Vorwort

Nachdem der als Priester dienende Bote sein Räucheropfer dargebracht und danach sein Räuchergefäß auf den Boden ausgeschüttet hat, setzt sich in der Vision das Gericht fort und die sieben Boten mit ihren Posaunen kündigen weiteres Unheil an.

Posaune 1 - 4

Offenbarung 8,6-13
6 Und die sieben Engel mit den sieben Posaunen rüsteten sich zu blasen.
7 Und der erste blies seine Posaune; und es kam Hagel und Feuer, mit Blut vermengt, und wurde auf die Erde geschleudert; und der dritte Teil der Erde verbrannte, und der dritte Teil der Bäume verbrannte, und alles grüne Gras verbrannte.
8 Und der zweite Engel blies seine Posaune; und etwas wie ein großer Berg wurde lichterloh brennend ins Meer gestürzt, und der dritte Teil des Meeres wurde zu Blut,
9 und der dritte Teil der lebendigen Geschöpfe im Meer starb, und der dritte Teil der Schiffe wurde vernichtet.
10 Und der dritte Engel blies seine Posaune; und es fiel ein großer Stern vom Himmel, der brannte wie eine Fackel und fiel auf den dritten Teil der Wasserströme und auf die Wasserquellen.
11 Und der Name des Sterns heißt Wermut. Und der dritte Teil der Wasser wurde zu Wermut, und viele Menschen starben von den Wassern, weil sie bitter geworden waren.
12 Und der vierte Engel blies seine Posaune; und es wurde geschlagen der dritte Teil der Sonne und der dritte Teil des Mondes und der dritte Teil der Sterne, sodass ihr dritter Teil verfinstert wurde und den dritten Teil des Tages das Licht nicht schien und in der Nacht desgleichen.
13 Und ich sah, und ich hörte, wie ein Adler mitten durch den Himmel flog und sagte mit großer Stimme: Weh, weh, weh denen, die auf Erden wohnen wegen der anderen Posaunenstöße der drei Engel, die noch blasen sollen!

In den Schilderungen der durch die Posaunen eingeleiteten Dinge sehen wir wiederum die teilweise bereits aus AT Berichten bekannte symbolhafte apokalyptische Sprache, mit der Kommen und Gegenwart des Gerichts Gottes beschrieben wird. Es werden keine tatsächlichen Ereignisse berichtet, es wird vielmehr durch die idiomatische Sprache betont, wie furchtbar und schrecklich die Effekte sein werden, welche in Folge von Gottes Gericht über Israel kommen werden.

Die hier erwähnten Plagen erinnern an einige der Plagen, die Gott über Ägypten verhängte, als der Pharao sich weigerte, die Israeliten ziehen zu lassen. Hagel und Feuer waren Teil von Plagen (vgl. 2Mo 9,23ff), auch Blut (2Mo 7,14ff) spielte eine Rolle. Hier sind nun Land, Wasser und Luft symbolisch betroffen, was möglicherweise betont, wie universell und allumfassend dieses Gericht Gottes über Israel ist. Diesmal sind die Strafen noch schlimmer und brutaler, da ohne jegliche Möglichkeit einer Umkehr für jenes böse Geschlecht (jene Generation) der damaligen Israeliten.

Der Hinweis auf vom Himmel fallende Sterne erinnert auch an Jesaja und dessen Weissagung über den Fall Babylons durch die Meder (vgl. Jes 14,12). Später im Buch der Offenbarung symbolisiert "Babylon" das abtrünnige und durch die Priesterschaft gelenkte ungläubige Judentum, das den Messias Jesus abgelehnt hatte. Sein Fall war schlimmer als seinerzeit, was mit Babylon geschah. Die verfinsterten Sterne weisen eventuell darauf hin, wie unaufhaltsam das drohende Unheil kommen würde (vgl. Dan 8).

Nach den vier Engeln ist die Stimme eines Adlers (Symbol für Dringlichkeit und Schnelligkeit) zu vernehmen, und sein dreifaches "Weh, weh, weh ..." erregt und lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die letzten drei Posaunen, wobei das "Weh" schon deutlich macht, dass der Inhalt von deren Botschaft besonders harsch und streng sein wird.

Posaune 5

Offenbarung 9,1-12
1 Und der fünfte Engel blies seine Posaune; und ich sah einen Stern, gefallen vom Himmel auf die Erde; und ihm wurde der Schlüssel zum Brunnen des Abgrunds gegeben.
2 Und er tat den Brunnen des Abgrunds auf, und es stieg Rauch empor aus dem Brunnen wie der Rauch eines großen Ofens, und es wurden verfinstert die Sonne und die Luft von dem Rauch des Brunnens.
3 Und aus dem Rauch kamen Heuschrecken auf die Erde, und ihnen wurde Macht gegeben, wie die Skorpione auf Erden Macht haben.
4 Und es wurde ihnen gesagt, sie sollten nicht Schaden tun dem Gras auf Erden noch allem Grünen noch irgendeinem Baum, sondern allein den Menschen, die nicht das Siegel Gottes haben an ihren Stirnen.
5 Und ihnen wurde Macht gegeben, nicht dass sie sie töteten, sondern dass die Menschen Qualen leiden sollten fünf Monate lang; und ihre Qual war wie eine Qual von einem Skorpion, wenn er einen Menschen sticht.
6 Und in jenen Tagen werden die Menschen den Tod suchen und nicht finden, sie werden begehren zu sterben und der Tod wird von ihnen fliehen.
7 Und die Heuschrecken sahen aus wie Rosse, die zum Krieg gerüstet sind, und auf ihren Köpfen war etwas wie goldene Kronen, und ihr Antlitz glich der Menschen Antlitz;
8 und sie hatten Haar wie Frauenhaar, und ihre Zähne waren wie die Zähne von Löwen;
9 und sie hatten Panzer wie eiserne Panzer, und das Rasseln ihrer Flügel war wie das Rasseln der Wagen vieler Rosse, die in den Krieg laufen,
10 und hatten Schwänze wie Skorpione und Stacheln, und in ihren Schwänzen lag ihre Kraft, Schaden zu tun den Menschen fünf Monate lang;
11 sie hatten über sich einen König, den Engel des Abgrunds; sein Name heißt auf Hebräisch Abaddon, und auf Griechisch hat er den Namen Apollyon.
12 Das erste Wehe ist vorüber; siehe, es kommen noch zwei Wehe danach.

