von
Wolfgang Schneider
Der Abschnitt in 1. Timotheus 2 wird oft von denen, die nicht an die Dreieinigkeitslehre (Trinitätslehre) glauben als Beweis angeführt, dass Jesus keineswegs Gott sein kann, da er hier eindeutig als "der Mensch Christus Jesus" bezeichnet wird und zudem auch noch als Mittler zwischen Gott und den Menschen bezeichnet wird.
1Tim 2,3-6
Dies ist gut und wohlgefällig vor Gott, unserm Heiland,
welcher will, daß allen Menschen geholfen werde und sie zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.
Denn es ist EIN Gott und EIN Mittler zwischen Gott und den Menschen, nämlich der Mensch Christus Jesus,
der sich selbst gegeben hat für alle zur Erlösung, daß dies zu seiner Zeit gepredigt werde.
Der Abschnitt ist absolut klar und zeigt auf, dass Jesus nicht mit dem einen Gott identifiziert werden kann. Es ist EIN Gott, und dieser eine Gott wird deutlich unterschieden von Jesus, welcher der erwähnte EINE Mittler zwischen eben diesem Gott und den Menschen ist. Vers 5 beweist eindeutig, dass der eine Gott ein anderes Lebewesen als Jesus Christus ist, denn Jesus ist ja der Mittler zwischen eben diesem Gott und den Menschen.
Die Trinitarier bringen meist eine "schlaue" Argumentation ins Spiel, indem sie behaupten, dass wenn jemand behauptet, Jesus sei nicht Gott, er auch behaupten müsse, Jesus sei nicht Mensch. Es heißt hier in diesem Abschnitt, Jesus ist der Mittler zwischen dem einen Gott und den Menschen. Trinitarier sagen nun, dass jeder, der behauptet, Jesus sei nicht Gott, um konsistent zu bleiben, auch behaupten müsse, dass Jesus nicht Mensch sei ... was selbstverständlich keiner tun wird, weil der Vers selbst doch schon von "dem Menschen Christus Jesus" spricht! Und so folgern die Trinitarier dann, dass man nicht behaupten kann, dass Jesus nicht Gott ist, weil man ja auch nicht behaupten kann, dass Jesus nicht Mensch ist; mit anderen Worten, sie sagen man kann Jesus nicht von Gott trennen, weil man ihn ja auch nicht von Mensch trennen kann. Nur, ist solche Logik überhaupt "logisch" bzw. korrekt?
Das oben beschriebene von Trinitariern hin und wieder vorgebrachte Argument ist eigentlich eine "Irreführung", denn es beruht auf einer falschen Grundlage. In diesem Abschnitt in 1. Timotheus geht es Paulus überhaupt nicht um eine Diskussion von "Gott" und "Mensch" als "Wesensart" (im Sinne von "Göttlichkeit" und "Menschlichkeit"). Es geht vielmehr um die Identitäten EINES Gottes und VIELER Menschen. Jesus Christus ist der Mittler zwischen "Personen", nämlich den vielen Menschen und dem einen Gott. Jesus ist nicht Mittler zwischen "göttlicher Natur" und "menschlicher Natur", sondern zwischen "Personen / Individuen", welche eine konkrete Identität haben!
In diesem Abschnitt werden 3 Parteien erwähnt: (a) der eine Gott, (b) der Mittler Jesus Christus, und (c) die Menschen. Jesus Christus nimmt Mittlerposition ein zwischen Gott als Individuum auf der einen Seite und den Menschen als Individuen auf der anderen Seite. Das trinitarische Argument könnte man ja vielleicht noch verstehen, wenn es nur um jeweils einen, also einerseits einen Gott und andererseits einen Menschen ginge. Wenn dem wirklich so wäre, könnte Jesus nicht der eine Mensch sein, wenn er nicht auch der eine Gott wäre. Weiterhin könnte man das Argument auch noch aufrecht erhalten, wenn es um mehr als einen Gott und mehr als einen Menschen ginge, wenn man dann argumentiert, Jesus sei nicht einer der vielen Götter, müsste man auch sagen, er sei nicht einer der vielen Menschen. Solche Überlegungen sind aber müßig, denn diese beiden Szenarien sind nicht, wovon in 1. Timotheus die Rede ist. Diese trinitarischen Argumente sind inkonsistent und unlogisch bzw. unvernünftig. Da Paulus schreibt, Jesus sei der Mittler zwischen dem "einen Gott" und "den Menschen" süßte die trinitarische Idee eigentlich sein, dass Jesus weder der eine Gott noch die vielen Menschen sein kann!
