Vorwort

Nach dem ersten großen Teil mit Schilderungen des kommenden Gerichts in Gestalt der Visionen folgen nun im zweiten großen Teil des Buchs der Offenbarung weitere Einzelheiten zu verschiedenen Ereignissen, mit denen diese ergänzt und ausführlicher dargestellt werden. Auch diese werden Johannes kundgetan mittels Symbolen und Zeichen, ebenfalls in Form von Visionen, die er im Geist "sieht". Die Gestalten und das Geschehen sind Inhalt der jeweiligen Vision, nicht aber tatsächlich im buchstäblichen Sinne in der beschriebenen Form existierende und handelnde Personen oder Lebewesen.

Was Johannes in der Folge nun sah, wird geschildert als Nachwirkung oder Folge des Inhalts der 7. Posaune. Die nachfolgenden Symbole und Bilder enthalten und vermitteln weitere Einzelheiten zu dem, was zuvor offenbart wurde.

Offenbarung 11,19
19 Und der Tempel Gottes im Himmel wurde aufgetan, und die Lade seines Bundes wurde in seinem Tempel sichtbar; und es geschahen Blitze und Stimmen und Donner und Erdbeben und ein großer Hagel.

Als eine Art Einleitung zu den nun folgenden Offenbarungen schildert Johannes kurz den wahren Tempel Gottes im Himmel mit der Lade des Bundes, und Gottes Stimme ist vernehmbar ("Blitze, Donner, Erdbeben"). Nachfolgend wird nun Gottes bleibender figurativ umschriebener Tempel im Himmel gegenüber gestellt dem physischen Tempel, der bald zerstört würde.

Erstes Zeichen - Frau

Offenbarung 12,1-2
1 Und es erschien ein großes Zeichen im Himmel: eine Frau, mit der Sonne bekleidet, und der Mond unter ihren Füßen und auf ihrem Haupt eine Krone von zwölf Sternen.
2 Und sie war schwanger und schrie in Kindsnöten und hatte große Qual bei der Geburt.

Es erscheint nun ein großes, ein bedeutsames Zeichen einer Frau "im Himmel". Diese Frau steht im Gegensatz zu einer anderen Frau, die später in Erscheinung tritt, wobei dann deutlich wird, dass diese "Frauen" sprachlich als Metapher für zwei Städte stehen.

Das Bild dieser Frau hier erinnert an das Bild in Josefs Traum (vgl. 1Mo 37,9), wo der Traum damals darauf hindeutete, dass Josef einmal Herr sein würde über das Land (vgl. 1Mo 42,6). Hier nun repräsentiert die Frau wohl das wahre Israel, das reine Jerusalem, Gottes erwähltes Volk derer aus den 12 Stämmen ("Krone von zwölf Sternen"), die Gott folgen und an seinen Messias Jesus glauben und Jesu Lehre geistlicher Prinzipien und Wahrheit folgen. Die Frau ist hier zu Beginn schwanger und steht kurz vor der Geburt ihres Sohnes, des Messias (vgl. Jes 66,7).

Zweites Zeichen - roter Drache

Offenbarung 12,3-6
3 Und es erschien ein anderes Zeichen im Himmel, und siehe, ein großer, roter Drache, der hatte sieben Häupter und zehn Hörner und auf seinen Häuptern sieben Kronen,
4 und sein Schwanz fegte den dritten Teil der Sterne des Himmels hinweg und warf sie auf die Erde. Und der Drache trat vor die Frau, die gebären sollte, damit er, wenn sie geboren hätte, ihr Kind fräße.
5 Und sie gebar einen Sohn, einen Knaben, der alle Völker weiden sollte mit eisernem Stabe. Und ihr Kind wurde entrückt zu Gott und seinem Thron.
6 Und die Frau entfloh in die Wüste, wo sie einen Ort hatte, bereitet von Gott, dass sie dort ernährt werde tausendzweihundertsechzig Tage.

Neben der Frau erscheint nun ein Drache, der als überaus mächtig geschildert wird mit seinen 7 Häuptern und 10 Hörnern, was - wie später noch deutlich wird - darauf hinweist, dass er die treibende Macht hinter Rom in der Verfolgung der Christen ist. Er symbolisiert den Feind ("Teufel und Satan" - Vers 9), der das wahre Jerusalem und ihren Sohn, den Messias Jesus, zu zerstören sucht. Womit klar ist, dass dieser Drache die Führer der judaistischen Religion repräsentiert.

