Wir haben uns zuvor bereits einige große Wahrheiten über die Liebe, die wir untereinander haben sollen, angesehen. Dabei stand im Vordergrund, was Jesus Christus seinen Jüngern aufgetragen hatte, sich einander zu lieben, wie er sie geliebt hatte. An der Liebe untereinander sollten andere erkennen können, daß sie seine Jünger waren.

Die gegenseitige Liebe kommt auf unterschiedliche Art und Weise in der Gemeinde zum Ausdruck. In dieser Hinsicht ist eine Studie der Stellen, in denen von „einander", „untereinander" oder „füreinander" gesprochen wird, für ein besseres Verständnis von „einander lieben" hilfreich. Insbesondere die Stellen aus den Briefen an die Gemeinde Gottes haben uns eine Menge zu sagen.

Epheser 4,15 und 16:
Laßt uns aber wahrhaftig sein in der Liebe und wachsen in allen Stücken zu dem hin, der das Haupt ist, Christus,
von dem aus der ganze Leib zusammengefügt ist und ein Glied am andern hängt durch alle Gelenke, wodurch jedes Glied das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft und macht, daß der Leib wächst und sich selbst aufbaut in der Liebe.

Es geht um die Gemeinde und ihr Wachstum zu ihrem Haupt hin in allen Stücken. Die Gemeinde ist dabei der Leib Christi, und Christus ist das Haupt, zu dem hin der Leib wachsen soll.
Hier werden uns bedeutsame Wahrheiten über die Gemeinde aufgezeigt. Christus ist das Haupt, und von ihm aus ist der Leib zusammengefügt. In dem Leib hängt bereits ein Glied am andern durch alle Gelenke, so daß jedes Glied etwas beiträgt, indem es das andere unterstützt nach dem Maß seiner Kraft. Das bewirkt nun das Wachstum des Leibes und die Erbauung in der Liebe.

Manchmal sieht man in der Gemeinde der Gläubigen ein etwas verzerrtes Bild, wenn einige der Gläubigen eine von dieser hier geschilderten Vorstellung abweichende Idee davon haben, wie es in der Gemeinde zugehen sollte. Sie kommen zu der Gemeinde und schließen sich einer örtlichen christlichen Gemeinde an, um dann jede sich bietende Möglichkeit zu suchen, um in den Genuß dessen zu kommen, was andere Glieder in der Gemeinde zum Gemeindeleben, zum Wachstum dieser Gemeinde beisteuern. Sie achten nicht darauf, was sie selbst gemäß dem Maß ihrer Kraft geben und somit einbringen könnten. Ihr Blick ist darauf gerichtet, was sie nehmen können, wobei das oft in schöne Worte gehüllt wird, wie etwa: „Ich gebe ja einem anderen Glied dadurch die Gelegenheit, jemanden zu erbauen und zu unterstützen. Dadurch wird der andere Lohn beim Vater haben."

Diese Verse legen dar, daß das Augenmerk eines jeden Glieds der Gemeinde darauf gerichtet sein kann und sollte, was es geben kann, unterstützend einbringen kann, beitragen kann zum größeren Ziel des Wachstums und der Erbauung der Gemeinde. Jedes Glied hat seine Aufgabe in diesem Leib, im Zusammenleben der Gemeinde. Jedes Glied hat auch die Möglichkeiten und Fähigkeiten, um der Aufgabe des Unterstützens genügen zu können. Hier heißt es, ein jedes Glied unterstützt „nach dem Maß seiner Kraft" – was jedem Glied immer möglich ist. Auch wenn es einmal nur wenig Kraft hätte, so hat es dennoch „seine Kraft".

Leider erkennen Gläubige diese Wahrheit nicht immer oder haben sich diese Punkte manchmal von dem Widersacher ausreden lassen. Dann beginnt man zu denken, man sei nicht in der Lage, einem anderen Glied im Leib zu helfen. Oder man meint, man sei ja nur ein kleines und unbedeutendes Gliedchen irgendwo am Leib, auf das es sowieso nicht ankommt. Ähnliche Gedanken von Wertlosigkeit, Entmutigung, Unfähigkeit und anderem nichtnutzigem Gewirr versucht der Teufel uns einzureden. All das ist nicht wahr!