Der Sachverhalt in diesem Abschnitt hat nichts mit "Naturen" oder "Wesen" zu tun, sondern handelt von "Personen", welche ihre eigene Identität haben. Jesus ist die Person, die als Mittler fungiert zwischen der einen Person, die Gott ist, und den vielen Personen, die Menschen sind. Jesus ist weder der eine Gott noch ist er die vielen Menschen! Er ist der Mittler zwischen diesen zwei Parteien.
Ja, der Mittler Jesus Christus ist nicht der eine Gott, noch ist er die vielen Menschen! Jesus ist vielmehr "der eine Mensch", den Gott erwählt und hervorgebracht hat, um Mittler zwischen den vielen Menschen und dem einen Gott zu sein. Es ist in der Tat absolut wahr, dass der Mittler zwischen dem einen Gott und den vielen Menschen per Definition nicht der eine Gott sein kann, weil Gott ja nur Einer ist! Der Mittler kann aber einer der vielen Menschen sein, weil diese nämlich viele sind! Da es auf der "Gott" Seite nur den Einen Gott gibt, kann es von dieser Seite keinen Mittler geben. Auf der "Menschen" Seite dagegen sind viele, und der Mittler kann sehr wohl ein Mensch sein, der aber doch nicht dieser Gruppe der vielen Menschen angehört.
Jesus Christus, der Mittler, ist keine der 2 betroffenen "Parteien": Er ist weder "der eine Gott" (oder ein Teil dieses einen Gottes), noch ist er die "vielen Menschen" (oder ein Teil dieser Gruppe von Menschen). Er ist der Mensch Christus Jesus, unabhängig von beiden Parteien für die er jeweils Mittler ist. Seiner Natur nach ist er nicht "Gott", sondern "Mensch", nämlich der in der Jungfrau empfangene und dann von ihr zur Welt gebrachte eingeborene Sohn Gottes, welcher ohne Sünde war und dann auch ohne Sünde blieb. Hätte Jesus gesündigt, hätte er nicht mehr Mittler sein können!
Der "eine Gott" wird in Vers 4 als derjenige genannt, der will, dass alle Menschen gerettet werden und sie zu einer vollen Erkenntnis der Wahrheit gelangen mögen. Dieser ist offensichtlich Jesu Vater im Himmel. Jesus selbst erwähnte, dass niemand zum Vater (zu Gott) kommt, es sei denn durch ihn; auch sprach Jesus von sich als dem wahren Weg zum Leben beim Vater, usw. Gott ist das Ziel, wohin der Weg des Mittlers Jesus Christus führt ... die Versöhnung der Menschen mit dem einen Gott. Der heute des öfteren gehörte populäre Slogan "Der Weg ist das Ziel" mag zwar für so manches Ohr gut klingen, ist aber nichts als unlogisches und unvernünftiges Gerede und hat mit Wahrheit absolut nichts zu tun.
Der Apostel Paulus unterscheidet hier in diesem Abschnitt des 1. Timotheusbriefs den Mittler Jesus Christus sowohl von dem einen Gott als auch von den vielen Menschen. Jesus ist keine dieser zwei Parteien. Seine Mittlerfunktion bezieht sich auf das Vermitteln zwischen "Personen" mit "Identitäten", er ist nicht ein Mittler zwischen zwei "Naturen". Der Mittler Christus Jesus kann nicht sowohl der eine Gott (oder ein Teil des einen Gottes) als auch Mittler sein sein, weil dieser ja nur "ein Gott". Jesus kann aber ein Mensch sein und ist es auch, und als Mittler zwischen dem einen Gott und der Partei der vielen Menschen auftreten, denn die Menschen sind ja viele.