Der Besuch der Weisen

Einige Zeit nach der Geburt Jesu kamen Weise aus dem Morgenlande ("Magi aus dem Osten" - vgl. Studie Wer waren die Weisen? nach Jerusalem, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen. Sie wussten anhand ihrer astronomischen Beobachtungen, dass der verheißene König der Juden, der Messias, geboren worden war und hatten eine lange Reise auf sich genommen, um diesem König ihre Ehre zu erweisen.

Mt 2,1-2
Als Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa zur Zeit des Königs Herodes, siehe, da kamen Weise aus dem Morgenland nach Jerusalem und sprachen:
Wo ist der neugeborene König der Juden? Wir haben seinen Stern gesehen im Morgenland und sind gekommen, ihn anzubeten.

Wir erfahren, dass die Weisen kamen, als [nachdem] Jesus geboren war in Bethlehem in Judäa. Die Weisen kamen einige Zeit nach der Geburt Jesu in Judäa an, sie hatten sich überhaupt erst nach der Geburt Jesu, von der sie aufgrund ihrer Beobachtungen "seines Sterns" wussten, auf den langen und sicherlich nicht leichten Weg gemacht.

Es sei an dieser Stelle kurz erwähnt, dass der biblische Bericht nirgends etwas aussagt, dass es sich nur um drei Personen gehandelt habe, noch dass diese drei Personen drei Könige waren. Die Legende von drei Königen mit den Namen Kaspar, Melchior und Balthasar entstand erst viele Jahrhunderte später.

Die Weisen reisten nach Jerusalem, der Hauptstadt von Judäa, wo man normalerweise den Königssohn finden sollte. Als sie in Jerusalem ankamen, erkundigten sie sich offenbar auf öffentlichen Plätzen, wobei wir daran denken sollten, dass man zu biblischen Zeiten in größeren Gruppen reiste, und die Weisen ganz sicher auch in einer Art Karawane reisten. Es dauerte nicht lange, bis die Ankunft dieser Delegation von Fremden, die sich nach dem neugeborenen König der Juden erkundigten, auch König Herodes bekannt wurde.

Mt 2,3
Als das der König Herodes hörte, erschrak er und mit ihm ganz Jerusalem,

Es ist schon erstaunlich, dass Fremde über die Geburt des Königs der Juden Bescheid wussten, die Einheimischen in Jerusalem aber keine Ahnung hatten und angesichts der frohen Botschaft erschraken!

Mt 2,4-6
und er ließ zusammenkommen alle Hohenpriester und Schriftgelehrten des Volkes und erforschte von ihnen, wo der Christus geboren werden sollte.
Und sie sagten ihm: In Bethlehem in Judäa; denn so steht geschrieben durch den Propheten:
»Und du, Bethlehem im jüdischen Lande, bist keineswegs die kleinste unter den Städten in Juda; denn aus dir wird kommen der Fürst, der mein Volk Israel weiden soll.«

Herodes ist sehr schnell wieder bei Fassung und plant seine nächsten Schritte. Er scheint zu wissen, von wem die Weisen wirklich reden, denn er lässt die Schriftgelehrten nach dem Geburtsort des "Christus" forschen! Ihm war wohl klar, dass dieser neugeborene König kein anderer als der Christus, der Messias, war. Auch wenn die Schriftgelehrten völlig im Dunkel über das Geschehen bzgl. der Geburt Jesu waren, so haben sie doch sogleich aus den AT Schriften die Antwort auf die Frage des Herodes: Der Christus würde in Bethlehem in Judäa geboren werden!

Mt 2,7-8 Da rief Herodes die Weisen heimlich zu sich und erkundete genau von ihnen, wann der Stern erschienen wäre,
und schickte sie nach Bethlehem und sprach: Zieht hin und forscht fleißig nach dem Kindlein; und wenn ihr's findet, so sagt mir's wieder, daß auch ich komme und es anbete.

