Einleitung

Manche Kritiker bestreiten, dass der Brief von Paulus stammt, einige halten ihn für eine Kopie des "Epheser" Briefs, der ebenfalls für nicht authentisch gehalten wird. Interne Kriterien weisen aber darauf hin, dass er sehr wohl zeitlich in den aus der Apg überlieferten Rahmen paßt.

Paulus schrieb mit Timotheus (Kol 1,1), was in die Zeit nach Apg 16 paßt, als Timotheus Paulus begleitete. Auch Epaphras war bei Paulus (Kol 4,12), der hatte ursprünglich in Kolossä missioniert (Kol 1,7). Paulus war bei der Abfassung des Briefs im Gefängnis (Kol 4,3.10), wie auch bei der Abfassung des Briefs an Philemon (Phl 1,23). Der Brief ist dem "Epheser" Brief inhaltlich ähnlich und der gleiche Bote überbrachte diesen Brief und den an Philemon (Kol 4,7). Auch waren Lukas und Demas noch bei Paulus (Kol 4,14). Diese Punkte weisen auf eine Abfassung ca. 57 n.Chr. hin, um die Zeit, als Paulus nach Jerusalem reiste und sich dort nach seiner Ankunft verteidigte (Apg 21-22). Der Brief ist auch noch vor 2. Timotheus zu datieren, als Lukas noch bei Paulus war, Demas dann aber bereits Paulus verlassen hatte.

Kolossä war einst eine wichtige Stadt für den Handel in Kleinasien, war aber in NT Zeiten von anderen Städten wie Laodicea oder Hierapolis übertroffen worden. Obwohl Paulus nicht persönlich in Kolossä gewesen war (Kol 2,1), schrieb er einen Brief an die Gläubigen dort und an die in Laodizea (Kol 4,16), als er von den durch Juden verursachten Problemen hörte, die möglicherweise eine Form asketischer Mystik vertraten (Kol 2,18). In diesem Brief finden sich die auch aus anderen Briefen bekannten Argumente des Paulus gegen eine Rückkehr zum priesterlichen Judaismus wie auch seine Argumente zur Betonung des Messias Jesus.

