 
    von
Wolfgang Schneider
Nachdem ich einige Artikel zu dem Themenkomplex des Kommens Christi veröffentlicht hatte, erhielt ich - und erhalte ich auch weiterhin - immer wieder E-Mail Zuschriften, in denen interessante und wichtige Fragen gestellt werden, die sich für Leser ergeben haben. Daher habe ich diese Studie hier begonnen, um jeweils kurz auf die Fragen zu antworten und auch anderen Besuchern der BibelCenter Website die Information so zugänglich zu machen.
Weitere Fragen und Antworten werden im Laufe der Zeit hinzukommen, daher sollten Besucher des BibelCenters diese Seite hin und wieder besuchen und nachschauen, was inzwischen ergänzt wurde.
Widerspricht die Behauptung, das Kommen Jesu habe sich ca. 40 Jahre nach Jesu Tod und Auferstehung ereignet, nicht Jesu Worten in Mt 24,36: "Von dem Tage aber und von der Stunde weiß niemand ..."?
Nein, es liegt hier keinerlei Widerspruch vor. Die Aussage Jesu wird zwar oft herangezogen, um zu behaupten, Jesus habe 
 gesagt, niemand - selbst er nicht - wüßte irgend etwas über den Zeitpunkt seines Kommens. Das ist aber nicht, was Jesus sagte! 
 Jesus hat eindeutig bei mehreren Gelegenheiten darauf hingewiesen, daß das Gericht über Israel und Jerusalem bei seinem 
 Kommen in Herrlichkeit über "diese Generation", also seine Zeitgenossen, kommen würde. Unmittelbar vor diesen Worten, daß 
 niemand den Tag oder die Stunde wisse, bestätigt Jesus, daß all das über "diese Generation" (d.h. jene zu seiner Zeit 
 lebenden Juden kommen würde. Jesus kannte also sehr wohl den allgemeinen Zeitrahmen, in dem sich diese Dinge ereignen 
 sollten, aber selbst er kannte die Einzelheiten nicht.
 Wir kennen solche Situationen auch aus unserem Leben. Eine Familie plant ihren Urlaub für den Sommer und alle reden davon, 
 daß sie im Juli-August in Urlaub fahren.  Allerdings weiß noch keiner von ihnen Tag oder Stunde, da momentan einige 
 Einzelheiten bzgl. Hotelunterbringung, Flügen und Abfahrtzeit zum Flughafen noch nicht geklärt sind und noch nicht 
 feststehen. Daß Tag und Stunde des Urlaubbeginns noch nicht bekannt sind, heißt nicht, daß noch gar nichts über den 
 Zeitpunkt des Urlaubs bekannt ist.
 Ein anderes Beispiel: Eine Frau wird schwanger und Bekannte und Verwandte fragen, wann das Baby denn kommen wird. Das Ehepaar 
 verkündet mit Freuden, daß die Geburt in 6 Monaten, 4 Monaten, usw. sein wird. Kennen die zukünftigen Eltern den Tag oder 
 die Stunde der Geburt? Nein!  Kennen sie den allgemeinen Zeitrahmen, innerhalb  dem sich die Geburt ereignen wird? Ja! 
 Kennt irgend jemand auf Erden den Tag und die Stunde der Geburt ? Nein! Aber der Vater im Himmel kennt sie ...
 Es liegt kein Widerspruch vor, wenn Jesus den allgemeinen Zeitrahmen seines Kommens in Herrlichkeit und des Gerichts 
 über Israel und Jerusalem als "in dieser Generation" kennt, ihm (und allen anderen Menschen auch) der Tag und die Stunde 
 aber nicht bekannt sind. Wir können Jesus sehr wohl glauben, daß sich diese Dinge innerhalb jener Generation zutrugen, 
 auch wenn er den Tag und die Stunde nicht kannte.
Sind die Zeichen seines Kommens (Mt. 24,27-30) bereits geschehen und niemand hat es bemerkt?
Die Zeichen sind tatsächlich bereits geschehen, wie man aus einigen Berichten des Kirchenhistorikers Eusebius und anderer 
 Historiker entnehmen kann. Eusebius und einige andere Schriften erwähnen, daß die frühen Christen in Jerusalem die Zeichen 
 sahen und auch als solche erkannten und dann gemäß der Anweisungen Jesu unverzüglich aus Jerusalem flohen und so ihr Leben retteten.
 Vermutlich sahen auch die Juden die Zeichen, wie Angaben bei Josephus und Tacitus vermitteln, aber sie weigerten sich, 
 diese Zeichen anzuerkennen als Hinweise auf die bevorstehende Katastrophe. Sie blieben stur bei ihrer Überzeugung, daß 
 Gott sehr bald ein wörtliches, physisches, politisches Reich in Gestalt eines "messianischen glorreichen Zeitalters" 
 etablieren würde, und daher blieben sie in Jerusalem und führten Krieg gegen die Römer und glaubten, Gott würde ihnen 
 auf wundersame Weise den Sieg schenken und das Reich Israel wiederherstellen.
Ist die Zerstörung Jerusalems in 70 n.Chr. eine vorläufige Erfüllung für eine noch zukünftige endgültige Erfüllung der Prophezeiung Jesu?
Oftmals reden Leute von doppelter Erfüllung von Prophezeiungen, obwohl ein solches Konzept nicht korrekt ist. Die 
 Voraussage eines Propheten muß eindeutig bestimmbar sein, denn sonst wäre die in 5Mo 18,22 erwähnte Wahrheit zur Unterscheidung 
 eines wahren von einem falschen Propheten wirkungslos. Gerade ein zeitliches Element in einer Prophezeiung dient einer 
 eindeutigen Zuordnung eines Geschehens, ob es sich dabei um die Erfüllung der Propezeiung handeln kann oder nicht.
 Im Hinblick auf Jesu Prophezeiung seines Kommens im Gericht mit der Verwüstung Jerusalems und des Tempels erkennen wir aus 
 den Worten Jesu bereits, daß auch hier von keiner "Doppelerfüllung" die Rede sein kann. Jesus sagt (Mt 24,21): "Denn es 
 wird dann eine große Bedrängnis sein, wie sie nicht gewesen ist vom Anfang der Welt bis jetzt und auch nicht wieder 
 werden wird."  Die der Verwüstung vorausgehende Bedrängnis hatte nach Jesu deutlichen Worten einzigartigen Charakter. Eine 
 solche Bedrängnis hatte es zuvor nicht gegeben und würde es auch danach nicht mehr geben. Das was uns von Josephus über diese 
 Bedrängnis berichtet wird, zusammen mit der Einzigartigkeit der Umstände, denn die Ereignisse von 70 n.Chr. markierten das 
 Ende des biblischen Israel, machen deutlich, daß es wahrhaftig keine solche Bedrängnis mehr geben konnte.
 Wenn wir Jesu Prophezeiung genau lesen, erkennen wir, daß die Idee einer vorläufigen Erfüllung im Jahre 70 n.Chr. und einer 
 noch zukünftigen endgültigen Erfüllung nicht zutrifft.
Fortsetzung folgt ...