Hier nun taucht ein "Stern" auf, später als "Bote (Engel) des Abgrunds" bezeichnet (Vers 11), der als Herrscher ("König") die in diesem Abschnitt geschilderten "Heuschrecken" leitet und lenkt. Diese Heuschrecken Plage erinnert an eine Plage in Ägypten (2Mo 10,12-15), und weist auf Armeen hin, die ins Land eindringen. Ähnliches wird auch in Joel erwähnt, wo die Heuschrecken ebenfalls das Aussehen von "Pferden" haben (Joel 2). Hier symbolisieren die Heuschrecken wohl die Horden der Parther, die als Verbündete Roms von östlich des Euphrat ins jüdische Land einfielen.

Interessant ist, dass diese Armeen nur denen Schaden zufügen sollten, die nicht das Siegel Gottes hatten. Das erinnert stark an das Geschehen in Ägypten, als der Verderber in Gottes Auftrag (vgl. 2Mo 12,23ff) durch Ägypten zog und nur die Erstgeburt derer geschont wurde, die zuvor Gottes Anweisung gefolgt waren, ihre Türen mit dem Blut des Passalamms zu markieren. Mit diesen Überlegungen wird auch deutlich, dass hier in Offenbarung der erwähnte "Bote des Abgrunds" eher nicht der Feind (Satan) ist, sondern in Gottes Auftrag handelt. Wir erinnern in diesem Zusammenhang auch an Jesu Worte in seiner Rede auf dem Ölberg (vgl. Mat 24,15-23), als er den Jüngern Zeichen nannte, so dass sie erkennen konnten, wann die Katastrophe nahe war. Sie sollten dann ohne jegliche Umschweife von Jerusalem fliehen. Wer seiner Warnung nicht folgte, kam als Unschuldiger in den Wirren um, so wie in Ägypten auch die, welche die damalige Anweisung nicht befolgten.

Posaune 6

Offenbarung 9,13-21
13 Und der sechste Engel blies seine Posaune; und ich hörte eine Stimme aus den vier Ecken des goldenen Altars vor Gott;
14 die sprach zu dem sechsten Engel, der die Posaune hatte: Lass los die vier Engel, die gebunden sind an dem großen Strom Euphrat.
15 Und es wurden losgelassen die vier Engel, die bereit waren für die Stunde und den Tag und den Monat und das Jahr, zu töten den dritten Teil der Menschen.
16 Und die Zahl des reitenden Heeres war zwanzigtausendmal zehntausend; ich hörte ihre Zahl.
17 Und so sah ich in dieser Erscheinung die Rosse und die darauf saßen: Sie hatten feuerrote und blaue und schwefelgelbe Panzer, und die Häupter der Rosse waren wie die Häupter der Löwen, und aus ihren Mäulern kam Feuer und Rauch und Schwefel.
18 Von diesen drei Plagen wurde getötet der dritte Teil der Menschen, von dem Feuer und Rauch und Schwefel, der aus ihren Mäulern kam.
19 Denn die Kraft der Rosse war in ihrem Maul und in ihren Schwänzen; denn ihre Schwänze waren den Schlangen gleich und hatten Häupter, und mit denen taten sie Schaden.
20 Und die übrigen Leute, die nicht getötet wurden von diesen Plagen, bekehrten sich doch nicht von den Werken ihrer Hände, dass sie nicht anbeteten die bösen Geister und die goldenen, silbernen, ehernen, steinernen und hölzernen Götzen, die weder sehen noch hören noch gehen können,
21 und sie bekehrten sich auch nicht von ihren Morden, ihrer Zauberei, ihrer Unzucht und ihrer Dieberei.

Mit dieser Posaune dringt eine gewaltige und riesige Heerschar über den Euphrat ins Land, die sich offenbar dort zunächst gesammelt hatte. Die Zahlenangaben sind nicht im buchstäblichen Sinne gemeint, sondern vermitteln den Eindruck der überwältigenden Anzahl von Kriegern. Allein "zehntausend" bezeichnete übertragen eine große Menge.

Diese Heerschar waren riesige Reiterstaffeln, Kavallerie, und auch hier werden wir an Bilder von den Plagen Ägyptens erinnert mit Hinweisen auf "Feuer und Rauch und Schwefel" (vgl. 2Mo 10,21ff - Zerstörung, Finsternis, etc.). Diese Plage würde von scheinbar überall herkommen, wobei die vier Boten wohl auf die vier Himmelsrichtungen hindeuten.

Ähnlich wie damals in Ägypten der Pharao sein Herz verstockte und sich auch nach der neunten Plage weigerte, den Worten Gottes durch Mose zu gehorchen, ist es nun hier mit dem abtrünnigen Volk Israel, die sich nicht bekehrten von ihrem Götzendienst. Sie folgten lieber ihren religiösen Führern als den Messias anzuerkennen und an ihn zu glauben.

Abschluss

Bevor nun die letzte Posaune geblasen wird und vor dem letzten Wehe folgt erneut ein Einschub mit Trost und beruhigenden Worten für die treuen Gläubigen.

 

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