das dem Erstgeborenen zustehende Recht des doppelten Anteils des Erbes. Jakob hatte Josefs zwei Söhne als seine Söhne angenommen, und dieser Segen hier erstreckt sich dann über diese zwei Stämme. Ephraim war dann neben Juda der maßgebende Stamm in Israel, er war der größte, wichtigste und bedeutendste des späteren Nordreiches, als sich das Reich nach Salomo aufteilte in das Haus Israel und das Haus Juda. Josef würde sich ausbreiten und großen Segen haben unter den Stämmen Israels.

Nach den Segnungen für seine Söhne gebot Jakob allen Söhnen bzgl. seines Begräbnisses im Lande Kanaan „bei seinen Vätern“, eher er verstarb.

1. Mose 49,28–33:
Das sind die zwölf Stämme Israels alle, und das ist’s, was ihr Vater zu ihnen geredet hat, als er sie segnete, einen jeden mit einem besonderen Segen.
Und Jakob gebot ihnen und sprach zu ihnen: Ich werde versammelt zu meinem Volk; begrabt mich bei meinen Vätern in der Höhle auf dem Acker Efrons, des Hetiters,
in der Höhle auf dem Felde von Machpela, die östlich von Mamre liegt im Lande Kanaan, die Abraham kaufte samt dem Acker von Efron, dem Hetiter, zum Erbbegräbnis.
Da haben sie Abraham begraben und Sara, seine Frau. Da haben sie auch Isaak begraben und Rebekka, seine Frau. Da habe ich auch Lea begraben,
in dem Acker und der Höhle, die von den Hetitern gekauft ist.
Und als Jakob dies Gebot an seine Söhne vollendet hatte, tat er seine Füße zusammen auf dem Bett und verschied und wurde versammelt zu seinen Vätern.

Jakobs Zuhause war nicht Ägypten, wie er bereits Josef zuvor kundgetan hatte, als er ihn schwören ließ, in Kanaan begraben zu werden.

1. Mose 50,1–3:
Da warf sich Josef über seines Vaters Angesicht und weinte über ihm und küßte ihn.
Und Josef befahl seinen Dienern, den Ärzten, daß sie seinen Vater zum Begräbnis salbten. Und die Ärzte salbten Israel,
bis vierzig Tage um waren; denn so lange währen die Tage der Salbung. Und die Ägypter beweinten ihn siebzig Tage.

Jakob wurde nach ägyptischer Sitte einbalsamiert. Er genoß als Josefs Vater auch bei den Ägyptern großes Ansehen, wie ihre Trauer um ihn anzeigte.

1. Mose 50,4 und 5:
Als nun die Trauertage vorüber waren, redete Josef mit den Leuten des Pharao und sprach: Hab ich Gnade vor euch gefunden, so redet mit dem Pharao und sprecht:
Mein Vater hat einen Eid von mir genommen und gesagt: Siehe, ich sterbe; begrabe mich in meinem Grabe, das ich mir im Lande Kanaan gegraben habe. So will ich nun hinaufziehen und meinen Vater begraben und wiederkommen.

Josef konnte, da er nach hebräischer Sitte Trauer trug, nicht einfach selbst vor dem Pharao erscheinen, weshalb er über Mittelsmänner mit dem Pharao in Kontakt trat. Er versicherte dem Pharao, daß sie nur seinen Vater begraben wollten, und dann würde er „wiederkommen [eilends zurückkehren]“.

1. Mose 50,6–9:
Der Pharao sprach: Zieh hinauf und begrabe deinen Vater, wie du ihm geschworen hast.
Da zog Josef hinauf, seinen Vater zu begraben. Und es zogen mit ihm alle Großen des Pharao, die Ältesten seines Hauses und alle Ältesten des Landes Ägypten,
dazu das ganze Haus Josefs und seine Brüder und die vom Hause seines Vaters. Allein ihre Kinder, Schafe und Rinder ließen sie im Lande Goschen.
Und es zogen auch mit ihm hinauf Wagen und Gespanne, und es war ein sehr großes Heer.

Fast vierzig Jahre waren vergangen, seit Josef damals von seinen Brüdern nach Ägypten verkauft worden war. Nun kam Josef nach vierzig Jahren nochmals nach Kanaan zurück, mit diesem riesigen Leichenzug, um seinen Vater zu begraben. „Heer“ bezeichnet einen großen Haufen; es war eine große Karawane, ein großer Trauerzug entsprechend der Stellung Josefs.

1. Mose 50,10 und 11:
Als sie nun nach Goren-Atad kamen, das jenseits des Jordans liegt, da hielten sie eine sehr große und feierliche Klage. Und Josef hielt Totenklage über seinen Vater sieben Tage.
Und als die Leute im Lande, die Kanaaniter, die Klage bei Goren-Atad sahen, sprachen sie: Die Ägypter halten da große Klage. Daher nennt man den Ort »Der Ägypter Klage«; er liegt jenseits des Jordans.

Die Kanaaniter hatten anscheinend nicht mitbekommen, daß der Anlaß eigentlich Jakobs Tod war, eines Israeliten, eines Nachkommens Abrahams.