Kapitel 1

1 Paulus, Apostel Jesu Christi durch den Willen Gottes, und der Bruder Timotheus 2 an die heiligen und treuen Brüder in Christus in Kolossä: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Brief hat Standard Einleitung. Paulus erwähnt sein Amt als Apostel, betont so die den Aposteln gewährten Privilegien.
3 Wir danken dem Gott und Vater unseres Herrn Jesus Christus, indem wir allezeit für euch beten, 4 da wir gehört haben von eurem Glauben an Christus Jesus und von eurer Liebe zu allen Heiligen, 5 um der Hoffnung willen, die euch aufbewahrt ist im Himmel, von der ihr zuvor gehört habt durch das Wort der Wahrheit des Evangeliums, 6 das zu euch gekommen ist, wie es auch in der ganzen Welt [ist] und Frucht bringt, so wie auch in euch, von dem Tag an, da ihr von der Gnade Gottes gehört und sie in Wahrheit erkannt habt. 7 So habt ihr es ja auch gelernt von Epaphras, unserem geliebten Mitknecht, der ein treuer Diener des Christus für euch ist, 8 der uns auch von eurer Liebe im Geist berichtet hat.
Zunächst erwähnt Paulus ihr Gebet für die Kolosser, motiviert durch das, was ihnen bzgl. des Glaubens (Zuversicht) und der Liebe unter den Gläubigen dort berichtet worden war, von der er durch Ephaphras gehört hatte, welcher zuvor in Kolossä gelehrt hatte.
9 Deshalb hören wir auch seit dem Tag, da wir es vernommen haben, nicht auf, für euch zu beten und zu bitten, daß ihr erfüllt werdet mit der Erkenntnis seines Willens in aller geistlichen Weisheit und Einsicht, 10 damit ihr des Herrn würdig wandelt und ihm in allem wohlgefällig seid: in jedem guten Werk fruchtbar und in der Erkenntnis Gottes wachsend, 11 mit aller Kraft gestärkt gemäß der Macht seiner Herrlichkeit zu allem standhaften Ausharren und aller Langmut, mit Freuden, 12 indem ihr dem Vater Dank sagt, der uns tüchtig gemacht hat, teilzuhaben am Erbe der Heiligen im Licht. 13 Er hat uns errettet aus der Herrschaft der Finsternis und hat uns versetzt in das Reich des Sohnes seiner Liebe, 14 in dem wir die Erlösung haben durch sein Blut, die Vergebung der Sünden.
Das Gebetsanliegen von Paulus und den mit ihm Reisenden ist, dass die Kolosser Gottes Willen erkennen mögen und danach leben und so Gott wohlgefällig sein mögen.
Weiterhin kontrastiert Paulus dann "Licht" (die Erkenntnis Gottes und das, was Gott in Christus verfügbar gemacht hat, wahre und geistlich gesinnte Hinwendung zu Gott) und "Finsternis" (Judaismus, rituelle Religion, unter deren Verfolgung die Christen zu leiden hatten). Der Messias Jesus hat die an ihn Glaubenden errettet aus dieser Finsternis, indem er das Licht der wahren geistlichen Prinzipien und des geistlichen Verständnisses der Torah lehrte.
Paulus verkündet Jesus als den verheissenen Messias, in welchem Erlösung und Vergebung der Sünden nun Realität sind. Die Rituale, die lediglich eine ständige Erinnerung an Sünde mit sich brachten, wurden abgelöst durch Jesus, der ein Bewußtsein für die Vergebung der Sünden brachte.
15 Dieser ist das Ebenbild des unsichtbaren Gottes, der Erstgeborene, der über aller Schöpfung ist. 16 Denn in ihm ist alles erschaffen worden, was im Himmel und was auf Erden ist, das Sichtbare und das Unsichtbare, seien es Throne oder Herrschaften oder Fürstentümer oder Gewalten : alles ist durch ihn und für ihn geschaffen; 17 und er ist vor allem, und alles hat seinen Bestand in ihm. 18 Und er ist das Haupt des Leibes, der Gemeinde, er, der der Anfang ist, der Erstgeborene aus den Toten, damit er in allem der Erste sei. 19 Denn es gefiel [Gott], in ihm alle Fülle wohnen zu lassen 20 und durch ihn alles mit sich selbst zu versöhnen, indem er Frieden machte durch das Blut seines Kreuzes — durch ihn, sowohl was auf Erden als auch was im Himmel ist.
Jesus ist "das Ebenbild des unsichtbaren Gottes", nicht aber der "sichtbar gewordene unsichtbare Gott"!
Der Begriff "Erstgeborene" betont den Rang als legitimen Sohn und Erben, nicht den zeitlich als erster Geborenen. Weiterhin wird betont, dass der Messias als Kernpunkt von Gottes Vorsehung in allem ein Teil der Planung Gottes in Seinem schöpferischen Handeln war. Jesu Vorrangstellung wird verdeutlicht, indem er als "Haupt" des Leibes bezeichnet wird, "er ist vor allem", er ist zudem der Anfang im Blick auf die Auferstehung von den Toten.