Wir haben alle eine Aufgabe im Leib, jedes Glied hat eine Aufgabe. Dadurch, daß sich jedes Glied der ihm anvertrauten Aufgabe bewußt ist und sie dann entschlossen und mit Zuversicht ausführt, ist ein Wachstum und eine Erbauung des Leibes möglich. Das Wachstum des Leibes geschieht von innen, ein jedes Glied trägt dazu bei. Untereinander, einer dem anderen helfend, tragen wir zum Wachstum und zur Erbauung bei.

Selbstverständlich hat jedes Glied auch eigene Bedürfnisse und benötigt Hilfestellung. Interessant ist aber, daß hier zunächst nur die Betonung darauf gelegt wird, daß ein jedes Glied aufs Geben bedacht sein und andere Glieder unterstützen soll. Nur so kann ein Wachstum erfolgen und so kann Bedürfnissen unter den Gliedern des Leibes abgeholfen werden. Wenn man sich vorstellt, wieviel Hilfestellung gewährt würde, wenn alle Glieder auf sich schauen und nur ihre Bedürfnisse sehen, die zuerst erfüllt werden müssen, bevor sie selbst jemandem helfen, wird einem schnell klar, warum Gottes Wort hier nur vom Geben und nicht vom Nehmen redet! Nur eine Gemeinde, deren Glieder auf Geben und Unterstützen ausgerichtet sind, kann wachsen und wird Glieder haben, deren Bedürfnissen in vielfacher Hinsicht laufend abgeholfen wird!

Wir wollen uns nun einige Stellen in den Gemeindebriefen anschauen, wo insbesondere Ausdrücke wie „einer dem andern", „untereinander" oder „füreinander" vorkommen. Bemerkenswert wird dabei sein, daß eine ganze Reihe dieser Stellen Gebote sind. In diesen Stellen wird nicht nur eine Alternative unter vielen hingestellt, sondern es wird uns etwas geboten. Was Gottes Wort uns als Gliedern der Gemeinde des Leibes Christi gebietet, können wir auch erfüllen, weshalb wir es uns zu Herzen nehmen sollten.

Römer 12,10:
Die brüderliche Liebe untereinander
[„untereinander"] sei herzlich. Einer komme dem andern mit Ehrerbietung zuvor.

Hier kommt brüderliche Liebe nicht darin zum Ausdruck, daß alle manchen, wie etwa dem Vorsteher bzw. Ältesten mit Ehrerbietung zuvorkommen sollen. Vielmehr soll „einer dem andern" auf herzliche Weise brüderliche Liebe zeigen.

Römer 12,16:
Seid eines Sinnes untereinander
[einer gegenüber dem andern]

Hier sehen wir eine große Aufgabe des Wortes Gottes. Auf der Basis von Gottes Wort können und sollen die Gläubigen in der Gemeinde eines Sinnes untereinander sein. Es ist offenbar, daß wir nicht unbedingt das gleiche Lied, die gleiche Farbe oder was sonst für Dinge mögen müssen. Es handelt vom Wort Gottes – was uns im Wort Gottes offenbart ist, diesbezüglich sollen wir eines Sinnes sein bzw. das Gleiche denken.

Römer 13,8:
Seid niemand etwas schuldig, außer, daß ihr euch untereinander liebt, denn wer den andern liebt, der hat das Gesetz erfüllt.

Auch hier lesen wir von einem Gebot. Uns ist aufgetragen, daß wir uns untereinander lieben sollen. Dies ist gar eine Schuld, die wir untereinander in der Gemeinde haben. Andere Arten von Schulden sollen wir begleichen, aber „untereinander lieben" sind wir einander schuldig, und diese Schuld bleibt untereinander bestehen.

In Römer 14 sehen wir nun eine Stelle, wo uns etwas aufgetragen wird, was wir nicht mehr einer dem andern antun sollen.

Römer 14,13:
Darum laßt uns nicht mehr einer den andern richten; sondern richtet vielmehr darauf euren Sinn, daß niemand seinem Bruder einen Anstoß oder Ärgernis bereite.

Unter Gläubigen in der Gemeinde hat keiner Anlaß, „einer den anderen zu richten". Im Gegenteil, es wird uns geboten, seinem Bruder keinen Anstoß bzw. kein Ärgernis zu bereiten. Damit kann man Anlässen zum Richten bereits vorbeugen.

Römer 15,7:
Darum nehmt einander an, wie Christus euch angenommen hat zu Gottes Lob.

