von
Wolfgang Schneider
Trinitarier verweisen oft darauf, dass Jesus als "der Sohn Gottes" eben auch selbstverständlich (wie sie meinen) "Gott, der Sohn" sein muß. Der Sohn Gottes ist in ihren Augen und nach ihrem Verständnis in allen Belangen "Gott gleich". Allerdings verwischen sie das Ganze dann wieder, indem sie einerseits von "Gott gleich" reden, sowohl "den Vater" wie auch "den Sohn" als "Gott" ansehen, andererseits dann aber streng darauf achten, dass der Sohn nicht gleich der Vater ist, obwohl beide aber "Gott" seien.
Die Vorstellung, dass Jesus "Gott gleich" sei, ist dabei zumeist auf eine Aussage im Johannesevangelium gegründet, in der sich dieser Wortlaut "Gott gleich" dargelegt ist.
Joh 5,18
Darum trachteten die Juden noch viel mehr danach, ihn zu töten, weil er nicht allein den Sabbat brach, sondern auch sagte, Gott sei sein Vater, und machte sich selbst Gott gleich.
Trinitarier nehmen den letzten Ausdruck und legen ihn so aus, als habe Jesus selbst gesagt, er sei Gott. Ist das aber, was uns hier mitgeteilt wird? Nein! Es wird uns mitgeteilt, dass Jesus selbst gesagt habe, Gott sei sein Vater. Es ist keine Rede davon, dass Jesus gesagt hätte, er selbst sei Gott.
In biblischen Zeiten und biblischen Landen hatten Kinder, insbesondere Söhne, oftmals gleiche Autorität und gleiches Ansehen unter anderen, wie ihre Väter. Der Sohn eines Königs hatte allein aufgrund der Tatsache, dass er der Sohn des Königs war, die Autorität und das Ansehen des Königs und war darin sozusagen seinem Vater gleich. Genau das ist übrigens, was Jesus hier den Juden darlegte.
Joh 5,17
Jesus aber antwortete ihnen: Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.
Jesus erklärte den Juden, dass er nicht aus sich selbst heraus wirkte, sondern in der Vollmacht seines Vaters! Jesus hatte solche Vollmacht, weil er der Sohn Gottes war ...
Es wird deutlich, dass wir die Worte "und machte sich selbst Gott gleich" keineswegs so verstehen dürfen, als sei Jesus nun dadurch Gott, denn Jesus sagt ja doch im gleichen Atemzug, dass Gott sein Vater ist, womit alle Zweifel ausgeräumt sein sollten bzgl. dessen, wer hier Gott ist. Wir müssen "Gott gleich" entsprechend der zu jener Zeit üblichen Art und Weise verstehen, als ein Hinweis auf gleiche Autorität, gleiche Vollmacht, usw., die ein Sohn mit seinem Vater gemeinsam hatte.
All die Reden, der Sohn und der Vater und der Heilige Geist seien gleicher Natur, eines Wesens miteinander usw. verkennen die einfache Bedeutung dieses Ausdrucks bzgl. des "gleich sein". Es gibt noch einige andere Stellen in der Bibel, wo Leute gleich waren oder gleich sein wollten, und auch aus diesen Versen geht hervor, dass es dabei nicht darum geht, dass einer zu dem andern wird.
2Kor 11,12
Was ich aber tue, das will ich auch weiterhin tun und denen den Anlaß nehmen, die einen Anlaß suchen, sich zu rühmen, sie seien wie [gleich wie] wir.
Diese wollten die gleiche Stellung, das gleiche Ansehen, die gleiche Autorität usw. wie Paulus und die andern haben .... durch das "gleich sein" wurden diese aber nicht zu Paulus ...
Eine andere Stelle, die dieses Konzept des "gleich sein" im Hinblick auf Autorität und Vollmacht usw. illustriert, steht in 1Mo, wo uns über Josef in Ägypten berichtet wird.
1Mo 44,18
Da trat Juda zu ihm und sprach: Mein Herr, laß deinen Knecht ein Wort reden vor den Ohren meines Herrn, und dein Zorn entbrenne nicht über deinen Knecht, denn du bist wie [gleich wie] der Pharao.
Juda verkündet, Josef sei gleich dem Pharao ... nur, ist Josef damit zum Pharao geworden? Nein! Er handelt aber in der ihm vom Pharao gewährten Autorität!
Man kann nicht die eine Stelle in Johannes 5 bzgl. Jesus Christus anders auslegen als die anderen Stellen, in denen der gleiche Ausdruck vorkommt. Jesus wurde nicht zu Gott, weil er aufgrund der Tatsache, dass er der Sohn Gottes war, in der ihm von Gott gegebenen Autorität handelte. Jesus sagte nirgendwo, dass er selbst Gott sei. Er bekundete und sagte lediglich, dass er der Sohn Gottes sei bzw. dass Gott sein Vater sei. Und dabei sollten auch wir es belassen.