Ich möchte in die nächsten Ausgaben unserer Gemeindezeitschrift eine Reihe von Artikeln über das Leben der Söhne Jakobs, insbesondere über Josef, aufnehmen. Viele kennen wahrscheinlich die Berichte aus 1. Mose über das Leben Josefs, sei es aus der Schule, sei es von Filmen, sei es aus dem Musical. Mir liegt eigentlich vor allem daran, die biblischen Berichte lebendig zu schildern und auf einige bemerkenswerte Punkte aufmerksam zu machen, die auch uns für unser Leben ein Beispiel sein können.

Überblick zu 1. Mose

In 1.Mose 37 beginnt der Abschnitt, wo sozusagen die Geschichte Josefs anfängt, aber es ist eigentlich nicht nur die Geschichte von Josef allein.

1.Mose 37,1 und 2:
Jakob aber wohnte im Lande, in dem sein Vater ein Fremdling gewesen war, im Lande Kanaan.
Und dies ist die Geschichte von Jakobs Geschlecht: …

„Dies ist die Geschichte von Jakobs Geschlecht…“ – ein bemerkenswerter Ausdruck, der noch an einigen anderen Stellen bzgl. anderer Personen und deren Geschlecht vorkommt, wie etwa in 1. Mose 36.

1. Mose 36,1:
Dies ist das Geschlecht Esaus, …

Der Ausdruck „Dies ist das Geschlecht“ oder „Dies ist die Geschichte des Geschlechtes von“ wird an insgesamt 11 Stellen in 1. Mose benutzt, und dadurch wird 1. Mose in zwölf Abschnitte unterteilt.

In 1. Mose 2,4 ist von „der Geschichte von Himmel und Erde“ die Rede, dann folgt in 1. Mose 5,1 „das Geschlecht Adams“, darauf in 1. Mose 6,9 „das Geschlecht Noahs“, sowie anschließend „das Geschlecht der Söhne Noahs (bzw. „die Geschichte der Söhne Noahs“) in 1. Mose 10,1 und in 1. Mose 11,10 dann noch „das Geschlecht Sems“. Sem war der Sohn Noahs, durch den die Linie zu Jesus Christus sich dann fortsetzte. Bis dahin sehen wir in diesen fünf Geschlechtern, wie die Menschheit noch insgesamt vor Gott dasteht und wie Gott mit ihr umgeht.

Danach kommen wir zu einem großen Wendepunkt in 1. Mose 11,27 mit „dem Geschlecht Terachs“. Terach war der Vater Abrahams. In 1. Mose 25,12 folgt dann „die Geschichte Ismaels“, des Sohnes Abrahams von Sarahs Magd Hagar. In 1. Mose 25,19 wird dann „das Geschlecht Isaaks“ erwähnt, des Sohnes der Verheißung. In 1. Mose 36,1 folgt „das Geschlecht Esaus“, des Zwillingsbruders Jakobs. In 1. Mose 36,9 wird dies dann noch erweitert auf „das Geschlecht der Söhne Esaus“. Schließlich folgt dann in 1. Mose 37,2 „die Geschichte von Jakobs Geschlecht“, also die Geschichte der Söhne Jakobs.

In den Abschnitten, wo es um Gottes erwähltes Volk und seine Vorväter geht, von Abraham an, wird jeweils zuerst das Geschlecht des Sohnes, durch den sich die Linie des verheißenen Nachkommens Abrahams nicht fortsetzt, zuerst erwähnt und sozusagen eingeschoben, und erst dann wird die des anderen Sohnes ausführlich geschildert. Z.B. wurde Ismael vor Isaak erwähnt, später dann Esau und seine Söhne vor Jakobs Söhnen. Mit dem letzten großen Abschnitt in 1. Mose werden wir uns in diesem und den nachfolgenden Artikeln beschäftigen.

In der Bibel werden übrigens noch drei weitere Geschlechterlinien, „Geschichten von Geschlechtern“, erwähnt. Zunächst eine in 4.Mose 3,1, „das Geschlecht Aarons und Mose“, und dann folgt „das Geschlecht des Pharez in Rut 4,18. Diese zusammen ergeben dann 13, und dann folgt noch eine am Ende – der Gipfel des Ganzen: in Matthäus 1,1 „das Buch von der Geschichte Jesu Christi.“

Die Geschichte von Jakobs Geschlecht

In den Berichten über die Vorväter des Volks Israel ist mit dem Beginn der Geschichte von Jakobs Geschlecht – in 1. Mose 37 – ein großer Wandel festzustellen. Bis dahin handelte die Geschichte im wesentlichen von einzelnen Personen: Terachs Sohn Abraham, dann Isaak, dann Jakob. Ab hier geht es nun nicht mehr um Jakob allein, sondern auch um seine Söhne. Aus diesen bildet sich jetzt im Verlauf dieses Abschnittes Israel als Gottes Volk heraus.