1. Mose 50,12–14:
Und seine Söhne taten, wie er ihnen befohlen hatte,
und brachten ihn ins Land Kanaan und begruben ihn in der Höhle auf dem Felde von Machpela, die Abraham gekauft hatte mit dem Acker zum Erbbegräbnis von Efron, dem Hetiter, gegenüber Mamre.
Als sie ihn nun begraben hatten, zog Josef wieder nach Ägypten mit seinen Brüdern und mit allen, die mit ihm hinaufgezogen waren, seinen Vater zu begraben.

Jakobs Söhne, unter Leitung Josefs, erfüllten ihr Versprechen und begruben ihren Vater in Kanaan. Danach kehrten sie wieder nach Ägypten zurück.

Josef und seine Brüder

1. Mose 50,15:
Die Brüder Josefs aber fürchteten sich, als ihr Vater gestorben war, und sprachen: Josef könnte uns gram sein und uns alle Bosheit vergelten, die wir an ihm getan haben.

Die Brüder hatten anscheinend immer noch nicht alles wahrlich hinter sich gebracht. Josef hatte ihnen versichert, daß er nichts Böses im Sinn hatte, sondern daß Gott ja doch etwas Gutes gewirkt hatte. Seit sie alle mit ihrem Vater nach Ägypten gekommen waren, sind siebzehn Jahre vergangen. Nach Jakobs Tod wurden die Brüder wieder unsicher und bekennen erneut ihre Bosheit an Josef und wollen etwas unternehmen, ihren Bruder zu besänftigen.

1. Mose 50,16 und 17:
Darum ließen sie ihm sagen: Dein Vater befahl vor seinem Tode und sprach:
So sollt ihr zu Josef sagen: Vergib doch deinen Brüdern die Missetat und ihre Sünde, daß sie so übel an dir getan haben. Nun vergib doch diese Missetat uns, den Dienern des Gottes deines Vaters! Aber Josef weinte, als sie solches zu ihm sagten.

Josef war betroffen und wohl auch enttäuscht über ihr Verhalten und die Gedanken, die sie hegten.

1. Mose 50,18 und 19:
Und seine Brüder gingen hin und fielen vor ihm nieder und sprachen: Siehe, wir sind deine Knechte.
Josef aber sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Stehe ich denn an Gottes Statt?

Sie befürchteten Rache, daß ihnen ihre Bosheit nun vergolten würde. Josef aber war gottesfürchtig und wußte, daß Rache ihm nicht zustand. Er stand ja nicht an Gottes Statt, der allein vergelten kann und wird.

1. Mose 50,20:
Ihr gedachtet es böse mit mir zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen, um zu tun, was jetzt am Tage ist, nämlich am Leben zu erhalten ein großes Volk.

Psalm 105 berichtet ebenfalls einige große Wahrheiten über dieses ganze Geschehen, die uns Licht und Einsicht gewähren.

Psalm 105,17–24:
Er sandte einen Mann vor ihnen hin; Josef wurde als Knecht verkauft.
Sie zwangen seine Füße in Fesseln, sein Leib mußte in Eisen liegen,
bis sein Wort eintraf und die Rede des HERRN ihm recht gab.
Da sandte der König hin und ließ ihn losgeben, der Herr über Völker, er gab ihn frei.
Er setzte ihn zum Herrn über sein Haus, zum Herrscher über alle seine Güter,
daß er seine Fürsten unterwiese nach seinem Willen und seine Ältesten Weisheit lehrte.
Und Israel zog nach Ägypten, und Jakob ward ein Fremdling im Lande Hams.
Und der Herr ließ sein Volk sehr wachsen und machte sie mächtiger als ihre Feinde.

Josef hatte ihnen vergeben und sich mit ihnen ausgesöhnt, und er versicherte ihnen erneut, daß er darauf sah, daß Gott eine große Sache gewirkt hatte, zu der sie, obwohl nicht in guter Absicht, nur etwas beigesteuert hatten.

1. Mose 50,21–23:
So fürchtet euch nun nicht; ich will euch und eure Kinder versorgen. Und er tröstete sie und redete freundlich mit ihnen.
So wohnte Josef in Ägypten mit seines Vaters Hause und lebte hundertundzehn Jahre.
und sah Ephraims Kinder bis ins dritte Glied
[seine Enkel]. Auch die Söhne von Machir, Manasses Sohn, wurden dem Hause Josefs zugerechnet.

Josef wohnte noch weitere 54 Jahre in Ägypten, über die aber nichts weiter erwähnt wird in der Schrift.

Josefs Tod

1. Mose 50,24 und 25:
Und Josef sprach zu seinen Brüdern: Ich sterbe; aber Gott wird euch gnädig heimsuchen und aus diesem Lande führen in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hat.
Darum nahm er einen Eid von den Söhnen Israels und sprach: Wenn euch Gott heimsuchen wird, so nehmt meine Gebeine mit von hier.

Josefs großartige Hoffnung spricht aus seinen letzten Worten. Sein ganzes Leben und alles andere zielte nicht auf Ägypten, sondern hatte etwas anderes im Blick – das Land, das Gott seinen Vätern Abraham, Isaak und Jakob zu geben geschworen hatte.