In dem Messias Jesus wohnte die Fülle des Wesens Gottes, Jesus war das vollkommene Beispiel des nach Gottes Willen handelnden Menschen, und als solcher konnte er eine vollkommene Erlösung bewirken und war darin den Patriarchen und Propheten, die quasi die Ecksteine des AT Judentums waren, überlegen.
21 Auch euch, die ihr einst entfremdet und feindlich gesinnt wart in den bösen Werken, hat er jetzt versöhnt 22 in dem Leib seines Fleisches durch den Tod, um euch heilig und tadellos und unverklagbar darzustellen vor seinem Angesicht, 23 wenn ihr nämlich im Glauben gegründet und fest bleibt und euch nicht abbringen laßt von der Hoffnung des Evangeliums, das ihr gehört habt, das verkündigt worden ist in der ganzen Schöpfung, die unter dem Himmel ist, und dessen Diener ich, Paulus, geworden bin.
Die "entfremdeten" und "feindlich gesinnten" waren nicht nur die Heiden, sondern auch die Juden, die sich zwar als Gottes auserwähltes Volk sahen, welche aber lediglich die Torah als rituale Religion ausführten, ohne das Licht der Wahrheit hinter der Torah zu erkennen.
Durch Jesu Tod ist nun eine Erlösung gegeben, die guten Gewissens im Glauben an die frohe Botschaft des Messias Jesus, Zugang zu Gott ermöglicht und den Glaubenden in Gottes Sicht "heilig und tadellos und unverklagbar" darstellt. An dieser Botschaft der Erlösung durch Glauben sollen die Kolosser festhalten.
Paulus erwähnt zudem, dass diese frohe Botschaft durch die Boten und Diener "in aller Welt" verkündet worden war, wobei "Welt [ganze Schöpfung]" auf das damalige Römische Reich bezieht; as heißt nicht, dass alle Menschen auf Erden das Evangelium persönlich gehört hatten und glaubten, sondern es zeigt an, dass überall dort, wo Juden waren, auch die Botschaft, dass der Messias gekommen war,bekannt war. Der von Jesus den Aposteln gegebene Auftrag, das Evangelium aller Welt zu verkünden, war von den Aposteln ausgeführt worden.
24 Jetzt freue ich mich in meinen Leiden, [die ich] um euretwillen [erleide], und ich erfülle meinerseits in meinem Fleisch, was noch an Bedrängnissen des Christus aussteht, um seines Leibes willen, welcher die Gemeinde ist. 25 Deren Diener bin ich geworden gemäß der Haushalterschaft, die mir von Gott für euch gegeben ist, daß ich das Wort Gottes voll ausrichten soll, 26 [nämlich] das Geheimnis, das verborgen war, seitdem es Weltzeiten und Geschlechter gibt, das jetzt aber seinen Heiligen offenbar gemacht worden ist. 27 Ihnen wollte Gott bekanntmachen, was der Reichtum der Herrlichkeit dieses Geheimnisses unter den Heiden ist, nämlich: Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit.
Paulus hat die Gemeinde als den einen Leib Christi im Blick, so dass er seine Leiden und Bedrängnisse auch um der Kolosser willen betrachtet, obwohl nicht er selbst, sondern Epaphras, in Kolossä missioniert hatte. Paulus eigene Erfahrungen an leidvollen Bedrängnissen um des Evangeliums willen, ermöglicht ihm, kompetent auf ihre Bedrängnisse einzugehen, auch wenn er persönlich nicht direkt mit ihnen verbunden ist.
Paulus verweist darauf, dass er als Diener und Haushalter handelt, und dass die zuvor nicht offenbarte Botschaft des Kommens des Messias und der Lehren von Glauben und Liebe, nun nicht nur einige umfaßt, sondern allen gilt, dass sowohl Juden wie Heiden im Glauben an den Messias Jesus zu diesem Leib gehören, dessen Haupt Christus ist.
28 Ihn verkündigen wir, indem wir jeden Menschen ermahnen und jeden Menschen lehren in aller Weisheit, um jeden Menschen vollkommen in Christus Jesus darzustellen. 29 Dafür arbeite und ringe ich auch gemäß seiner wirksamen Kraft, die in mir wirkt mit Macht.
Paulus, wie auch die anderen Boten, verkünden im Auftrag des Messias dessen Lehren und seine Botschaft, in der Hoffnung, dass alle Menschen diese annehmen mögen. Paulus ist sich bewußt, dass die Autorität für ihr Worken letztlich von Gott selbst kommt, "gemäß seiner [Gottes] wirksamen Kraft".

