Einleitung

Ein häufig benutztes Argument der Vertreter der Trinitätslehre beinhaltet und nutzt den Begriff "göttliche Natur". Es wird gelehrt, dass alle drei Personen der Gottheit "eins seien" in ihrer "Natur", "von einem Wesen", "einer Natur". Die Theorie, dass Jesus in gleicher Weise Gott ist, wie der Vater Gott ist, wird damit begründet, dass er in allem Teil hatte an der "göttlichen Natur".

In dieser Studie will ich den Begriff "göttliche Natur" ein wenig untersuchen, wie er in der Bibel benutzt wird, und dabei auch einbeziehen, ob und inwieweit Jesus oder anderen diese göttliche Natur zugesprochen wird.

"Natur (Wesen)" oder "Person (Wesen)"?

Eine falsche Prämisse der Trinitätslehre ist die Vorstellung, dass Jesus, wenn er Teil hat an der göttlichen Natur, dem göttlichen Wesen, auch dadurch Gott, d.h. einer der Personen der angenommenen "Drei-Personen-Gottheit" ist. Der grundlegende Fehler dieser Vorstellung ist der, dass hier zwei Dinge gleichgesetzt oder identisch gemacht werden, die gar nicht gleich oder identisch sind: WAS Jesus ist wird im Grunde gleichgesetzt mit WER Jesus ist. Auf dieser falschen und nicht anwendbaren Vorstellung beruht dann sozusagen die gesamte weitere trinitarische Theologie.

In der Trinitätslehre wird behauptet, dass Vater, Sohn und Heiliger Geist alle göttlicher Natur sind, und dass sie alle deshalb "Gott" sind. Zusätzlich wird dann noch gelehrt, dass die Einheit der Gottheit darin besteht, dass sie alle die göttliche Natur haben, und so alle zusammen eben nur "Ein Gott" sind.

Diese Vorstellungen aber sind eindeutig falsch und werden als solche entlarvt, sobald man einmal einige Schriftstellen in Erwägung zieht, in denen der Begriff "göttliche Natur" benutzt wird. Einige dieser Stellen handeln von den Gläubigen an Christus allgemein, und es wird deutlich, dass alle Gläubigen bereits jetzt als Teilhaber der göttlichen Natur bezeichnet werden und es mit der Auferstehung bzw. Verwandlung - der Erfüllung der Verheißungen - dann auch sind.

2. Petrus 1,4
Durch sie sind uns die teuren und allergrößten Verheißungen geschenkt, damit ihr dadurch Anteil bekommt an der göttlichen Natur, die ihr entronnen seid der verderblichen Begierde in der Welt.

Kolosser 2,9-10
9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig,
10 und an dieser Fülle habt ihr teil in ihm, der das Haupt aller Mächte und Gewalten ist.

Epheser 3,19
auch die Liebe Christi erkennen, die alle Erkenntnis übertrifft, damit ihr erfüllt werdet mit der ganzen Gottesfülle.

Diese Stellen sollten Trinitariern gewaltig zu denken geben ... In 2. Petrus 1,4 erfahren wir, dass die Gläubigen an Christus Anteil an der göttlichen Natur bekommen. Der Ausdruck "Anteil bekommen" ist eigentlich "Teilhaber [gr. koinonos] werden" an der göttlichen Natur. Wir erhalten Anteil, sind Teilhaber mit Christus an der göttlichen Natur. Weiterhin heißt es in Kolosser 2,9-10, dass wir als Christen "teilhaben", teilhaben an "dieser Fülle". An welcher Fülle haben wir teil? An der "ganzen Fülle der Gottheit", welche in Christus leibhaftig gegenwärtig war! Wir, die wir an Christus glauben, haben ebenfalls diese Fülle der Gottheit, bzw. die Gottesfülle in Christus.

theios - "göttlich"

Wir wollen kurz das Wort für "göttlich" in 2. Petrus 1,4 ein wenig näher untersuchen. Im griechischen Text steht an dieser Stelle das Wort theios. Das gleiche Wort kommt auch noch an anderer Stelle im NT vor, nämlich in Apostelgeschichte 17,29.

Apostelgeschichte 17,29
Da wir nun göttlichen Geschlechts sind, sollen wir nicht meinen, die Gottheit [theios] sei gleich den goldenen, silbernen und steinernen Bildern, durch menschliche Kunst und Gedanken gemacht.

In einer anderen Übersetzung wird deutlicher, dass das Wort "Gottheit" in der 1984er Lutherbibel eigentlich das Wort theios für "göttlich" ist.

