Ein Vers, der immer wieder herangezogen wird, um Jesus als Gott zu verstehen, ist in Johannes 17. Es geht dabei um eine Aussage Jesu in seinem Gebet, die von Vertretern der Trinitätslehre so verstanden wird, als habe Jesus bereits "ehe die Welt war" als der lebendige Sohn Gottes bei Gott in Herrlichkeit existiert. Eine solche Idee widerspricht allerdings andern Aussagen in der Schrift, die eindeutig belegen, dass der Sohn Gottes durch den heiligen Geist in Maria empfangen und dann von Maria geboren wurde.

Was hat es mir diesen Worten Jesu auf sich? Wie können sie so verstanden werden, dass es keine Widersprüche zu andern Aussagen in der Schrift gibt ?

Joh 17,5
Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.

Es steht außer Frage, dass Jesus bereits ehe die Welt war "existierte". Die Frage aber ist: Wie hat Jesus ehe die Welt war bis vor seiner Empfängnis und Geburt existiert? Hat er als ein lebendiges Wesen, als Person im buchstäblichen Sinne existiert? Oder hat er in Gottes Vorsehung, in Gottes Plan existiert?

Trinitarier nehmen einfach an, Jesus habe im buchstäblichen Sinne als ein Lebewesen bei Gott von Anfang an existiert. Über das "wie" machen sie sich meist keine Gedanken, und dass ein solches Verständnis Probleme mit anderen Aussagen in der Schrift verursacht, das scheint ihnen ebenfalls zu entgehen. Es wird einfach behauptet, er habe als "der Sohn Gottes" bereits vor Grundlegung der Welt bei Gott gelebt, obgleich es keinerlei Aussage in dieser Hinsicht in der Bibel gibt. Dass es ein anderes Verständnis gibt, wird gar nicht erst in Erwägung gezogen.

Eine interessante Aussage, die für das rechte Verständnis dieser Sache hilfreich ist, findet sich in 2. Timotheus und betrifft die Gemeinde der Gläubigen.

2Tim 1,9
Er hat uns selig gemacht und berufen mit einem heiligen Ruf, nicht nach unsern Werken, sondern nach seinem Ratschluß und nach der Gnade, die uns gegeben ist in Christus Jesus vor der Zeit der Welt,

Hier stellt die Schrift fest, dass den Gläubigen in der Gemeinde "Gnade ...gegeben ist .. vor der Zeit der Welt"! Nun, bedeutet das, dass wir alle bereits vor der Zeit der Welt bei Gott lebten? Kaum jemand wird das als Möglichkeit in Betracht ziehen, und doch wird genau das getan, wenn es um die Herrlichkeit geht, die Jesus ehe die Welt war bei Gott hatte.

Wie ist es möglich, dass uns, den Gläubigen an Christus, bereits vor der Zeit der Welt Gnade gegeben ist? Ganz offensichtlich haben wir zu der Zeit noch nicht gelebt, wie also wurde uns diese Gnade zu jener Zeit bereits gegeben?

Die Antwort ist einfach: Sie wurde uns gegeben in Gottes Vorsehung, in Gottes Plan, in Gottes Idee. Gott hatte bereits zu jener Zeit die Absicht, den Plan, uns diese Gnade zu geben. Wir haben nicht real als Lebewesen damals bereits und lange vor unserer Geburt existiert. Wir haben als "Gedanken" in Gottes Vorsehung, in Gottes Sinn, in Seinem Plan existiert. Das gleiche trifft auch auf Jesus Christus zu und die Herrlichkeit, die er bereits bei Gott hatte, ehe die Welt war.

Man beachte, Jesus redet nicht davon, dass er zu jener Zeit bereits bei Gott gelebt habe. Er erwähnt nichts davon, dass er bereits als ein Lebewesen zu jener Zeit in Gottes Gegenwart existierte! Das sind alles lediglich Annahmen von denen, die Jesu Worte lesen und solches in seine Worte hineinlegen.

Joh 17,5
Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war.

Jesus spricht von "der Herrlichkeit", die er bislang noch nicht in realer Auswirkung hatte (!) und mit der er nun verherrlicht werden wollte! Jesus betet, dass Gott ihn nun verherrlichen möge, und ihm die Herrlichkeit geben würde, die Er für seinen Sohn bereits ehe die Welt war vorgesehen hatte. Gottes Plan sah für Jesus Christus nicht nur das für die Erlösung der Menschen notwendige Leiden und den Sühnetod Jesu vor, sondern auch die Verherrlichung, die auf das Leiden folgen (!) würde. In mehreren Stellen im Alten Testament werden sowohl die Leiden wie auch die Herrlichkeit des Messias vorausgesagt, wobei die Herrlichkeit immer auf die Leiden folgt, niemals aber die Herrlichkeit den Leiden vorausgeht.

Jesus lebte nicht ehe die Welt war als ein Lebewesen in Herrlichkeit bei Gott; er existierte aber bereits ehe die Welt war in Gottes Vorsehung. Diese Wahrheit wird uns auch an anderen Stellen in der Schrift mitgeteilt.

1Petr 1,20
Er
[Jesus Christus] ist zwar zuvor ausersehen, ehe der Welt Grund gelegt wurde, aber offenbart am Ende der Zeiten um euretwillen,

Auch hier sehen wir, dass Jesus bereits vor Grundlegung der Welt "ausersehen" war, d.h. als "Wort, Gedanke" in Gottes Vorsehung existierte. Die Person Jesus aber wurde erst "am Ende der Zeiten" offenbart, d.h. als die Zeit erfüllt war (vgl. Gal 4,4) wurde er vom Heiligen Geist in Maria empfangen und 9 Monate später von Maria in Bethlehem geboren. Vor der Zeit existierte Jesus nicht in Gestalt von "Fleisch", sondern in Gestalt von "Wort".

Vor diesem Hintergrund sollte nun auch einige andere bedeutsame Verse in Joh 1 leicht verständlich sein.

Joh 1,1.14
Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort.
...
Und das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns, und wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

Im Anfang war nicht die lebendige Person Jesus Christus, sondern im Anfang war das "Wort". Der Sohn Gottes, Jesus Christus, existierte in Gestalt von "Wort" in Gottes Vorsehung, in Gottes Plan, in Gottes Gedanken. Und später dann, "am Ende der Zeiten" und "als die Zeit erfüllt war", wurde dieser Plan, wurde das, was bislang "Wort" gewesen war, nun mit der Empfängnis und Geburt dann "Fleisch" (weitere Details hierzu in der Studie Johannes 1,1ff - Am Anfang war das Wort).

Jesus hatte bereits "Herrlichkeit bei Gott" von Anfang - ehe die Welt war - aber nicht, weil er bereits zu jener Zeit als ein Lebewesen in Gottes Gegenwart lebte, sondern deshalb, weil Gott diese in Seinem Erlösungsplan für Seinen eingeborenen Sohn vorgesehen hatte.

 

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