Kapitel 2

1 Ich will aber, daß ihr wißt, welch großen Kampf ich habe um euch und um die in Laodizea und um alle, die mich nicht von Angesicht gesehen haben, 2 damit ihre Herzen ermutigt werden, in Liebe zusammengeschlossen und mit völliger Gewißheit im Verständnis bereichert werden, zur Erkenntnis des Geheimnisses Gottes, des Vaters, und des Christus, 3 in welchem alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis verborgen sind.
Paulus erläutert nun sein eigentliches Anliegen für den Brief, er will den Gläubigen dort etwas kundtun, sie etwas wissen lassen: Er hat um der Botschaft des Messias willen gelitten, und das auch im Hinblick auf die, welche er nie gesehen hatte. Er verweist auf das Geheimnis Gottes, die Lehre von dem Messias, die Gott mehr und mehr offenbart hat, und in welcher die Schätze der Erkenntnis und Weisheit liegen (und eben nicht, im Gesetz, der Torah, wie die jüdischen religiösen Führer lehrten ... die wahren Schätze der Erkenntnis von Gottes Tun liegen im "Geheimnis Gottes", der geistlichen Anbetung "Religion".
4 Das sage ich aber, damit euch nicht irgend jemand durch Überredungskünste zu Trugschlüssen verleitet. 5 Denn wenn ich auch leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch und sehe mit Freuden eure Ordnung und die Festigkeit eures Glaubens an Christus. 6 Wie ihr nun Christus Jesus, den Herrn, angenommen habt, so wandelt auch in ihm, 7 gewurzelt und auferbaut in ihm und gefestigt im Glauben, so wie ihr gelehrt worden seid, und seid darin überfließend mit Danksagung.
Des Paulus Sorge und Grund für den Brief ist, dass jüdische Lehrer mit ihren "Überredungskünsten" sie vom Glauben an den Messias Jesus abbringen würden. Obwohl abwesend physisch von ihnen, so freut er sich, dass sie fest in der geistlichen Lehre bleiben, und er ermutigt sie, in Dankbarkeit bei dem zu bleiben, was sie von Anfang an gelehrt wurden (von Epaphras, nicht von ihm selbst) und geglaubt haben; Paulus vermeidet bewusst jegliche "Überredung", und verweist auf das, was sie bereits gelehrt worden waren.
8 Habt acht, daß euch niemand beraubt durch die Philosophie und leeren Betrug, gemäß der Überlieferung der Menschen, gemäß den Grundsätzen der Welt und nicht Christus gemäß.
Sie sollten sich nicht von den jüdischen Lehrern mit Überlieferungen, usw. ihres Glaubens und der in der Lehre von Christus Jesus liegenden Schätze an Weisheit und Erkenntnis berauben lassen!
Sie sollten "aufpassen / acht haben", da die Gegner durch unbegründete Argumente ("leeren Betrug"), jüdische Überlieferungen, usw. sie berauben wollten. Jesus Christus erfüllte alle Anforderungen der AT Voraussagen, seine Lehre war von Zeichen und Wundern bekräftigt worden, so dass die Überredungsversuche der jüdischen Lehrer nicht auf den AT Schriften gegründet waren, sondern auf bestimmten falschen Auslegungen und Erwartungen, welche sie als "biblische Wahrheit" hinstellten.
9 Denn in ihm wohnt die ganze Fülle der Gottheit leibhaftig; 10 und ihr seid zur Fülle gebracht in ihm, der das Haupt jeder Herrschaft und Gewalt ist. 11 In ihm seid ihr auch beschnitten mit einer Beschneidung, die nicht von Menschenhand geschehen ist, durch das Ablegen des fleischlichen Leibes der Sünden, in der Beschneidung des Christus, 12 da ihr mit ihm begraben seid in der Taufe. In ihm seid ihr auch mitauferweckt worden durch den Glauben an die Kraftwirkung Gottes, der ihn aus den Toten auferweckt hat.