Die Berichte darüber sind teilweise sehr bewegende Geschichten, und es ist wichtig, daß man auch die zeitlichen Zusammenhänge ein wenig versteht, um zu erkennen, was vor sich ging. Wenn man solche Hintergrundinformation hat, erhält man ein wesentlich besseres Verständnis dessen, was sich abspielte.

Jakob hatte insgesamt zwölf Söhne, elf von ihnen wurden in Padan-Aram (Mesopotamien) geboren und der jüngste, Benjamin, im Lande Kanaan. Die elf wurden zu der Zeit geboren, als Jakob in Haran lebte, wohin er vor seinem Bruder Esau geflohen war. In dieser „lieben“ Familie hatte es immer wieder so manch aufregende Sache gegeben, auch Schlechtes war dabei, das sich durch Gottes Wirken immer wieder auch zum Guten wendete.

Jakob war ja ein sehr „schlauer“ Kerl und zunächst sehr eifrig auf seinen Vorteil bedacht. In seiner Geschichte sieht man auch, wie manchmal versucht wurde, mit menschlichen Mitteln Gottes Verheißung ein wenig nachzuhelfen, was, wie man sehen kann, jedoch nicht sehr gut ist. Seine Mutter Rebekka hatte seinerzeit noch vor der Geburt der Söhne von Gott Weisung erhalten, daß der Jüngere über den Älteren herrschen würde. Dann kam aber der Zeitpunkt, als Isaak seine Söhne segnen wollte, und dabei schien es, als würde Gottes Wort nicht in Erfüllung gehen können, denn er hatte vor, den Falschen mit dem Segen zu segnen (ob es je so gekommen wäre, ist eine ganz andere Frage). Das führte zu einer sehr schlechten Sache, da Rebekka einiges mit Jakob zusammen unternahm, um diesen Segen zu erschleichen, was ihnen (zumindest nur teilweise) auch gelang. Der Segen, den sie erschlichen, war eigentlich gar nicht der volle Segen, um den es ging. Den erhielt Jakob erst, als das Übel aufgedeckt war. Jakob geriet tatsächlich von einer Lüge in die andere und er behauptete sogar Isaak gegenüber, er sei Esau.

1. Mose 27,27 – 29:
Er trat hinzu und küßte ihn. Da roch er den Geruch seiner Kleider und segnete ihn und sprach: Siehe, der Geruch meines Sohnes ist wie der Geruch des Feldes, das der HERR gesegnet hat.
Gott gebe dir vom Tau des Himmels und von der Fettigkeit der Erde und Korn und Wein die Fülle.
Völker sollen dir dienen, und Stämme sollen dir zu Füßen fallen. Sei ein Herr über deine Brüder, und deiner Mutter Söhne sollen dir zu Füßen fallen. Verflucht sei, wer dir flucht; gesegnet sei, wer dich segnet!

In diesen Worten, mit denen Isaak Jakob (im Glauben, er sei Esau) segnete, sind einige wichtige Punkte des Segens Abrahams nicht einbezogen. Die kommen erst später. Trotzdem wurde Esau, als er davon erfuhr, sehr ungehalten, obwohl er eigentlich keinerlei Recht dazu hatte. Er war es schließlich gewesen, der aus freien Stücken Jakob das Recht auf die Erstgeburt verkauft hatte. Er durfte eigentlich nicht zu Isaak kommen und etwas für sich beanspruchen, das ihm gar nicht mehr zustand. Nun wollte er sogar seinen Bruder umbringen.

1. Mose 27,41:
Und Esau war Jakob gram um des Segens willen, mit dem ihn sein Vater gesegnet hatte, und sprach in seinem Herzen: Es wird die Zeit bald kommen, daß man um meinen Vater Leid tragen muß; dann will ich meinen Bruder Jakob umbringen.

Das waren Esaus Pläne, die aber nicht lange verborgen blieben. Rebekka erfuhr davon.

1. Mose 27,43 und 44:
Und nun höre auf mich, mein Sohn: Mach dich auf und flieh zu meinem Bruder Laban nach Haran
und bleib eine Weile [ein paar Tage] bei ihm , bis sich der Grimm deines Bruders legt

Aus dieser „kleinen Weile“ wurden schließlich zwanzig Jahre, und Rebekka sah ihren Sohn Jakob nicht mehr. Das waren auch Folgen ihres eigenmächtigen Vorgehens.