Gott hatte Abraham das Land verheißen (vgl. 1Mo 12,7; 15,18; 17,7 ff), Isaak hatte diese Verheißung erhalten (vgl. 1Mo 26) und auch Jakob erhielt diese Zusage Gottes (vgl. 1Mo 35,12). Josef nahm einen Eid von seinen Brüdern bzgl. der Zeit, "wenn Gott euch heimsuchen [sich euer annehmen wird]“, da er wußte, daß diesmal kein Trauerzug nach Kanaan unterwegs sein würde, sondern noch einige Zeit vergehen würde, bis die Zeit der Rückkehr nach Kanaan anstand. Seinem Wunsch wurde dann beim Auszug aus Ägypten entsprochen, und sie nahmen seine Gebeine mit.

1. Mose 50,26:
Und Josef starb, als er hundertundzehn Jahre alt war. …

In Hebräer 11 – dem Bericht über einige der großen Taten, die durch Glauben bewirkt wurden, wird auch Josef erwähnt.

Hebräer 11,22:
Durch den Glauben redete Josef, als er starb, vom Auszug der Israeliten und befahl was mit seinen Gebeinen geschehen soll.

Das ist die eine Sache, die über Josef berichtet wird – nicht, daß er Träume gedeutet hat, daß er großartige Dinge vollbrachte, um die anderen am Leben zu erhalten, sondern was er kurz vor seinem Tode sagte! Josefs Worte, daß Gott sie heimsuchen und wieder aus Ägypten führen würde, so wie er es Abraham, Isaak und Jakob zugesagt hatte.

1. Mose 50,26:
… Und sie salbten ihn und legten ihn in einen Sarg in Ägypten.

In diesen ägyptischen "Sarg“ wurden die sterblichen Überreste Josefs gelegt, einbalsamiert. Solche "Särge" ließen in etwa die Gestalt eines Menschen erkennen.

Abschluß

In Galater werden 430 Jahre zwischen der Verheißung Gottes an Abraham und der Gesetzgebung am Berg Sinai im Jahr des Auszugs der Israeliten aus Ägypten erwähnt. 430 Jahre. Als Josef in Ägypten starb, waren 291 Jahre dieses Zeitraums bereits vorbei, weitere 139 Jahre vergingen bis zum Auszug aus Ägypten. Josef war die erste Generation, die nach Ägypten kam, und Gott führte sie in der vierten Generation aus Ägypten, wie er es Abraham bereits zugesagt hatte. Etwa 60 Jahre nach Josefs Tod wurde Mose geboren, und Mose war dann 80 Jahre alt, als er Israel aus Ägypten führte. In dieser Zwischenzeit gab es einige drastische Änderungen in Ägypten. Ein anderer Pharao kam an die Macht, eine ganz andere Dynastie, die Josef „nicht kannten“, d.h. dessen Erinnerung gänzlich auszulöschen suchte und begann, die Israeliten zu knechten und zu unterdrücken.

1. Mose beginnt so großartig mit „Gott schuf Himmel und Erde“, und dieses 1. Buch der Bibel endet mit einem "Sarg [einer Mumie] in Ägypten“. Aber – die Mumie in Ägypten war nicht das Ende. Diese Mumie in Ägypten, die sprach für sich und war fast wie ein Symbol, daß Gott sie wirklich gnädig heimsuchen und sie aus Ägypten in das verheißene Land bringen würde. Das Buch endet mit einem Sarg, der nicht in Ägypten bleiben wird. Es endet mit Josef, der – obwohl tot – in Gestalt der Mumie doch ein ständiges Zeugnis war von der großen Zusage, die er durch Glauben seinen Brüdern gegeben hatte. Er starb zwar, aber Gott würde sie gnädig heimsuchen und seinen Eid gegenüber Abraham, Isaak und Jakob einhalten.

Als das Volk Israel schließlich loszog, ca. 140 Jahre später, nahmen sie den Sarg mit und brachten Josefs Gebeine ins Land Kanaan, wo auch seine Väter begraben waren (2. Mose 13,19, Josua 24) und wo er, vereint mit seinen Vätern, der Auferstehung harrt — der endlichen Erfüllung der großen Hoffnung, von der er am Ende seines Lebens durch den Glauben gesprochen hatte.


(1) Dieser Hinweis auf Jakobs Alter von 130 Jahren zeigt an, daß zu diesem Zeitpunkt fast genau die Hälfte der gesamten Zeit der Wanderschaft der 430 Jahre, die zwischen Abrahams Auszug aus Chaldäa und der Gesetzgebung am Berg Sinai im Jahr des Auszugs Israels aus Ägypten liegen, erreicht war. Ca. 215 Jahre waren vergangen, noch weitere 215 Jahre stehen bevor.

(2) Dies war nicht das gleiche, wovon in Hebräer 11,21 berichtet wird.

(3) Vgl. z.B. Jesaja 9,5–6; 4. Mose 23,22-24; 4. Mose 24,9.17–19.

 

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