Christus und seine Apostel lehrten einen Wandel im Geist, Rechtfertigung aus Glauben und Vertrauen auf Gott, die Gegner eine auf "Grundsätzen der Welt" ausgerichtete äußerliche Religion. Wie Christus mit aller Gottesfülle erfüllt war, so hatte Gott auch die Gläubigen an Christus mit Seinem Wesen erfüllt. Dabei ging es nicht um äußerliche Rituale ("Beschneidung von Menschenhand"), vielmehr waren sie in Christus in geistlicher Hinsicht in eine Beziehung zu Gott gelangt. Das AT lehrte zwar eine fleischliche Beschneidung, allerdings war diese nur ein Hinweis auf die wahre Beschneidung, welche geistlicher Art war und die durch den Messias verfügbar wurde. Die Lehre des Messias und die Lehren der jüdischen Führer standen in Widerspruch.
13 Er hat auch euch, die ihr tot wart in den Übertretungen und dem unbeschnittenen Zustand eures Fleisches, mit ihm lebendig gemacht, indem er euch alle Übertretungen vergab; 14 und er hat die gegen uns gerichtete Schuldschrift ausgelöscht, die durch Satzungen uns entgegenstand, und hat sie aus dem Weg geschafft, indem er sie ans Kreuz heftete. 15 Als er so die Herrschaften und Gewalten entwaffnet hatte, stellte er sie öffentlich an den Pranger und triumphierte über sie an demselben.
In Christus wurden sie lebendig gemacht, nicht durch religiöse Handlungen und Rituale. Die oberflächliche Handhabung des AT Gesetzes war lediglich eine "Schuldschrift"; diese ist jedoch in dem Opfer Christi "ausgelöscht" für die auf Christus Vertrauenden, die sich nun statt der Schuld vielmehr Gottes Vergebung bewußt waren in dem neuen Bund, der mit dem Messias initiert worden war.
16 So laßt euch von niemand richten wegen Speise oder Trank, oder wegen bestimmter Feiertage oder Neumondfeste oder Sabbate, 17 die doch nur ein Schatten der Dinge sind, die kommen sollen, wovon aber der Christus das Wesen hat . 18 Laßt nicht zu, daß euch irgend jemand um den Kampfpreis bringt, indem er sich in Demut und Verehrung von Engeln gefällt und sich in Sachen einläßt, die er nicht gesehen hat, wobei er ohne Grund aufgeblasen ist von seiner fleischlichen Gesinnung, 19 und nicht festhält an dem Haupt, von dem aus der ganze Leib, durch die Gelenke und Bänder unterstützt und zusammengehalten, heranwächst in dem von Gott gewirkten Wachstum.
Gottes Plan war nicht eine auf Ritualen beruhende Religion, vielmehr waren die äußerlichen Handlungen des AT nur "Vorausschatten" der kommenden geistlichen Realität, einer wahren und geistlichen Anbetung Gottes. Die jüdischen Lehrer konzentrierten sich auf die äußerlichen Rituale, dadurch lehnten sie die wahren geistlichen Inhalte, nämlich das, was der Messias gelehrt hatte, ab.
20 Wenn ihr nun mit Christus den Grundsätzen der Welt gestorben seid, weshalb laßt ihr euch Satzungen auferlegen, als ob ihr noch in der Welt lebtet? 21 »Rühre das nicht an, koste jenes nicht, betaste dies nicht!« 22 — was doch alles durch den Gebrauch der Vernichtung anheimfällt — [Gebote] nach den Weisungen und Lehren der Menschen, 23 die freilich einen Schein von Weisheit haben in selbstgewähltem Gottesdienst und Demut und Kasteiung des Leibes , [und doch] wertlos sind und zur Befriedigung des Fleisches dienen.
Paulus führt weitere Vergleiche zwischen den auf physische Rituale gerichteten Lehren der jüdischen Lehrer und der auf die geistliche Wahrheit gerichtete Lehre des Messias an. Rituelle Religion führt aber nur ins Verderben, ihre Lehren sind nur das Werk von Menschen. Die jüdischen Lehren verfehlten die eigentlich auch im AT Gesetz gelehrte Wahrheit, nämlich die tieferen Wahrheiten bzgl. Liebe und Glauben. Die religiösen Rituale erscheinen "gut", sind aber kein Ersatz für die geistliche Beziehung zu Gott; zudem sind sie auf "selbst" gerichtet, anstatt auf Gott.