Allerdings gelingt ihm das nicht, denn die wahren Gläubigen wurden geschützt und fanden Zuflucht "in der Wüste", wo sie genährt wurden während der "1260 Tage", welche Zeitspanne von 3,5 Jahren ungefähr mit Jesu öffentlichem Wirken übereinstimmt.

Der Kampf mit dem Drachen

Offenbarung 12,7-17
7 Und es entbrannte ein Kampf im Himmel: Michael und seine Engel kämpften gegen den Drachen. Und der Drache kämpfte und seine Engel,
8 und er siegte nicht, und ihre Stätte wurde nicht mehr gefunden im Himmel.
9 Und es wurde hinausgeworfen der große Drache, die alte Schlange, die da heißt: Teufel und Satan, der die ganze Welt verführt. Er wurde auf die Erde geworfen, und seine Engel wurden mit ihm dahin geworfen.
10 Und ich hörte eine große Stimme, die sprach im Himmel: Nun ist das Heil und die Kraft und das Reich unseres Gottes geworden und die Macht seines Christus; denn der Verkläger unserer Brüder und Schwestern ist gestürzt, der sie verklagte Tag und Nacht vor unserm Gott.
11 Und sie haben ihn überwunden durch des Lammes Blut und durch das Wort ihres Zeugnisses und haben ihr Leben nicht geliebt bis hin zum Tod.
12 Darum freut euch, ihr Himmel und die darin wohnen! Weh aber der Erde und dem Meer! Denn der Teufel kam zu euch hinab und hat einen großen Zorn und weiß, dass er wenig Zeit hat.
13 Und als der Drache sah, dass er auf die Erde geworfen war, verfolgte er die Frau, die den Knaben geboren hatte.
14 Und es wurden der Frau gegeben die zwei Flügel des großen Adlers, dass sie in die Wüste flöge an ihren Ort, wo sie ernährt werden sollte eine Zeit und zwei Zeiten und eine halbe Zeit fern von dem Angesicht der Schlange.
15 Und die Schlange stieß aus ihrem Rachen Wasser aus wie einen Strom hinter der Frau her, damit er sie fortreiße.
16 Aber die Erde half der Frau und tat ihren Mund auf und verschlang den Strom, den der Drache ausstieß aus seinem Rachen.
17 Und der Drache wurde zornig über die Frau und ging hin, zu kämpfen gegen die Übrigen von ihrem Geschlecht, die Gottes Gebote halten und haben das Zeugnis Jesu.

Hier nun wird der Kampf zwischen dem Messias Jesus und den Feinden der judaistischen Führung ins Blickfeld gerückt. Der Messias war seit seiner Geburt (Vers 5) und während der symbolischen Zeit von ca. 3,5 Jahren seines öffentlichen Wirkens durch Gottes Schutz sicher und hat schließlich mit seinem Opfer am Kreuz über den Feind triumphiert (Vers 11).

Die religiösen Führer (der Feind und Drache) wurden durch Jesu Wirken, seine Lehre und sein Opfer "auf den Boden (Erde) geworfen". Man muss hier weiter beachten, dass dieser Kampf und das Geschehen Teil einer Vision und nicht eine dokumentarische Schilderung eines buchstäblichen, tatsächlichen Geschehens im Himmel sind. Dieser Kampf ist das metaphorische Bild als Teil des Zeichens, das Johannes "im Himmel" sah. Es kämpften hier keine Geistwesen miteinander, von denen einer dann aus dem Himmel auf den Planeten Erde geworfen wurde, vielmehr wurde der Feind besiegt (zu Boden geworfen).

Aber der Feind ("Drache") gab sich nicht geschlagen, wie man aus den Berichten in Apostelgeschichte und NT Briefen erkennen kann. Die religiösen Führer der Juden kämpften nun gegen die Jünger und insbesondere die aus den Juden, die an den Messias Jesu glaubten und seiner Lehre folgten, was deutlich wird, indem der "Drache" nun versucht, die "Frau" und "die Übrigen von ihrem Geschlecht" (vgl. Vers 17) zu verfolgen und umzubringen.

Der Hinweis auf "Wasser wie ein Strom, um die Frau fortzureißen" erinnert an ein Geschehen Jahrhunderte vorher, als eine heidnische Macht (König von Assyrien) gegen das damalige Israel Krieg führte (vgl. Jes 8,5ff). So wie damals war es auch diesmal, da der Feind (die religiösen Führer durch ihr Tun) einen Strom, nämlich Rom, in Bewegung setzten, der gegen die wahren Gläubigen gerichtet war (vgl. z.B. Verfolgungen nach Nero), aber letztlich dann sie selbst verschlang.

 

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