„Nehmt einander an" — erneut ein Gebot, verbunden mit einem Vergleich. Christus hat uns auch nicht zuerst einmal gemustert und besondere Verdienste oder Merkmale verlangt, bevor er uns angenommen hat zu Gottes Lob. Er hat uns zunächst einmal so angenommen, wie wir im Vertrauen auf das Werk, das er vollbracht hatte, zu ihm kamen.

Römer 15,14:
Ich weiß aber selbst sehr wohl von euch, liebe Brüder, daß auch ihr selber voll Güte seid, erfüllt mit aller Erkenntnis, so daß ihr euch untereinander ermahnen könnt.

Diese Stelle hebt hervor, daß innerhalb der Gemeinde mehr als nur eine bestimmte Person oder einige wenige voll Güte und mit Erkenntnis erfüllt sein sollen. Untereinander findet in der Gemeinde auch ein Ermahnen statt, ein Ermutigen, ein Anspornen.

Römer 16,16:
Grüßt euch untereinander mit dem heiligen Kuß …

Dies handelt vom Begrüßen, wenn die Gemeinde zusammenkommt. Es soll ein freundliches, herzliches Willkommen geben und selbstverständlich ein ebenso herzliches Verabschieden. Das Küssen nimmt hier zunächst auf einen Brauch zu jener Zeit Bezug, ist aber auch heutzutage vielerorts Ausdruck gegenseitiger Herzlichkeit. In biblischen Zeiten und Landen begrüßten sich dabei nur Gläubige gleichen Geschlechts mit einem Kuß. Auf diese Sache wird auch am Ende von 1. und 2. Korinther hingewiesen, wo ebenfalls die gleiche Ermutigung steht, einander zu grüßen mit dem heiligen Kuß.

1. Korinther 11,33 und 34:
Darum, meine lieben Brüder, wenn ihr zusammenkommt, um zu essen, so wartet aufeinander.
Hat jemand Hunger, so esse er daheim, damit ihr nicht zum Gericht zusammenkommt. Das andre will ich ordnen, wenn ich komme.

Dieser Abschnitt handelt von einer Zusammenkunft der Gemeinde, bei der das Mahl des Herrn und ein gemeinsames Mahl Teil des Treffens waren. Hier wird ermahnt, aufeinander zu warten. Es sollte nicht einer ohne Rücksicht auf die anderen einfach anfangen zu essen, nur weil er es vor Hunger nicht mehr aushalten konnte. Selbst dieses natürliche Bedürfnis des Hungers war kein Grund, andere zu übergehen und einfach loszulegen. Hunger sollte zu Hause gestillt werden. Wenn die Gemeinde versammelt war, galt es, aufeinander zu warten. Darin kommt sicher zum Ausdruck, daß in der Gemeinde alles zur Erbauung geschehen und ehrbar und ordentlich zugehen soll.

Galater 5,13:
Ihr aber, liebe Brüder, seid zur Freiheit berufen. Allein seht zu, daß ihr durch die Freiheit nicht dem Fleisch Raum gebt; sondern durch die Liebe diene einer dem andern.

Dieser Vers legt dar, daß wir zur Freiheit berufen sind in Christus und schließt an, daß dies dazu führen sollte, daß wir einander in der Liebe dienen. Gemeindeleben bedeutet, daß die Gäubigen einander dienen durch die Liebe. Es ist schon bemerkenswert, daß gerade Dienen hier mit Freiheit verbunden wird.

Galater 5,15:
Wenn ihr euch aber untereinander beißt und freßt, so seht zu, daß ihr nicht einer vom andern aufgefressen werdet.

An dieser Stelle geht es erneut um eine Sache, die wir „nicht" einer dem anderen tun sollen. Sich untereinander beißen und fressen in der Gemeinde wird lediglich dazu führen, daß einer den anderen auffrißt. Resultat solchen Verhaltens gegenüber den anderen ist, daß am Ende nichts bleibt.

Galater 5,26:
Laßt uns nicht nach eitler Ehre trachten, einander nicht herausfordern und beneiden.

Ein weiteres Beispiel von „nicht" in Verbindung mit „einander" — wir sollen einander nicht herausfordern und beneiden. Dazu besteht eigentlich auch kein Grund, denn Christus hat uns doch alle angenommen. So können auch wir einer den andern annehmen und brauchen absolut einander nicht herauszufordern und zu beneiden.