Kapitel 3

1 Wenn ihr nun mit Christus auferweckt worden seid, so sucht das, was droben ist, wo der Christus ist, sitzend zur Rechten Gottes. 2 Trachtet nach dem, was droben ist, nicht nach dem, was auf Erden ist; 3 denn ihr seid gestorben, und euer Leben ist verborgen mit dem Christus in Gott. 4 Wenn der Christus, unser Leben, offenbar werden wird, dann werdet auch ihr mit ihm offenbar werden in Herrlichkeit.
"euer Leben ist verborgen" ... mit dem baldigen Kommen Christi würde offen erwiesen werden, dass sie mit ihrem Glauben und ihrer Liebe zum Messias richtig waren; so wie dann auch offenbar werden würde, dass Jesus wahrhaftig der Messias war.
5 Tötet daher eure Glieder, die auf Erden sind: Unzucht, Unreinheit, Leidenschaft, böse Lust und die Habsucht, die Götzen-dienst ist; 6 um dieser Dinge willen kommt der Zorn Gottes über die Söhne des Ungehorsams; 7 unter ihnen seid auch ihr einst gewandelt, als ihr in diesen Dingen lebtet. 8 Jetzt aber legt auch ihr das alles ab — Zorn, Wut, Bosheit, Lästerung, häßliche Redensarten aus eurem Mund.
Im Lichte des baldigen Kommens Christi, sollten sie die fleischlichen Sünden, usw. meiden, die Anlass für Gericht sind.
9 Lügt einander nicht an, da ihr ja den alten Menschen ausgezogen habt mit seinen Handlungen 10 und den neuen angezogen habt, der erneuert wird zur Erkenntnis, nach dem Ebenbild dessen, der ihn geschaffen hat; 11 wo nicht Grieche noch Jude ist, weder Beschneidung noch Unbeschnittenheit, [noch] Barbar, Skythe , Knecht, Freier — sondern alles und in allen Christus.
Sie sollen alles, was ihnen für ein Leben in Liebe und Glauben hinderlich sein würde, ablegen und der Lehre Christi folgen. Auch der Versuchung, eventuell den Judaisten "mit gleicher Münze heimzuzahlen", sollten sie widerstehen und in Gottes Kraft einen geistlichen Lebenswandel führen.
12 So zieht nun an als Gottes Auserwählte, Heilige und Geliebte herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Langmut; 13 ertragt einander und vergebt einander, wenn einer gegen den anderen zu klagen hat; gleichwie Christus euch vergeben hat, so auch ihr. 14 Über dies alles aber [zieht] die Liebe [an], die das Band der Vollkommenheit ist. 15 Und der Friede Gottes regiere in euren Herzen; zu diesem seid ihr ja auch berufen in einem Leib; und seid dankbar!
Dies sollten sie tun und so Christi Lehre und Beispiel folgen.
16 Laßt das Wort des Christus reichlich in euch wohnen in aller Weisheit; lehrt und ermahnt einander und singt mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern dem Herrn lieblich in eurem Herzen. 17 Und was immer ihr tut in Wort oder Werk, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.
Durch Festhalten am Wort Christi, an Jesu Lehre, würden sie einander lehren und ermahnen können in aller Weisheit. Indem sie so wandelten, würden sie als Repräsentanten des Christus ("im Namen des Herrn Jesus") das rechte Beispiel geben. Wichtiges Element in allem ist Dankbarkeit gegenüber Gott und Christus.
18 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter, wie sich's gebührt im Herrn!
19 Ihr Männer, liebt eure Frauen und seid nicht bitter gegen sie!
20 Ihr Kinder, seid gehorsam euren Eltern in allem, denn das ist dem Herrn wohlgefällig!
21 Ihr Väter, reizt eure Kinder nicht [zum Zorn], damit sie nicht unwillig werden!
22 Ihr Knechte, gehorcht euren leiblichen Herren in allen Dingen; nicht mit Augen-dienerei, um den Menschen zu gefallen, sondern in Einfalt des Herzens , als solche, die Gott fürchten. 23 Und alles, was ihr tut, das tut von Herzen, als für den Herrn und nicht für Menschen, 24 da ihr wißt, daß ihr von dem Herrn zum Lohn das Erbe empfangen werdet; denn ihr dient Christus, dem Herrn! 25 Wer aber Unrecht tut, der wird empfangen, was er Unrechtes getan hat; und es gilt kein Ansehen der Person.
Es folgen einige spezifische und vermutlich auf bestimmte Situationen gerichtete Anweisungen, die insgesamt darauf hinweisen, dass kein Glied im Leib Christi in falscher Freiheit handeln soll, sondern alle untereinander als gleich berechtigte Glieder einander ehren und in Liebe begegnen sollen.