Apostelgeschichte 17,29 (unrev. Elberfelder)
Da wir nun Gottes Geschlecht sind, so sollen wir nicht meinen, daß das Göttliche [theios] dem Golde oder Silber oder Stein, einem Gebilde der Kunst und der Erfindung des Menschen, gleich sei.

Das hier in gängigen Bibelübersetzungen mit "Gottheit" übersetzte Wort theios bezeichnet eigentlich "das Göttliche" und in 2. Petrus 1,4 steht es zusammen mit dem Wort "Natur" und dort haben wir dann den Ausdruck "göttliche Natur". Das Wort theios ist das Adjektiv des Substantivs theiotes, eines mit dem Wort theos ("Gott") verwandten Wortes. Das Wort theios bezeichnet das "Göttliche", sprich "die göttliche Eigenschaft", und im üblichen Kontext dann die göttliche Kraft, Macht, die etwas oder jemand hat.

theotetos - "Gott / Gottheit"

Das Wort theotetos unterscheidet sich von theios und theiotes dadurch, dass es dabei nicht um "göttliches" in einem eher funktionalen Sinne geht, sondern um das Wesen, die Essenz, Substanz dessen, was Gott ist. Das Wort kommt nur einmal in der Schrift vor, in Kolosser 2,9, wo Paulus schreibt, dass die ganze Fülle der Gottheit (des Gottseins) seines Vaters in Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohne, leibhaftig gegenwärtig war, wohnte ... wobei jedoch der auferstandene Christus Gegenstand dessen ist, worauf Paulus eingeht. Die gleiche Sache greift Paulus auch auf in dem davor liegenden Abschnitt in Kolosser 1,18-19Kol 1,18-19
18 Und er ist das Haupt des Leibes, nämlich der Gemeinde. Er ist der Anfang, der Erstgeborene von den Toten, damit er in allem der Erste sei.
19 Denn es hat Gott wohlgefallen, daß in ihm alle Fülle wohnen sollte
, und in der Stelle in 2,9 betont er diese Wahrheit erneut.

In Christus war nicht nur ein Teil dieser Fülle der Gottheit gegenwärtig, sondern "die ganze Fülle". Viele Trinitarier stürzen sich natürlich genau auf diesen Punkt und bauen darauf dann ihr Argument, Jesus sei demnach auch "ganz Gott". Allerdings versäumen sie es dann, im nächsten Vers weiterzulesen. Denn dort kommt Paulus nun zu dem eigentlichen Punkt bzgl. der Gläubigen, dass wir nämlich an genau dieser ganzen Fülle der Gottheit Teil haben, weil wir ja in Christus sind und in Christus die gleiche ganze Gottesfülle haben, die nun in dem Auferstandenen zugegen ist. Was ist damit gemeint?

Man beachte, dass Paulus ja nicht sagt: "Christus ist Gott in ganzer Gottesfülle", sondern er spricht davon, dass die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig IN Christus gegenwärtig ist. Das sind zwei ganz verschiedene Sachverhalte! Man muss schon genau lesen und beachten, was in der Schrift tatsächlich gesagt ist, will man eine rechte Erkenntnis dessen erlangen, was in der Bibel offenbart ist.

Weiterhin ist das "erfüllt werden mit ganzer Gottesfülle" nicht auf Jesus Christus selbst beschränkt, sondern alle Gläubigen haben an dieser ganzen Gottesfülle teil. Das weist u.a. darauf hin, dass sich dieser Ausdruck wohl darauf bezieht, dass alle Gläubigen an Christus heiligen Geist von Gott als Gabe erhalten, welcher auch ihr Unterpfand auf das verheißene Erbe ist, und weiterhin dann im ewigen Leben seine Erfüllung findet.

"Geist, der lebendig macht" - in der Auferstehung

Eine wichtige Erkenntnis zu diesen Dingen wird uns in 1. Korinther 15 gegeben.

1. Korinther 15,45
Wie geschrieben steht: Der erste Mensch, Adam, »wurde zu einem lebendigen Wesen«, und der letzte Adam zum Geist, der lebendig macht.