Sie brachte dann noch eine andere Sache ins Gespräch, die in der Folge wichtig wurde. Esau hatte sich einheimische Frauen genommen, und die verursachten Isaak und Rebekka viel Herzeleid. Rebekka wollte deshalb nicht, daß Jakob sich eine Frau aus Kanaan nahm, und sie klagte Isaak ihr Leid und schlug vor, daß Jakob sich eine Frau aus ihrer Verwandtschaft in Padan-Aram nehmen sollte. Dieser Vorschlag war absolut richtig und gut.

Isaak sandte daraufhin seinen Sohn Jakob los, und bei der Verabschiedung kam noch ein weiterer Segen hinzu.

1. Mose 28,1 und 2:
Da rief Isaak seinen Sohn Jakob und segnete ihn und gebot ihm und sprach zu ihm: Nimm dir nicht eine Frau von den Töchtern Kanaans,
sondern mach dich auf und zieh nach Mesopotamien zum Hause Betuëls, des Vaters deiner Mutter, und nimm dir dort eine Frau von den Töchtern Labans, des Bruders deiner Mutter.

Dann folgt nun hier der eigentliche Segen, der Jakob gehörte. Isaak hatte nun auch erkannt, wie die wahren Verhältnisse der Dinge waren. In Hebräer 11 wird das dann beschrieben mit: „Isaak segnete seine Söhne durch Glauben.“

1. Mose 28,3 und 4:
Und der allmächtige Gott segne dich und mache dich fruchtbar und mehre dich, daß du werdest ein Haufe von Völkern,
und gebe dir den Segen Abrahams [das hatte er vorher nicht gesagt], dir und deinen Nachkommen mit dir, daß du besitzest das Land, darin du jetzt ein Fremdling bist, das Gott dem Abraham gegeben hat.

Das ist erstaunlich! Welch ein großartiger Segen Jakob zuteil wird, bevor er sich dann damit auf den Weg macht.

Jakob bringt ca. 60 km an dem Tag hinter sich, auf der Flucht vor seinem Bruder Esau und auf dem Weg, um eine Frau zu finden. Jakob kommt von Beer-Scheba an einen eher kargen Ort, wo er sich nach einem langen Tag die erste Nacht zur Ruhe legt. Der Ort ist ziemlich steinig und auch Jakob hat eher „gemischte Gefühle“, u.a. auch ausgelöst von einer Menge Schuld, die er sich aufgeladen hatte und von der er nun einige Konsequenzen zu tragen haben würde. Doch dann geschieht in dieser ersten Nacht etwas ganz Großartiges. Jakob ist kaum eingeschlafen, als er träumt. Die rund um ihn liegenden Steine bilden in seinem Traum „eine Leiter“, genauer eine große Rampe, die bis zum Himmel reicht. Er hat eine Erscheinung Gottes, und Gott steht da und verheißt ihm das gleiche wie zuvor schon einmal.

Jakob war, als er loszog und sich auf den Weg nach Haran machte, 77 Jahre alt. Das läßt sich aus späteren Angaben errechnen: Er war nämlich 130 Jahre alt, als er vor dem Pharao stand, und zu der Zeit war Josef 39 Jahre alt. Wir erfahren im weiteren Verlauf dann noch, daß Josef im 14. Jahr dieses Aufenthaltes in Haran geboren wurde. Wenn man dies nun zurück rechnet, sieht man, daß Jakob 77 Jahre alt war, als er nach Haran zog.

77 Jahre müssen unbedingt im Verhältnis zur damaligen Lebenserwartung insgesamt gesehen und nicht mit unseren heutigen Verhältnissen gemessen werden. Jugend, mittleres und hohes Alter waren natürlich anders verteilt als heute. Mit zwanzig war die Jugend noch nicht vorbei, wie manche Leute heute denken. Er war nicht einmal verheiratet. Auf dem Weg, um eine Frau zu finden, hat er diese große Vision und Gottes große Zusage, daß Gott bei ihm sein würde, der Segen Abrahams auf ihm sein würde.

1. Mose 28,15:
Und siehe, ich bin mit dir und will dich behüten, wo du hinziehst, und will dich wieder herbringen in dies Land. Denn ich will dich nicht verlassen, bis ich alles tue, was ich dir zugesagt habe.

