In der heutigen Zeit hat in vielen christlichen Gemeinden der Themenkomplex „Anbetung" und „Lobpreis" einen eminent wichtigen Rang eingenommen. Dies ist einerseits eine großartige Sache, denn die Anbetung und der Lobpreis Gottes sind für uns Christen von großer Wichtigkeit. Gott will unsere Anbetung, er will, dass wir ihn loben und preisen. Ihm allein gebührt Anbetung und Lob in allen Dingen und zu aller Zeit.

Trotz der großen Bedeutung, die Anbetung und Lobpreis für uns als Christen haben, gibt es dennoch eine ganze Reihe von Schwierigkeiten, mit denen sich die Gläubigen teilweise sehr schwer tun. Es gibt gerade bzgl. der Form der Anbetung und des Lobpreises unterschiedlichste Meinungen unter Christen, und verschiedene Lehren in diesen Angelegenheiten haben zu Spaltungen in der Gemeinde geführt. Dem sollte eigentlich nicht so sein, denn das Wort Gottes gibt uns Einsicht und Erkenntnis darüber, was Anbetung und Lobpreis sein soll und welche Art von Gottesdienst, welche Art der Anbetung, Gott vom Menschen wünscht.

Eine sehr bedeutsame Stelle zu diesen Punkten findet sich in Johannes 4, in dem Bericht über Jesu Aufenthalt in Samarien, wo er im Gespräch mit einer Frau auch auf Anbetung zu sprechen kam.

Johannes 4,20-24:
Unsere Väter haben auf diesem Berge angebetet, und ihr sagt, in Jerusalem sei die Stätte, da man anbeten soll.
Jesus spricht zu ihr: Glaube mir, Frau, es kommt die Zeit, daß ihr weder auf diesem Berge noch in Jerusalem den Vater anbeten werdet.
Ihr wißt nicht, was ihr anbetet; wir wissen aber, was wir anbeten; denn das Heil kommt von den Juden.
Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt, in der die wahren Anbeter den Vater anbeten werden im Geist und in der Wahrheit; denn auch der Vater will solche Anbeter haben.
Gott ist Geist, und die ihn anbeten, die müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.

Diese Worte Jesu sind von größter Wichtigkeit in Sachen Anbetung Gottes. Aus der Aussage in Vers 23 und 24 geht hervor, was Gott wirklich als Anbetung will: Er will Anbetung im Geist und in der Wahrheit! Was ist nun damit gemeint?

Bevor ich auf diese Frage eingehe, möchte ich zunächst noch einige andere bemerkenswerte Wahrheiten aus diesem Abschnitt der Schrift aufzeigen und ein wenig näher erläutern.

Aus den Worten der Frau wird deutlich, daß es schon zu jener Zeit unterschiedliche Lehren zu dem Thema Anbetung gab. Es gab ganz offensichtlich unterschiedliche Auffassungen zwischen den Juden und den Samaritern, was den rechten Ort betraf. Die Samariter beteten auf dem Berg Gerizim an, die Juden dagegen in Jerusalem. Über diese Tatsache läßt sich vielleicht streiten, aber wenn es dann um den tiefen Kern und die Wahrheit dieser Angelegenheit geht, ist beider Völker Ort der Anbetung dann doch nicht von entscheidender Bedeutung.

Jesus Christus erwiderte der Frau nicht in der Art und Weise, daß er sie zurechtwies und auf den Irrtum der Samariter hinwies oder ihr gar Vorhaltungen machte bzgl. ihrer falschen Praxis. Nein, er richtete seine Worte und das Augenmerk der Frau auf das, was schon sehr bald die Diskussion zwischen Juden und Samaritern um den Ort der Anbetung Gottes hinfällig machen würde.

Jesus betont mit eindringlichen Worten, daß die Zeit der wahren Anbetung sehr nahe sei. „Aber es kommt die Zeit und ist schon jetzt ...“ — eine unmittelbar bevorstehende Änderung bzgl. der Anbetung Gottes und des rechten Gottesdienstes stand bevor und war eigentlich bereits im Begriff einzutreten. Bislang war diese Form der Anbetung Gottes, von der Jesus nun sprach, nicht möglich gewesen, obwohl sie eigentlich die einzig wahre Anbetung darstellt.

