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Einleitung

1. Thessalonicher (1Th) gehört zu den Briefen, die unbestritten dem Apostel Paulus zugeschrieben werden. Der Brief ist vermutlich der früheste der Paulusbriefe und wurde wohl während der 2. Missionsreise geschrieben. Paulus hat den Brief nicht allzu lange nach seinem Aufenthalt in Thessalonich (vgl. Apg 17) und noch vor der Anwesenheit Gallios als Prokonsul in Korinth geschrieben (vgl. Apg 18). Als Ort der Abfassung des Briefes wird gewöhnlich Korinth genannt. Aus den von Paulus gemachten Angaben ergibt sich, dass er diesen Brief schrieb, kurz nachdem er bei den Thessalonichern gewesen war. Er erwähnt auch Athen, und es könnte sehr gut sein, dass Timotheus ihn mit Neuigkeiten aus Thessalonich in Athen traf. Paulus hätte dann den Brief entweder noch dort geschrieben oder aber kurz danach, nachdem er von Athen weitergereist und in Korinth eingetroffen war.

Kapitel 1

1 Paulus und Silvanus und Timotheus an die Gemeinde der Thessalonicher in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus: Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserem Vater, und dem Herrn Jesus Christus!
Obwohl der Brief hauptsächlich von Paulus stammt, werden Silvanus (Silas) und Timotheus als gemeinsame Absender genannt, da Sie das Geschriebene mittragen. Beide waren beim ersten Aufenthalt in Thessalonich und der Gründung der Gemeinde in Thessalonich bei Paulus gewesen (vgl. Apg 17). Der Brief ist gerichtet an "die Gemeinde in Thessalonich", das Wort "Gemeinde" (gr. ekklesia) bezeichnet die "Herausgerufenen". "Gemeinde" sind die an Christus Gläubigen.
Paulus, Silvanus und Timotheus schreiben "in Gott, dem Vater, und dem Herrn Jesus Christus", was darlegt, dass sie nicht aus sich selbst heraus schrieben, sondern im Auftrag Gottes und Jesu Christi. "Gnade und Friede" sind der übliche Gruß zu Beginn eines Briefes.
2 Wir danken Gott allezeit für euch alle, wenn wir euch erwähnen in unseren Gebeten, 3 indem wir unablässig gedenken an euer Werk im Glauben und eure Bemühung in der Liebe und euer standhaftes Ausharren in der Hoffnung auf unseren Herrn Jesus Christus vor unserem Gott und Vater.
Der Wandel der Gläubigen in Thessalonich war Anlass für Paulus und seine Mitarbeiter, Ihrer dankbar im Gebet zu gedenken. Das "allezeit" bzw. "ohne Unterlaß" bezeichnen regelmäßiges und fortgesetztes Gebet, nicht ein beten "24 Stunden am Tag ohne Unterbrechung".
Der Lebenswandel der Thessalonicher wird charakterisiert durch 3 Punkte:
  1. "Werk im Glauben" - bezeichnet das aus Glauben Gewirkte
  2. "Bemühung in der Liebe" - bezeichnet die aus Liebe motivierte Mühe
  3. "Ausharren in der Hoffnung" - bezeichnet das geduldige Ausharren im Hinblick auf die Hoffnung des Kommens des Herrn
Paulus betont zunächst in dem Brief recht ausführlich das beispielhafte Verhalten der Thessalonicher, und wie sie die empfangene Lehre vorbildlich in ihrem Leben umgesetzt hatten. Erst nach diesen erbaulichen Anmerkungen kommt er später dann (vgl. Kap 4 - 5) auf weitere Ermahnungen zu sprechen.
4 Wir wissen ja, von Gott geliebte Brüder, um eure Auserwählung, 5 denn unser Evangelium ist nicht nur im Wort zu euch gekommen, sondern auch in Kraft und im Heiligen Geist und in großer Gewißheit, so wie ihr ja auch wißt, wie wir unter euch gewesen sind um euretwillen.
Ihre Erwählung war offensichtlich, da die Predigt nicht nur Worte war, sondern mittels durch heiligen Geist gewirkter Kraft (Wunder) große Gewissheit brachte. Ausserdem weist Paulus auf sein eigenes Verhalten und das seiner Mitarbeiter hin, das nicht von Eigensinn geprägt, sondern auf das Wohl der Thessalonicher gerichtet war.
6 Und ihr seid unsere und des Herrn Nachahmer geworden, indem ihr das Wort unter viel Bedrängnis aufgenommen habt mit Freude des Heiligen Geistes, 7 so daß ihr Vorbilder geworden seid für alle Gläubigen in Mazedonien und Achaja. 8 Denn von euch aus ist das Wort des Herrn erklungen; nicht nur in Mazedonien und Achaja, sondern überall ist euer Glaube an Gott bekanntgeworden, so daß wir es nicht nötig haben, davon zu reden.
Die Thessalonicher hatten nicht nur Paulus und seine Mitarbeiter imitiert, vielmehr waren sie selbst zum Beispiel für andere in der gesamten Region (in Mazedonien) und auch darüber hinaus (in Achaja) geworden.
9 Denn sie selbst erzählen von uns, welchen Eingang wir bei euch gefunden haben und wie ihr euch von den Götzen zu Gott bekehrt habt, um dem lebendigen und wahren Gott zu dienen, 10 und um seinen Sohn aus dem Himmel zu erwarten, den er aus den Toten auferweckt hat, Jesus, der uns errettet vor dem zukünftigen Zorn.
Aus Apg 17,1ff ergibt sich, dass Paulus und seine Mitarbeiter zunächst vorwiegend Synagogen besuchten und dort Christus verkündeten, so dass vermutlich Heiden, die sich bekehrten (vgl. Hinweis auf Abkehr von "Abgöttern"), zuvor bereits zum Judentum übergetretene Proselyten waren. Diese Hinwendung zum Evangelium hatte dann die Leiterschaft der Synagogen gegen Paulus aufgebracht. Die Thessalonicher hatten sich nicht nur dem lebendigen und wahren Gott (vgl. Gegensatz zu "toten" Abgöttern) zugewandt, sondern auch die Botschaft bzgl. des Messias Jesus (vgl. "seinen Sohn") geglaubt und harrten geduldig auf dessen verheissenes Kommen, in der Gewißheit, durch den Messias von dem kommenden Zorngericht (vgl. Jesu Prophezeiungen bzgl. des bevorstehenden Gerichts über das Judentum) errettet zu sein.
Es wird deutlich, dass für die Gläubigen eine Rückkehr zur Synagoge, um Verfolgung zu entgehen, überhaupt nicht in Frage kam, da sie erkannt hatten, dass nur durch Glaube an den Messias Jesus eine Bewahrung vor dem prophezeiten Strafgericht Gottes über das abtrünnige Judentum möglich war.