Erstaunlich ist, daß diese Zusagen Jakob gegeben wurden, als er nicht gerade in enger Gemeinschaft mit Gott wandelte. Er hatte gelogen und betrogen. Er war auf der Flucht. Er hatte nichts Großartiges vollbracht, um eine Verheißung aus Gott herauszulocken. Das zeigt, daß Gottes Verheißung und Gottes Wirken nicht unbedingt von unserem Verhalten abhängig sind. Gott tut, was er tut, weil er es so will. Was Jakob in der Vision sieht und die Zusage, die er hört, sind im Grunde genommen eins. Die Engel, die stille die Rampe hinauf und herunter gehen, sind Sinnbild für Gottes Beistand, wo auch immer er hingehen wird, bis er wieder ins Land zurückkommen wird.

So kam Jakob dann nach Haran und traf dort Rahel an einem Brunnen. Diese wahre Schönheit hatte es ihm anscheinend sofort angetan. Sie war die Tochter Labans, des Bruders seiner Mutter, also seine Cousine.

Zunächst einmal wird er von Laban, einem ebenfalls sehr listigen Kerl, begrüßt und überprüft. Laban stellt zuerst einmal anhand der Geschichten, die Jakob erzählt, fest, wen er vor sich hat.

1.Mose 29,13 und 14:
Als aber Laban hörte von Jakob, seiner Schwester Sohn, lief er ihm entgegen und herzte und küßte ihn und führte ihn in sein Haus. Da erzählte er Laban alles, was sich begeben hatte.
Da sprach Laban zu ihm: Fürwahr, du bist von meinem Gebein und Fleisch. Und als er nun einen Monat lang bei ihm gewesen war,

Laban erkennt ihn als einen Verwandten an und läßt ihn erst einmal einen Monat bei sich arbeiten.

1. Mose 29,15:
sprach Laban zu Jakob: Zwar bist du mein Verwandter, aber solltest du mir darum umsonst dienen? Sage an, was soll dein Lohn sein?

Als Laban Jakob wegen seines Lohns befragt, will Jakob die Tochter Rahel zur Frau.

1. Mose 29,16–18:
Laban aber hatte zwei Töchter; die ältere hieß Lea, die jüngere Rahel.
Aber Leas Augen waren ohne Glanz, Rahel dagegen war schön von Gestalt und von Angesicht.
Und Jakob gewann Rahel lieb und sprach [eigentlich so fast ein bißchen bedenkenlos und sicher ohne Gott zu befragen]: Ich will dir sieben Jahre um Rahel, deine jüngere [wie er noch betont] Tochter, dienen.

„Rahel, deine jüngere Tochter“ war Jakob sieben Jahre wert. Sieben Jahre war später die Zeit, die die Hebräer als Sklaven dienten, und im siebten Jahr wurden sie wieder freigelassen. Jakob hat sich im Grunde genommen als Labans Sklave verdingt: „Ich werde dein Diener werden, aus freien Stücken dein Knecht, um der angebeteten Rahel willen.“ Es ist übrigens interessant, daß Rahel, genau wie auch Rebekka, Isaaks Frau, und wie Sarah, Abrahams Frau, als sehr schön bezeichnet wird.

1.Mose 29,19:
Laban antwortete: Es ist besser, ich gebe sie dir als einem andern; bleib bei mir.

Laban hatte anscheinend kein sonderlich gutes Verhältnis zu seinen Töchtern, und dies wird später nochmals deutlich. Er versuchte aus allem einen Handel zu machen.

Die sieben Jahre gehen für Jakob wie Tage vorbei, so verliebt ist er in Rahel. Schließlich kommt die Hochzeit und Laban gibt ein großes Fest. Am Abend nimmt er jedoch seine Tochter Lea und bringt sie zu Jakob.

1.Mose 29,25 und 26:
Am Morgen aber, siehe, da war es Lea. Und Jakob sprach zu Laban: Warum hast du mir das angetan? Habe ich dir nicht um Rahel gedient? Warum hast du mich denn betrogen?
Laban antwortete: Es ist nicht Sitte in unserm Lande, daß man die jüngere weggebe vor der älteren.

In diesem Geschehen ist etwas Bemerkenswertes, das immer wieder durch die ganze Geschichte hindurch auftaucht. Was einer einem anderen angetan hatte, fiel später in irgendeiner Form wieder auf ihn zurück. Jakob hatte mit Hilfe seiner Mutter seinem Bruder Esau Gleiches angetan. Sie hatten auch mit Betrug den Jüngeren vor den Älteren geschoben. Hier gelang nun das Gleiche jemand anderem, und diesmal mußte Jakob am eigenen Leibe erfahren, wie das ist.