Galater 6 legt eine weitere Sache dar, die stattdessen in der Gemeinde getan werden kann und sollte. Hier ist vom gegenseitigen Helfen beim Lastentragen die Rede.

Galater 6,2:
Einer trage des andern Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen.

Die Erfüllung des Gesetzes Christi kommt zum Ausdruck darin, daß wir einander helfen und die Lasten anderer mittragen. Darin zeigt sich die gegenseitige Liebe, die uns Jesus als Gebot aufgetragen hat. Dieser Vers redet von solchen Lasten, die gemeinsam getragen werden können. Es gibt auch Lasten, Verantwortungen im Leben, die ein jeder für sich selber tragen muß, die keiner mittragen kann.1 Aber in den Lasten, bei denen einer des andern Last tragen kann, sollen wir bereit sein, unter die Arme zu greifen und behilflich zu sein, die Last mitzutragen.

Epheser 4,2b:
… Ertragt einer den andern in Liebe

Diese Aussage bringt wiederum „Liebe" und „einer den andern" miteinander in Verbindung. In der Gemeinde ertragen wir einer den anderen in Liebe.

Epheser 4,32:
Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus.

Gleich mehrere Punkte zu "untereinander" werden als Gebot aufgeführt: freundlich sein, herzlich sein und einander vergeben. Gerade das Vergeben steht hier vielleicht in besonderer Weise im Vordergrund. Wir vergeben „einander", kein Unbeteiligter ist notwendig, um für Vergebung zu sorgen. Wir tun unser Bestes, gegenüber allen in der Gemeinde freundlich zu sein, ihnen herzlich zu begegnen und zu vergeben. Immerhin, Gott war freundlich und herzlich, uns zu vergeben!

Epheser 5,19–21:
Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen
und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.
Ordnet euch einander unter in der Furcht Christi.

Diese Abschnitte in Epheser sind gefüllt mit Anweisungen für die Gläubigen in der Gemeinde und betonen immer wieder „einander". Ermuntern bzw. ermahnen mit Psalmen und Gesängen und Liedern spielt eine bedeutende Rolle im Gemeindeleben.

Der in Vers 21 angesprochene Punkt des einander Unterordnens wird dann in den nachfolgenden Versen noch weiter aufgegriffen und spezifisch auf ganz bestimmte Situationen in einer Familie bezogen. Aber das einander Unterordnen gilt in der Gemeinde auch ganz allgemein.

Philipper 2,3 und 4:
Tut nichts aus Eigennutz oder um eitler Ehre willen, sondern in Demut, achte einer den andern höher als sich selbst,
und ein jeder sehe nicht auf das Seine, sondern auch auf das, was dem andern dient.

Erneut sehen wir, welch gewaltige Rolle der „andere" in diesen Aussagen zu „einer dem andern" hat. Nicht Eigennutz, nicht eitle Ehre dürfen unsere Motivation sein, sondern Demut. In dieser Demut dann können wir den Blick von uns selbst weg auf andere richten und diese in unseren Handlungen berücksichtigen.

In Kolosser 3 kommen wir nochmals zu einem Vers mit „nicht" und „einander".

Kolosser 3,9 und 10:
belügt einander nicht; denn ihr habt den alten Menschen mit seinen Werken ausgezogen
und den neuen angezogen …

Wir sind in Christus eine neue Schöpfung, daher belügen wir einander nicht, sondern reden Wahrheit miteinander.

Kolosser 3,13–16:
und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!
Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.
Und der Friede Christi, zu dem ihr auch berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.
Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit …

Diese Verse erinnern an einen anderen Abschnitt in Epheser, in dem diese Punkte des einander Lehrens und Ermahnens bereits dargelegt waren. In der Gemeinde sind Lehrer eingesetzt, aber deren Dienst ist nicht das einzige Lehren und Ermahnen in der Gemeinde. Wir sind auch aufgefordert, uns untereinander zu ermahnen und zu lehren, was voraussetzt, daß wir das Wort Gottes über Christus in reichem Maße in uns wohnen lassen.