Als Jesus von den Toten auferweckt wurde, wurde er "zum Geist, der lebendig macht". Was Paulus vermittelt ist im Grunde, dass mittels dieses Geistes, Leben vermittelt bzw. ermöglicht, gespendet, gemacht wird. Mittels des uns geschenkten heiligen Geistes erhalten wir Leben, werden wir lebendig gemacht. Jesus hat in der Auferstehung nicht das gleiche Leben gehabt wie zuvor, sondern ein neues, nunmehr mittels heiligem Geist gespendetes ewiges Leben (man vgl. hierzu auch Römer 1,4Röm 1,4
und nach dem Geist, der heiligt, eingesetzt ist als Sohn Gottes in Kraft durch die Auferstehung von den Toten.
und 1. Petrus 3,181Petr 3,18
Denn auch Christus hat einmal für die Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten, damit er euch zu Gott führte, und ist getötet nach dem Fleisch, aber lebendig gemacht nach dem Geist.
).

Die Natur, das Wesen des auferstandenen Leibes ist nicht irdisch und physisch, sondern der auferstandene Leib ist ein geistlicher Leib. In der Auferstehung wird nicht erneut eine fürs irdische Leben und im gleichen physischen Leib wie zuvor befindliche Person lebendig gemacht, sondern es handelt sich um eine Person mit einer gänzlich anderen, nämlich einer geistlichen Natur, einem geistlichen Wesen.

Jesus selbst verkündete, das Gott "GEIST" ist (vgl. Johannes 4,24Joh 4,24
Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.
- seine Aussage gegenüber der Frau am Brunnen in Samarien). Gott ist "von Natur" HEILG und Gott ist "von Natur" GEIST. Als Jesus von den Toten auferweckt wurde, wurde er mittels Geist von Gott lebendig gemacht, und nunmehr - in der Auferstehung - wohnt die ganze Gottesfülle in ihm leibhaftig. Gleiches ist der Fall mit allen Gläubigen in der Auferstehung bzw. wenn sie verwandelt werden, nachdem ihr irdisches Leben ein Ende gefunden hat. Von Natur ist der Auferstandene dann "Geist" und "heilig".

Teilhaber der göttlichen Natur = Gott?

Das Teilhaben an der göttlichen Natur macht einen nicht zu Gott. Nur eine "Person", nur EINER ALLEIN, ist gemäß dem Zeugnis der Bibel wahrhaftig "Gott", und dieser Eine ist kein anderer als der Vater unseres Herrn Jesus Christus. Dieser Eine allein ist von seiner Identität her wahrhaftig Gott, niemand sonst ist wahrhaftig Gott.

Trinitarier, die Jesus zu Gott machen, weil in ihm die ganze Fülle der Gottheit gegenwärtig ist, müssten dann auch logisch und konsequent den nächsten Schritt machen und sagen, dass alle die, welche diese Fülle mit Christus teilen (d.h. alle Gläubigen an Christus) ebenfalls dann in der Auferstehung zu Gott werden. Allerdings würde dann aus einer "Drei-Personen-Gottheit" eine "[sehr]Viel-Personen-Gottheit", und eine solche Idee lehnen selbst die Trinitarier als falsche Lehre ab.

Diese Gleichsetzung von "ganze Gottesfülle haben" = "Gott sein" ist absurd und inkorrekt. Wenn diese Folgerung korrekt wäre, müsste man genauso folgern "ganze Menschennatur haben" = "Adam sein". Das aber ist auch für Trinitarier offensichtlich eine falsche Behauptung, und doch beharren sie darauf, dass diese bzgl. Gott doch zutrifft.

Eine solche Gleichsetzung würde lediglich für den wahren Gott allein zutreffen, wenn das Wort "Gott" nicht ein Individuum bezeichnet, sondern eine Gattung, der viele Lebewesen angehören. Ja, alle Lebewesen, die die "menschliche Natur haben", die sind "Mensch", d.h. ein Lebewesen der Gattung "Mensch", welche Milliarden von Lebewesen umfasst. Folglich könnte man sagen, alle Lebewesen, die die "göttliche Natur haben", die sind "Gott", d.h. ein Lebewesen der Gattung "Gott", welche ebenfalls viele Lebewesen umfaßt! Das aber lehnen selbst die Trinitarier ab, denn sie behaupten ja nach wie vor, dass der wahre "Gott" nur "ein Gott" ist und dass sie nur an einen Gott glauben, und nicht an mehrere gleichermaßen existierende Götter.

Wenn wir an Christus glauben und das ewige Leben erlangen, dann haben wir Teil an der ganzen Gottesfülle und Teil an der göttlichen Natur. Wir werden "von Natur" WIE Gott, weil Er uns verwandelt und dazu macht. ABER - wir werden nicht Gott! Gleiches gilt auch für Jesus Christus, der als Erstling von den Toten diese Verwandlung erlebte! Auch er wurde nicht Gott!

 

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