Laban war geschickt und brachte auf diese Art und Weise gleich beide Töchter an den Mann, denn er gab Jakob seine jüngere Tochter am Ende der Hochzeitswoche. Wir erkennen erneut, wie Laban mit seinen Töchtern handelte und sehr wenig auf sie gab. Jakob hatte nichts als Brautpreis anzubieten, so daß Laban ihm nochmals sieben Jahre Arbeit als Knecht abverlangen konnte.

Jakob handelte im Umgang mit seinen zwei Frauen auch nicht richtig, sondern er bevorzugte eine, und die andere ließ er unbeachtet. Aber „da waren anscheinend einige Engel unterwegs“, denn die ungeliebte Frau wurde schwanger und gebar Jakob einige Söhne, aber die Frau, die Jakob so am Herzen lag, blieb unfruchtbar.

1. Mose 29,32–35:
Und Lea ward schwanger und gebar einen Sohn; den nannte sie Ruben und sprach: Der HERR hat angesehen mein Elend; nun wird mich mein Mann liebhaben.
Und sie ward abermals schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Der HERR [auch hier gibt sie einen Namen, der mit dem HERRN zu tun hat] hat gehört, daß ich ungeliebt bin, und hat mir diesen auch gegeben. Und nannte ihn Simeon.
Abermals ward sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Nun wird mein Mann mir doch zugetan sein, denn ich habe ihm drei Söhne geboren. Darum nannte sie ihn Levi.
Zum viertenmal ward sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Nun will ich dem HERRN danken. Darum nannte sie ihn Juda. Und sie hörte auf, Kinder zu gebären.

Lea war eigentlich eine bemerkenswerte Frau. Wie die Namen, die sie ihren Söhnen gibt, zeigen, war sie offensichtlich gottesfürchtig und glaubte sogar auch an den Gott Abrahams, Isaaks und Jakobs, denn sie benutzt den HERRN als Namen bei der Namengebung der Söhne. Rahel war in dieser Hinsicht anders, wir lesen später sogar, daß sie noch die Götter ihres Vaters mitnahm und auf Götzendienst bedacht war. Es ist auch interessant, daß sich die Linie hin zu Jesus Christus nicht über Rahel fortsetzte, sondern über Lea in ihrem Sohn Juda. Das hat vielleicht damit zu tun, daß sowohl Ruben, wie auch Simeon und Levi, ihr Anrecht auf die Erstgeburt nacheinander verwirkten.

Rahel ist sehr eifersüchtig. Sie benutzt alle möglichen Mittel, um Kinder von Jakob zu bekommen, auch ihre Magd. Das war schon seinerzeit bei Abraham keine gute Idee gewesen, und hier wiederholt sich das. Lea läßt sich auch verleiten, ihre Magd ins Spiel zu bringen. Interessanterweise kommt auf diese Art und Weise dann hinterher eine Gruppe von zwölf Söhnen zustande. Das führte aber auch zu gewaltigen Spannungen in der Familie.

Erst nachdem einige weitere Söhne geboren sind und Rahel sich darauf besinnt, sich an Gott zu wenden, wird sie von Gott erhört, und er gedenkt ihrer.

1. Mose 30,22:
Gott gedachte aber an Rahel und erhörte sie und machte sie fruchtbar.

Rahel hatte anscheinend angefangen, sich an Gott zu wenden, anstatt mit eigenen Mitteln irgend etwas zu unternehmen, da es heißt, Gott „erhörte sie“.

1. Mose 30,23–24:
Da ward sie schwanger und gebar einen Sohn und sprach: Gott hat meine Schmach von mir genommen;
und sie nannte ihn Josef und sprach: Der HERR wolle mir noch einen Sohn dazugeben!

Hier lesen wir über Josefs Geburt; er war der letzte der Söhne Jakobs, der noch in Padan-Aram geboren wurde.

1. Mose 30,25:
Als nun Rahel den Josef geboren hatte, sprach Jakob zu Laban: Laß mich ziehen und reisen an meinen Ort und in mein Land.

Josef wurde im vierzehnten, dem letzten Jahr, das er um Rahel diente, geboren. Jakob war mittlerweile 91 Jahre alt, und Josef ist der elfte Sohn Jakobs. Einer sollte noch hinzukommen, er wurde aber erst sieben oder acht Jahre später im Lande Kanaan geboren.