1. Thessalonicher 3,12:
Euch aber lasse der Herr wachsen und immer reicher werden in der Liebe untereinander und zu jedermann, wie auch wir sie zu euch haben,

Erneut ist von der Liebe untereinander die Rede, die selbstverständlich zunächst vorwiegend in der örtlichen Gemeinschaft zum Ausdruck kommt. Darüber hinaus aber sollen wir in dieser Liebe auch „zu jedermann" reicher werden, wobei Paulus seine Beziehung zu den Gläubigen in Thessalonich als Beispiel erwähnt. Mit „jedermann" ist im Kontext zuerst sicher „jedermann im umfassenderen Rahmen der Gemeinde (über eine örtliche Gemeinde hinaus)" gemeint. Aber auch in der Liebe gegenüber Menschen außerhalb der Gemeinde kann uns der Herr wachsen und reicher werden lassen.

1. Thessalonicher 4,9:
Von der brüderlichen Liebe aber ist es nicht nötig, euch zu schreiben; denn ihr selbst seid von Gott gelehrt, euch untereinander zu lieben.

Wiederum wird betont, daß wir uns untereinander lieben sollen.

1. Thessalonicher 4,18:
So tröstet euch mit diesen Worten untereinander.

Am Ende der Unterweisung über die Ankunft unseres Herrn und das, was mit den in Christus Entschlafenen sein wird, steht ebenfalls ein „untereinander". Trost zu spenden in den Situationen, wenn jemand in der Gemeinde entschläft, ist etwas, was wir untereinander tun.

1. Thessalonicher 5,11:
Darum ermahnt euch untereinander, und einer erbaue den andern, wie ihr auch tut.

Es ist bemerkenswert, daß die Gläubigen in Thessalonich durch ein Gebot aufgefordert wurden, sich untereinander zu ermahnen und zu erbauen, obwohl sie es doch bereits taten — „wie ihr auch tut". Offenbar war es notwendig und angebracht, daß Paulus in der Form darauf hinweist, daß sie sich untereinander ermahnen und erbauen sollten. Dies zu gebieten, beginnt nicht erst dann, wenn sie es nicht mehr tun, sondern gerade, während sie es tun. Für sie war das kein Anlaß, sich über solche Worte aufzuregen. Sie nahmen es als eine weitere Ermutigung zu noch größerem Tun und sahen darin einen Ansporn, sich auch weiterhin und noch mehr als bisher einander zu ermahnen und zu erbauen.

1. Korinther 12 enthält einen Abschnitt, in dem diese Punkte zusammengefaßt sind. In diesem Teil über die geistlichen Dinge in der Gemeinde steht der Vergleich der Gemeinde mit einem Leib, und darin finden sich wichtige Aussagen für unsere Studie.

1. Korinther 12,14–16:
Denn auch der Leib ist nicht ein Glied, sondern viele.
Wenn aber der Fuß spräche: Ich bin keine Hand, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte er deshalb nicht Glied des Leibes sein?
Und wenn das Ohr spräche: Ich bin kein Auge, darum bin ich nicht Glied des Leibes, sollte es deshalb nicht Glied des Leibes sein?

Ein Glied könnte von sich behaupten, es sei nicht Glied am Leibe. Das würde jedoch nicht der Wahrheit entsprechen, denn Hand und Auge sind – auch bei gegenteiliger Bekundung – Glieder am Leibe! Sie würden sich auf diese Weise allerdings jeweils von ihrer Pflicht gegenüber dem Leib lossagen.

1. Korinther 12,17:
Wenn der ganze Leib Auge wäre, wo bliebe das Gehör? Wenn er ganz Gehör wäre, wo bliebe der Geruch?

Wenn es nun so wäre, daß der ganze Leib nur noch Auge bzw. Gehör wäre, gäbe es ebenfalls ein gewaltiges Problem. Der Leib wäre auf diese Weise gar nicht funktionsfähig.

1. Korinther 12,18–27:
Nun aber hat Gott die Glieder eingesetzt, ein jedes von ihnen im Leib, so wie er gewollt hat.
Wenn aber alle Glieder ein Glied wären, wo bliebe der Leib?
Nun aber sind es viele Glieder, aber der Leib ist einer.
Das Auge kann nicht sagen zu der Hand: Ich brauche dich nicht; oder auch das Haupt zu den Füßen: Ich brauche euch nicht.
Vielmehr sind die Glieder des Leibes, die uns die schwächsten zu sein scheinen, die nötigsten;
und die uns am wenigsten ehrbar zu sein scheinen, die umkleiden wir mit besonderer Ehre; und bei den unanständigen achten wir besonders auf Anstand;
denn die anständigen brauchen's nicht. Aber Gott hat den Leib zusammengefügt und dem geringeren Glied höhere Ehre gegeben,
damit im Leib keine Spaltung sei, sondern die Glieder in gleicher Weise füreinander sorgen.
Und wenn ein Glied leidet, so leiden alle Glieder mit, und wenn ein Glied geehrt wird, so freuen sich alle Glieder mit.
Ihr aber seid der Leib Christi und jeder von euch ein Glied.