Gott ist Geist, d.h. er ist seinem Wesen nach Geist. Er ist nicht ein Mensch oder ein anderes Wesen von Fleisch und Blut oder irgend einer anderen Form von Materie. Gott ist Geist, er kann daher mit den natürlichen fünf Sinnen nicht wahrgenommen und auch nicht angebetet werden.

Was in Jerusalem geschah, war eine Form der Anbetung mittels der Möglichkeiten der fünf Sinne. Ebenso verhielt es sich mit der Anbetung der Samariter auf dem Berg Gerizim. Gott wurde angebetet im Tempel bzw. einem anderen mit Händen gemachten Heiligtum, nicht aber in der ihm eigentlich gebührenden Art und Weise, d.h. mittels Geist.

Die Juden, das Volk Israel, beteten Gott an dem Ort an, wo Gott seinen Namen etabliert hatte, an der Stätte, wo Gott angebetet werden wollte. Allerdings sollte man nicht außer acht lassen, daß der Tempel und der Gottesdienst, den Gott nach David in dem von Salomo errichteten Tempel angeordnet hatte, zu jener Zeit gar nicht durchgeführt wurde. Schon bald nach Salomo war das Reich in zwei Reiche zerfallen, und auch der in Jerusalem angeordnete Gottesdienst war den Israeliten aus dem Nordreich nicht mehr genehm gewesen. Zu jener Zeit begann einer der übelsten Könige des Nordreichs, Jerobeam I, damit, Heiligtümer zu errichten, um so die Treuen seines Volkes davon abzubringen, nach Jerusalem zu gehen.

Das Südreich bewahrte aber auch nicht den von Gott gebotenen Gottesdienst, und statt den wahren Gott im Tempel Gottes, dem Haus des HERRN, anzubeten, erbosten sich viele der Oberen in Juda Götzendienst zu treiben und sogar im Tempel selbst, Altäre und Bilder fremder Götter aufzustellen, um ihnen zu dienen.

Die Folgen des Götzendienstes für das Nordreich wie das Südreich sind bekannt — für beide folgte als ein Gericht Gottes eine Wegführung aus dem ihnen von Gott verheißenen Land. Die Stämme des Nordreichs fielen als erste in die Hände einer fremden Macht, der Assyrer; einige Zeit später wurde Juda und Jerusalem von den Babyloniern erobert und nach Babylon in Gefangenschaft geführt. Der Tempel zu Jerusalem wurde zerstört, fiel in Schutt und Asche. Die Tempelgeräte, wie etwa die Bundeslade und die Leuchter und anderes Mobiliar aus dem Heiligsten und Allerheiligsten wurden von Nebukadnezars Soldaten geraubt und sind bis jetzt verschollen geblieben.

Als die Juden dann aus der babylonischen Gefangenschaft wieder nach Jerusalem zurückkehrten, errichtete man zwar den Tempel neu, aber Tempel und Gottesdienst wurden nicht sehr lange nur zur Anbetung des wahren Gottes genutzt. Schon bald machte sich erneut Götzendienst breit, und in Jerusalem gab es keinen rechten Gottesdienst.

Als Jesus diese Frau am Brunnen in Sychar in Samarien an jenem Tage traf, war er gerade auf dem Rückweg nach Galiläa. Er war anläßlich eines der großen jährlichen Feste in Jerusalem gewesen und hatte gerade mit eigenen Augen mitansehen müssen, wie die Stätte der Anbetung in Jerusalem nicht mehr länger ein Gebetshaus war, sondern eher einer Räuberhöhle glich. Er hatte mit brennendem Eifer eingegriffen und das Haus seines Vaters, den Tempel, gereinigt und war nun auf dem Wege nach Galiläa, wo er in Kürze als Apostel in Nazareth öffentlich auftreten würde.