Zunächst einmal diente Jakob noch weitere sechs Jahre dem Laban, war also insgesamt zwanzig Jahre in der Fremde. Während dieser sechs Jahre segnet Gott ihn in großem Maße, obwohl Laban fortwährend versucht, ihn zu betrügen. Jakob erwirbt viel Gut, eine große Herde, und dann macht er sich mit den Seinen schließlich auf den Weg zurück ins Land Kanaan. Auch diesmal ist es eine Flucht – zurück ins Land. Laban eilt hinter ihm her und will ihn hindern, und Gott greift ein und sagt Laban, bevor er überhaupt auf Jakob und seine Frauen und seine Kinder und Herden trifft, daß er nur ja freundlich zu Jakob sein soll. Die beiden kommen zusammen und schließen einen Bund, und Laban kehrt von dort wieder um. Jakob verspricht, keine weiteren Frauen zu nehmen, sich um Labans Töchter als seine Frauen zu kümmern, und sie schwören, daß keiner von beiden des andern Gebiet betreten wird. Sie errichten ein Steinmal, und Gott ist Zeuge dieser Sache.

So liegt nun eine Gefahr – Laban – hinter Jakob und seiner Familie. Vor ihnen aber lauert noch eine andere große Gefahr – Esau. Wir erinnern uns – was hatte Esau vorgehabt? Er wollte Jakob umbringen. Jakob kommt nun mit allem, was er hat, und er trifft Vorkehrungen. Als allererstes betet er. Das ist großartig und etwas, was vorher nirgendwo berichtet wurde. In 1. Mose 32:10ff lesen wir, wie Jakob sich an Gott wendet und Gott an seine Zusagen erinnert. Und er bittet Gott, ihn von der Hand seines Bruders zu erretten. Jakob bereitet ein großes Geschenk vor, und er teilt die Seinen in zwei Gruppen ein, um so bei einem eventuellen Zusammenstoß mit Esau einen Teil seiner Familie zu retten. Jakob weiß ja nicht, was er zu erwarten hat.

Dann schickt er Botschafter zu Esau, die aber mit einer eher Besorgnis erregenden Nachricht zurückkommen, nämlich daß Esau mit einigen bewaffneten Männern auf dem Wege zu ihnen ist. Keine weiteren Worte werden darüber verloren, was Esau mit seinen 400 Mann wohl vorhatte. Sie kamen vielleicht von ihrem Kriegszug in das Land Edom, wo sie sich dann später ansiedelten, zurück und ziehen nun Jakob entgegen, der natürlich besorgt ist. In der Nacht, bevor sie Esau begegnen, sind sie am Jabok, einem Nebenfluß des Jordan. Jakob bringt zunächst alle über diesen Fluß nach Süden, aber er selbst bleibt zurück.

Da geschieht nun diese großartige Sache, daß Jakob mit einem Mann kämpft und eine große Lektion dabei lernt, nämlich daß es nichts nützt, gegen Gott zu anzukämpfen. Er lernt, sich auf den Herrn zu verlassen. Er empfängt auch seinen neuen Namen als einen Segen.

1.Mose 32,27–30:
Und er sprach: Laß mich gehen, denn die Morgenröte bricht an. Aber Jakob antwortete: Ich lasse dich nicht, du segnest mich denn.
Er sprach: Wie heißest du? Er antwortete: Jakob.
Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen.
Und Jakob fragte ihn und sprach: Sage doch, wie heißest du? Er aber sprach: Warum fragst du, wie ich heiße? Und er segnete ihn daselbst.

„Israel“ – von nun an lesen wir über Jakob als Israel, und seine Söhne tragen später auch als Volk diesen Namen.

1.Mose 32,31:
Und Jakob nannte die Stätte Pnuël; denn, sprach er, ich habe Gott von Angesicht gesehen, und doch wurde mein Leben gerettet.

Wir sehen nun eigentlich einen ganz anderen Jakob, nicht mehr den listigen, hinterhältigen, betrügerischen Mann von früher, sondern einen Mann, der in der Zwischenzeit manches an Gottes Wirken erfahren hatte und von nun an sehr auf Göttliches bedacht ist. Er erweist Esau gegenüber alle Ehre und ist sehr freundlich.

1. Mose 33,5:
Und Esau hob seine Augen auf und sah die Frauen mit den Kindern und sprach: Wer sind diese bei dir? Er antwortete: Es sind die Kinder, die Gott deinem Knecht beschert hat.

Im hebräischen Text heißt es hier wörtlich: „Es sind die Kinder, mit denen Gott deinen Knecht begnadet hat [seine Gnade erwiesen hat]“.