Vers 25 enthält wiederum eine Aussage, in der gezielt das Wort „füreinander" steht — die einzelnen Glieder sollen „füreinander sorgen." Jeder Gläubige in der Gemeinde hat Möglichkeiten, jeder hat Aufgaben, die gar nur er in dieser Weise und in seinem Fall so erfüllen kann. Ein anderer mag das an anderer Stelle tun, aber an seiner Stelle erfüllt jedes Glied seine ihm aufgetragenen Aufgaben zum Wohl der Gemeinde.

Gott ist in einem jeden Gläubigen am Wirken. Er hat einen jeden Gläubigen als Glied in die Gemeinde gesetzt.

Philipper 2,13:
Denn Gott ist's, der in euch wirkt beides, das Wollen und das vollbringen, nach seinem Wohlgefallen.

Gott wirkt in uns, eben in einem jeden Gläubigen und nicht nur in dem einen oder in dem anderen. Natürlich ist das abhängig davon, daß ein Gläubiger aus dem Wort Gottes versteht, wie Gott wirkt, und Gott wirken läßt. Gott ist in dem Gläubigen, der nach Gottes Willen wandeln will, am Wirken, das Wollen und das Vollbringen.

Ein jedes Glied in der Gemeinde des Leibes hat Möglichkeit und Fähigkeit, einem andern Dienst zu erweisen, für einen anderen zu sorgen, einen anderen zu lieben. Wenn diese Erkenntnis aus dem Wort Gottes gelehrt und geglaubt wird, im Vordergrund des Bewußtseins einer Gemeinde steht, wird ein lebendiges Gemeindeleben vorhanden sein. Das Leben einer Gemeinde wird so lebendig sein, wie die Glieder einander Gutes tun und füreinander sorgen.

Manchmal hört man, in einer Gemeinde „sei nichts los" bzw. „es sei alles so tot und an der Zeit, daß von irgendwo her etwas geschieht." In einer Gemeinde wird solange und an den Stellen „nichts los" sein, wo die Glieder egoistisch auf sich selbst schauen und keiner sich von seiner egoistischen Einstellung löst und auf „füreinander" und „untereinander" und „einer dem andern" schaut. Zehn „tote Glieder" sitzen solange „tot" herum, bis einer auf die Idee kommt, etwas für einen anderen zu tun. Dann sind es nur noch acht von der „ganz toten Sorte", denn einer hat sich entschlossen, sein neues Leben in Christus zu beanspruchen, und er hat bereits einen von den anderen neun ein wenig ermutigt und erbaut. Dieser kann als nächster mithelfen, „weiteres Leben" in diese Gemeinschaft zu bringen, so daß sich die Situation sehr schnell ändern kann.

In Epheser hatten wir zu Beginn dieser Studie gelesen, wie sich der Leib, die Gemeinde, erbaut. Wie erbaut sich der Leib als Ganzes? Indem ein Glied das andere unterstützt. Ein Glied tut einem anderen kräftig Handreichung. Ein Glied ist für ein anderes da, um dieses Glied zu erbauen, zu stärken, zu trösten, zu ermahnen, zu lieben. Jedes Glied trägt dafür Sorge, das zum Ganzen beizusteuern, was in seiner Kraft steht, damit sich der Leib so selbst aufbauen kann in der Liebe.

Gottes Wort zeigt der Gemeinde auf, wie jedes Glied der Gemeinde wichtig ist und seine Aufgabe hat. Möge sich jeder in der Gemeinde des Leibes Christi dies zu Herzen nehmen und im täglichen Leben daran denken. Dann sollte sich vieles im Gemeindeleben wesentlich lebendiger und erfolgreicher gestalten.


(1) Vgl. dazu Galater 6,4 und 5: „Ein jeder aber prüfe sein eigenes Werk; und dann wird er seinen Ruhm bei sich selbst haben und nicht gegenüber einem andern. Denn ein jeder wird seine eigene Last tragen.“

 

Übersicht Artikel