Jesus sah wohl keinen Grund, sich mit der Frau in eine Diskussion darüber einzulassen, wessen Form der Anbetung von den zwei erwähnten (Samariter und Juden) wohl die richtige sei — beide waren absolut unzulänglich. Zu der Zeit gab es sowieso mehr Götzendienst als Gottesdienst an beiden Orten. Aber selbst, wenn dort keine Götzenverehrung stattgefunden hätte, wäre diese Anbetung immer noch nicht das gewesen, was Gott wünschte und wonach er sich sehnte.

Jesus greift in seinen Worten an die Frau das Thema Anbetung an einem wesentlich bedeutsameren Punkt auf: Gott ist Geist!

Gott ist Geist — diese fundamentale Wahrheit klingt laut in unseren Ohren! Gott ist Geist — das ist die entscheidende und bestimmende Sache, wenn es gilt festzuhalten, welche Form der Anbetung Gott überhaupt genügen kann! Um Gott recht anzubeten, ist es notwendig, daß diese Anbetung mittels Geist, mittels des heiligen Geistes, geschieht.

Jesus griff etwas auf, was zu dem Zeitpunkt noch gar nicht verfügbar war. Er betonte, daß die Zeit der Erfüllung dieser Art von Anbetung nahe bevorstand. Er betonte auch, daß diese Form der Anbetung (im Geist und in der Wahrheit) die wirklich von Gott gewollte Anbetung ist. Diese Anbetung ist Gott angemessen und entspricht seinem Plan.

Allerdings war der Mensch zu jener Zeit nicht in der Lage, Gott im Geist und in der Wahrheit anzubeten, da die Gabe des heiligen Geistes noch nicht gegeben worden war. Sie hing von der Erfüllung des Auftrags Jesu ab, der vom Vater als das Lamm Gottes in die Welt gesandt war, um mit seinem Leben als Lösegeld all denen ewiges Leben zu ermöglichen, die dann an ihn glauben. Diese empfangen die Gabe des heiligen Geistes, wenn sie an Christus glauben. Dann sind sie gerettet, haben heiligen Geist als Siegel in sich und können in einem neuen Leben wandeln und dabei auch Gott im Geist und in der Wahrheit anbeten.

„Im Geist und in der Wahrheit" ist ein Ausdruck, der nicht zwei voneinander getrennte Punkte behandelt, sondern mittels der Redefigur Hendiadys stehen zwar zwei Wörter („Geist“ und „Wahrheit“) im Text, aber offensichtlich ist nur eine Sache gemeint. Diese könnte ausgedrückt werden mit den Worten „wahrhaft im Geist“ bzw. „wahrhaftig im Geist“.

Nach der Ausgießung des heiligen Geistes zu Pfingsten wurde diese Art der Anbetung eine Realität. Menschen hatten heiligen Geist in sich, hatten ein neues Leben von Gott erhalten, und konnten nun Gott so anbeten, wie er es sich wünschte und durch das Opfer seines Sohnes ermöglicht hatte.

Wir als Christen sollen nun in diesem neuen Leben wandeln, nicht nur ab und zu von der geistlichen Kraft in uns Gebrauch machen, sondern unser Leben mittels dieser neuen Kraft leben. Unser Gottesdienst ist nun nicht mehr nur ein isoliertes Lied, ein isolierter Lobpreis an einem bestimmten Wochentag — nein!

Römer 12 redet von rechtem bzw. vernünftigem Gottesdienst, der wahre Anbetung beinhaltet.

Römer 12,1:
Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, daß ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Dieser vernünftige Gottesdienst umfaßt unser Leben, unseren Lebenswandel, der ein lebendiges Opfer, heilig und Gott wohlgefällig sein soll. Er wird dies sein, wenn wir entsprechend der in den nun folgenden Versen gemachten Anweisungen leben, also unseren Sinn erneuern und in ungeheuchelter Liebe wandeln in der Gemeinde.

In Philipper 3 steht eine weitere wichtige Wahrheit zu unserem Thema Anbetung und Gottesdienst im Geist und in der Wahrheit.