Alles, was je an Schuld und anderen Dingen war, ist wirklich vergessen, und Jakob schaut nach vorne. Esau ist ebenfalls freundlich eingestellt und bietet Schutz usw. an, was Jakob aber nicht annimmt.

Er siedelt sich zunächst für einige Zeit bei Sichem in Samarien an, errichtet dort einen Altar und tut hier kund, daß nun Gott der Gott Israels ist.

Simeon und Levi, zwei von Josefs Brüdern, vergehen sich bei Sichem an den Einwohnern jener Stadt, nachdem ihre Schwester Dina von einigen Männern übel behandelt worden war. Die zwei Brüder nahmen es daraufhin in die Hand, eigenmächtig Rache zu üben (der Bericht steht in 1. Mose 34). Dieses Verhalten wurde von Jakob nicht gebilligt, es brachte auch Gefahr für Jakob und seine Familie mit sich, weshalb Jakob wohl bald danach von dort aufbrach.

Jakob zieht zunächst weiter nach Bethel, an den Ort, wo er die Leiter bzw. Rampe in der Vision gesehen hatte. Jakob erfüllt dort auch seinen Schwur, den er vorher getan hatte. Er mußte dabei zuerst alle fremden Götter und Amulette und andere Sachen einsammeln und wegtun. An dieser Stätte, in Bethel, erschien Gott ihm abermals und segnete ihn erneut.

1. Mose 35,9 und 10:
Und Gott erschien Jakob abermals, nachdem er aus Mesopotamien gekommen war, und segnete ihn
und sprach zu ihm: Du heißt Jakob; aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel sollst du heißen. Und so nannte er ihn Israel.

Gott wiederholt den großen Segen von vorher nochmals.

Von dort macht sich Jakob dann nach einiger Zeit nun auf den Weg zu seinem Vater Isaak in Hebron. Isaak lebte auch noch, er wurde 180 Jahre alt, und als er seine Söhne damals segnete, war er selbst erst 137 Jahre alt gewesen. Zwanzig Jahre war Jakob in Haran gewesen, und seit seiner Rückkehr ins Land Kanaan waren auch schon fast wieder 10 Jahre vergangen; Jakob war mittlerweile 106 Jahre und Josef ca. 16 Jahre alt, als sie von Bethel aus nach Hebron zogen.

Auf dem Wege dorthin wurde dann der letzte der Söhne Jakobs geboren. Bei der Geburt seines kleinen Bruders verlor Josef seine Mutter Rahel in der Nähe von Bethlehem. Jakob errichtete dort ein Grabmal für seine so geliebte Frau, und dann zogen sie weiter nach Hebron.

Es war auch während jener Zeit, daß sich Ruben, der älteste der Söhne Jakobs, zu einer Schandtat hinreißen ließ, die ihn dann das Anrecht auf den Erstgeburtssegen kostete.

Jakob und seine zwölf Söhne kommen nun nach Hebron und siedeln dann dort, wo auch Isaak noch lebt.

Josef

Dann kommen wir schließlich zu dem Bericht in 1. Mose 37. Etwa 10 Jahre sind seit der Rückkehr ins Land Kanaan vergangen, und Josef ist nun 17 Jahre alt.

Ich will noch ein paar Verse hier kurz einbeziehen, die wir dann im nächsten Teil unserer Studie über Josef aufgreifen werden. Hier soll genügen, diese Verse als Einführung zu lesen, um auf das vorzubereiten, was noch geschehen wird.

1. Mose 37,2:
Und dies ist die Geschichte von Jakobs Geschlecht: Josef war siebzehn Jahre alt und war ein Hirte bei den Schafen mit seinen Brüdern; er war Gehilfe bei den Söhnen Bilhas und Silpas, der Frauen seines Vaters, und brachte es vor ihren Vater, wenn etwas Schlechtes über sie geredet wurde.

Die Söhne, wie wir auch am Beispiel Rubens, Simeons und Levis sahen, waren eher rauhe Burschen und trieben auch Schlechtes. Josef war anders, er half diesen als Hirten, aber er meldete seinem Vater, wenn diese üble Sachen trieben und sie sich einen schlechten Ruf erworben hatten.

Josef vereinigt in gewisser Weise die guten Eigenschaften, die sowohl in Abraham und Isaak wie auch in Jakob zu sehen sind, in sich. Es besteht ein großer Unterschied zwischen seinem Wesen und dem seiner Brüder.