Kapitel 4

1 Ihr Herren, gewährt euren Knechten das, was recht und billig ist, da ihr wißt, daß auch ihr einen Herrn im Himmel habt!
(V. 1 gehört eigentlich inhaltlich ans Ende von Kap. 3)
2 Seid ausdauernd im Gebet und wacht darin mit Danksagung. 3 Betet zugleich auch für uns, damit Gott uns eine Tür öffne für das Wort, um das Geheimnis des Christus auszusprechen, um dessentwillen ich auch gefesselt bin, 4 damit ich es so offenbar mache, wie ich reden soll.
Am Ende seines Briefes kommt Paulus auf seine persönliche Situation zu sprechen. Sie sollen für ihre Anliegen beten, aber auch für ihn und die anderen Boten des Evangeliums, damit das Wort vom "Geheimnis des Christus" weiter verkündet würde.
5 Wandelt in Weisheit denen gegenüber, die außerhalb [der Gemeinde] sind, und kauft die Zeit aus! 6 Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt, damit ihr wißt, wie ihr jedem einzelnen antworten sollt.
Seine Ermahnungen an die Kolosser schließen mit dem Hinweis, einander in Weisheit zu begegnen und so recht und gut miteinander zu handeln. Sie "sollten" so wandeln, weil dies der Lehre Jesu entspricht.
7 Alles, was mich betrifft, wird euch Tychikus mitteilen, der geliebte Bruder und treue Diener und Mitknecht im Herrn, 8 den ich eben deshalb zu euch gesandt habe, damit er erfährt, wie es bei euch steht, und damit er eure Herzen tröstet, 9 zusammen mit Onesimus, dem treuen und geliebten Bruder, der einer der Euren ist; sie werden euch alles mitteilen, was hier vorgeht.
Paulus erwähnt die Namen derer, die nach Kolossä kommen würden, um ihnen Einzelheiten bzgl. der Situation des Paulus kundzutun.
10 Es grüßt euch Aristarchus, mein Mitgefangener, und Markus, der Vetter des Barnabas — ihr habt seinetwegen Anordnungen erhalten; wenn er zu euch kommt, so nehmt ihn auf! —, 11 und Jesus, der Justus genannt wird, die aus der Beschneidung sind. Diese allein sind meine Mitarbeiter für das Reich Gottes, die mir zum Trost geworden sind. 12 Es grüßt euch Epaphras, der einer der Euren ist, ein Knecht des Christus, der allezeit in den Gebeten für euch kämpft, damit ihr fest steht, vollkommen und zur Fülle gebracht in allem, was der Wille Gottes ist. 13 Denn ich gebe ihm das Zeugnis, daß er großen Eifer hat um euch und um die in Laodizea und in Hierapolis. 14 Es grüßt euch Lukas, der geliebte Arzt, und Demas.
Paulus erwähnt hier auch einige jüdische Gläubige, die bei ihm waren bzw. zusammen mit ihm das Evangelium verkündeten, so dass klar ist, dass er nicht grundsätzlich ein Feind der Juden ist. Zudem erwähnt er noch die anderen Gefährten, die bei ihm waren.
15 Grüßt die Brüder in Laodizea und den Nymphas und die Gemeinde in seinem Haus. 16 Und wenn der Brief bei euch gelesen ist, so sorgt dafür, daß er auch in der Gemeinde der Laodizeer gelesen wird, und daß ihr auch den aus Laodizea lest.
Laodizaea und Kolossä lagen nahe beieinander, und die Gemeinden dort hatten engen Kontakt. Die Briefe existierten nicht in mehreren Abschriften, sondern wurden zunächst von einer Gemeinde an andere weiter gereicht, um dann dort vorgelesen zu werden. Viele vermuten, dass der hier erwähnte Brief aus Laodizaea der Epheserbrief gewesen sein könnte, obwohl es dafür keinen definitiven Beweis gibt.
17 Und sagt dem Archippus: Habe acht auf den Dienst, den du im Herrn empfangen hast, damit du ihn erfüllst! 18 Der Gruß mit meiner, des Paulus, Hand. Gedenkt an meine Fesseln! Die Gnade sei mit euch! Amen.
Paulus signiert seinen Brief und versieht ihn mit den üblichen abschließenden Grußworten.

 

Notizen zum NT (Kategorie)