König Herodes war ein grausamer und skrupelloser Mensch, der nicht davor zurückschreckte, andere Leute, selbst die aus der eigenen Familie, umbringen zu lassen, um seine Machenschaften fortführen zu können oder seiner Gier zu genügen. Um sein eigentliches Vorhaben nicht möglicherweise zu verraten, holt er die Weisen "heimlich" zu sich und erkundet zunächst noch weitere Einzelheiten von ihnen, die ihm für seinen weiteren Plan nützlich zu sein scheinen. Danach schickt er die Weisen auf den Weg nach Bethlehem und versucht sie nichtsahnend in seine Pläne einzubeziehen und für seine Absichten einzuspannen. Sie sollen fleißig nach dem Kindlein forschen und ihm dann anzeigen, wo genau der Knabe ist, damit er auch hingehen und ihm huldigen könnte.

Mt 2,9-11
Als sie nun den König gehört hatten, zogen sie hin. Und siehe, der Stern, den sie im Morgenland gesehen hatten, ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand, wo das Kindlein war.
Als sie den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut
und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.

Die Weisen machen sich vermutlich umgehend auf den Weg von Jerusalem nach Bethlehem, und, siehe da, genau vor ihnen in südlicher Richtung (Bethlehem liegt ziemlich genau südlich von Jerusalem) da sahen sie erneut den Stern, den sie zuvor beobachtet hatten, und dieser "ging vor ihnen her, bis er über dem Ort stand". Mit anderen Worten, der Stern ging auf seiner nächtlichen Bahn von Osten her auf und erreichte dann genau über Bethlehem den Meridian, wo er "stand", und zwar genau über dem Ort Bethlehem, der nun wohl in Sichtweite vor ihnen lag. Die Weisen waren hoch erfreut über diese Situation.

In Bethlehem angekommen, gingen sie dann "in das Haus" und "fanden das Kindlein" zusammen mit Maria, seiner Mutter. Wie wir hier lesen, kamen die Weisen nicht zu dem "Stall" bei einer "Herberge", sondern zu einem "Haus", in dem die Familie nun wohnte. Die Hirten waren in jener Nacht der Geburt Jesu nach Bethlehem gekommen und hatten das Kind noch in der Krippe gesehen. Die Weisen kamen wesentlich später und sie sahen das Kind in dem Haus, wo die Familie nun offenbar wohnte. Auch wurde das Kind beim Besuch der Hirten als "Säugling" (gr. brephos) bezeichnet, wohingegen die Weisen ein "kleines Kind" (gr. paidion) vorfanden.

Die Weisen waren gekommen, um dem neugeborenen König der Juden zu huldigen, ihm Ehre zu erweisen. In den meisten Bibeln wird das griechische Wort mit "anbeten" übersetzt, was aber eigentlich irreführend ist, besonders dann, wenn Leute das Wort "anbeten" als für Gott allein reservierte Handlung betrachten und nicht erkennen, dass dieses Wort zunächst nur "huldigen, Ehre erweisen" bedeutet, und dass der Kontext dann aufzeigt, um welche Art von Huldigung es sich handelt. Die Weisen hatten mit ihren eigenen Worten klargemacht, weshalb sie Jesus "anbeten" kamen: Sie waren nicht gekommen, um ihn als Gott anzubeten, sondern um ihm als dem neugeborenen König der Juden zu huldigen.

Die Weisen brachten Geschenke mit, wie es zu biblischen Zeiten üblich war und einem König gebührte. Manche haben wegen der drei erwähnten Geschenke gefolgert, es habe sich um drei Weise bzw. drei Könige gehandelt; ein solcher Schluss ist aber eigentlich nicht gerechtfertigt.

Mt 2,12
Und Gott befahl ihnen im Traum, nicht wieder zu Herodes zurückzukehren; und sie zogen auf einem andern Weg wieder in ihr Land.

Nachdem die Weisen nun den König gefunden und ihm gehuldigt hatten, sollten sie zu Herodes zurückkehren und ihm berichten, wo das Kind war, da Herodes ebenfalls "komme und es anbete". Die Pläne des Herodes wurden jedoch von Gott durchkreuzt, denn Gott kannte die wahren Beweggründe des Herodes und seine Heuchelei. Gott griff ein und befahl den Weisen in einer Vision, einem Traum, dass sie nicht wieder nach Jerusalem gehen sollten. Die Weisen gehorchten der göttlichen Weisung und zogen nun auf einem anderen Weg wieder in ihre Heimat zurück.

 

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