1. Mose 37,3:
Israel aber hatte Josef lieber als alle seine Söhne, weil er der Sohn seines Alters war, und machte ihm einen bunten Rock.

Dieser „bunte Rock“ war eigentlich „ein knöchellanges Gewand“. Es war das Gewand, das nur das Oberhaupt der Familie und der designierte Erbe trug. Wir sehen, wie Israel den Sohn seiner Lieblingsfrau Rahel vor den andern bevorzugte, was natürlich zu Spannungen in der Familie führte.

1.Mose 37,4:
Als nun seine Brüder sahen, daß ihn ihr Vater lieber hatte als alle seine Brüder, wurden sie ihm feind und konnten ihm kein freundliches Wort sagen.

Die Brüder waren ungehalten und haben Josef beneidet und gehaßt. Josefs Verhalten führt dann in der Folge zu weiteren Problemen.

1. Mose 37,5–8:
Dazu hatte Josef einmal einen Traum und sagte seinen Brüdern davon; da wurden sie ihm noch mehr feind.
Denn er sprach zu ihnen: Höret doch, was mir geträumt hat.
Siehe, wir banden Garben auf dem Felde, und meine Garbe richtete sich auf und stand, aber eure Garben stellten sich ringsumher und neigten sich vor meiner Garbe.
Da sprachen seine Brüder zu ihm: Willst du unser König werden und über uns herrschen? Und sie wurden ihm noch mehr feind um seines Traumes und seiner Worte willen.

Daß Josef seinen Traum erzählte und wie er ihn erzählte, half auch nicht, um Frieden zu stiften. Nicht nur der Inhalt des Traums verärgerte seine Brüder sehr, sondern auch wie selbstbewußt und ein wenig stolz er ihn den Brüdern erzählte.

1.Mose 37,9:
Und er hatte noch einen zweiten Traum, den erzählte er seinen Brüdern und sprach: Ich habe noch einen Traum gehabt; siehe, die Sonne und der Mond und elf Sterne neigten sich vor mir.

Die Träume hatten etwas mit ihrem täglichen Leben zu tun, der erste mit Aspekten des Ackerbaus, der zweite Traum mit Hirtenangelegenheiten. Diesen zweiten Traum erzählt er seinen Brüdern im Beisein des Vaters.

1. Mose 37,10–11:
Und als er das seinem Vater und seinen Brüdern erzählte, schalt ihn sein Vater und sprach zu ihm: Was ist das für ein Traum, den du geträumt hast? Soll ich und deine Mutter und deine Brüder kommen und vor dir niederfallen?
Und seine Brüder wurden neidisch auf ihn. [Hier sehen wir, daß der Haß und der Neid der Brüder immer größer wird. Was vorher vielleicht ein bißchen brodelte, beginnt jetzt langsam überzukochen.] Aber sein Vater behielt diese Worte.

Wir wissen nicht, ob diese Träume eine direkte Offenbarung Gottes waren; wie es scheint, könnten sie einfach dem gesamten Umfeld der Dinge entstammen. Der junge Mann träumt von dem, was er im täglichen Leben erlebt. Sein Vater bevorzugt ihn, bringt ihn in diese Stellung, und die Brüder sind neidisch auf ihn. Aber hinter all dem stehen anscheinend doch noch andere Dinge. Denn diese Träume erfüllen sich ja hinterher und kommen so zustande. Auch wird nicht gesagt, daß Josef den Brüdern dies hätte erzählen sollen.

Wenn man jedoch das Ganze anschaut, die Vorgeschichte, was im Lande Kanaan los war, welche Gefahren dort schlummerten, dann wird ersichtlich, wie auch Gott am Wirken ist, um dafür zu sorgen, daß hinterher aus dieser Familie gemäß seiner Verheißungen sein Volk wachsen und gedeihen kann. Das war schließlich und endlich nicht in Kanaan, sondern in einem fernen Lande, so wie Gott es Abraham angesagt hatte.

So haben wir in gewisser Weise das Fundament gelegt für eines der größten Dinge, die Gott überhaupt getan hat, wie er dafür sorgte, daß sich aus dieser Familie sein Volk entwickeln konnte, aus dem dann der Erlöser kommen sollte. Wir sehen, wie Gott sie vor vielen Gefahren errettete und sie während dieser Zeit auch erzog. In dem, was nun kommt, liegt eine große Lektion sowohl für Josef als auch für seine Brüder. Manches ist mit Schmerzen verbunden, aber am Ende des Ganzen steht der große Segen, den Gott ihnen allen zukommen lassen konnte.

 

Übersicht Artikel