Philipper 3,3:
Denn wir sind die Beschneidung, die wir im Geist Gottes dienen und uns Christi Jesu rühmen und uns nicht verlassen auf das Fleisch,

Auch hier sehen wir erneut die Verbindung der Begriffe „Gottesdienst (dienen)“ und „Geist“. Manche Texte haben in diesem Vers den Wortlaut „die wir Gott im Geist dienen“, wobei aber beide Textversionen im Grunde das gleiche ausdrücken: Wir heute, als wiedergeborene Christen, wir dienen Gott im heiligen Geist, wir versehen unsren vernünftigen und den wahrhaftigen Gottesdienst mittels des Geistes, den Gott uns als seinen Kindern bei der Rettung geschenkt hat.

Bzgl. „Gott dienen“ und „Gott anbeten“ verlassen wir uns nicht auf das Fleisch. Jegliche Mittel, die vom Fleisch (d.h. unserer alten Natur) ausgehen, genügen nicht, weshalb wir uns nicht auf sie verlassen sollten. 1000 Kerzen, andere emotionale Dinge oder geradezu absurde körperliche Anstrengungen, die manchmal von Menschen bei der Ausübung ihrer Religion unternommen werden, stellen keine wahre Anbetung Gottes dar. Sie dienen nicht dem Lobpreis Gottes und der Anbetung Gottes, die er wünscht. Wahre Anbetung geschieht nun mittels des heiligen Geistes, den Gott seinen Kindern gab, als sie an Christus glaubten.

Diese wahre Anbetung umfaßt eigentlich den ganzen Lebenswandel, aber gezielt dann einerseits Gebet und Lobpreis mit dem Geist und andererseits mit dem Verstand, wobei unsere Gedanken aus einem reinen und von der Gnade Gottes erfüllten Herzen kommen müssen.

1. Korinther 14,14 und15:
Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist ...;
Wie soll es denn nun sein? Ich will beten im Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand.

Hier spricht Paulus davon, daß er selbst im Geist, d.h. in Zungen beten will. Außerdem will er mit dem Verstand beten und singen. Beides ist ihm möglich und beides will er zur Anbetung und Lobpreis Gottes in seinem Leben nutzen.

Epheser 5,17-20:
Darum werdet nicht unverständig, sondern versteht, was der Wille des Herrn ist.
Und sauft euch nicht voll Wein, woraus ein unordentliches Wesen folgt, sondern laßt euch vom Geist erfüllen.
Ermuntert einander mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen
und sagt Dank Gott, dem Vater, allezeit für alles, im Namen unseres Herrn Jesus Christus.

In Vers 19 sollte man besser die Zeichensetzung ändern, so daß der Vers dann lautet: „Ermuntert [ermutigt] einander; mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern singt und spielt dem Herrn in eurem Herzen.“ Wir singen dem Herrn mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern in unsren Herzen!

Dies erinnert an eine weitere Stelle in Kolosser 3, die an einen Lebenswandel zu Gottes Lobpreis erinnert.

Kolosser 3,16:
Laßt das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen.

Auch hier wird das Singen zu Gott mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern erwähnt, das aus einem dankbaren Herzen kommen soll.

Indem wir nun gemäß dem Geist leben, d.h. in dem neuen Leben wandeln, das Gott uns durch seine Gabe heiligen Geist ermöglicht hat, können wir ihn wahrhaft im Geist anbeten und ihm Lobpreis und Danksagung bringen, wie er es wünscht. Wir können nun zu seinem Lobe leben.

Epheser 1,13 und 14:
In ihm seid auch ihr, die ihr das Wort der Wahrheit gehört habt, nämlich das Evangelium von eurer Seligkeit - in ihm seid auch ihr, als ihr gläubig wurdet, versiegelt worden mit dem heiligen Geist, der verheißen ist,
welcher ist das Unterpfand unsres Erbes, zu unsrer Erlösung, daß wir sein Eigentum würden zum Lob seiner Herrlichkeit.

Gott hat uns zu seinem Eigentum bestimmt, hat uns als Unterpfand heiligen Geist gegeben. Laßt uns nun ein ihm wohlgefälliges Leben führen, geprägt von wahrer Anbetung und einem nie erlöschenden Streben, das zu tun, was zu seinem Lobpreis dient, womit wir zeigen können, daß wir zu ihm gehören zum Lobe seiner Herrlichkeit.

 

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