Kapitel 2

1 Denn ihr wißt selbst, Brüder, daß unser Eingang bei euch nicht vergeblich war; 2 sondern, obwohl wir zuvor gelitten hatten und mißhandelt worden waren in Philippi, wie ihr wißt, gewannen wir dennoch Freudigkeit in unserem Gott, euch das Evangelium Gottes zu verkünden unter viel Kampf.
Paulus beginnt diesen Abschnitt mit dem betonten "denn ihr wißt selbst", und er nimmt Bezug auf das Wissen der Thessalonicher um die Verfolgung des Paulus und seiner Begleiter in Philippi (vgl. Apg 16), unmittelbar vor ihrem Eintreffen in Thessalonich. Trotz widriger Umstände und bald einsetzender Verfolgung in Thessalonich verkündeten Paulus und seine Mitarbeiter die frohe Botschaft von Jesus. Paulus erinnert an die Punkte, die ihn und seine Mitarbeiter eindeutig als "echte" Zeugen für die Botschaft des Evangeliums auswiesen.
3 Denn unsere Verkündigung entspringt nicht dem Irrtum, noch unlauteren Absichten, noch geschieht sie in listigem Betrug ; 4 sondern so wie wir von Gott für tauglich befunden wurden, mit dem Evangelium betraut zu werden, so reden wir auch — nicht als solche, die den Menschen gefallen wollen, sondern Gott, der unsere Herzen prüft.
Paulus erinnert die Thessalonicher, dass es ihnen bei der Verkündigung des Evangeiums darum ging, den ihnen von Gott anvertrauten Auftrag auszuführen, und dass keinerlei heimliche, betrügerische, listige Absichten vorlagen, um Menschen in zu gefallen bzw. von Menschen etwas zu erhalten.
5 Denn wir sind nie mit Schmeichelworten gekommen, wie ihr wißt, noch mit verblümter Habsucht — Gott ist Zeuge —; 6 wir haben auch nicht Ehre von Menschen gesucht, weder von euch noch von anderen, obgleich wir als Apostel des Christus würdevoll hätten auftreten können, 7 sondern wir waren liebevoll in eurer Mitte, wie eine stillende Mutter ihre Kinder pflegt.
Obgleich Aposteln das Recht zustand, von denen, denen sie das Wort verkündeten, versorgt zu werden, waren Paulus und seine Mitarbeiter auf ihren eigenen Unterhalt bedacht gewesen und hatten sich mütterlich um die Thessalonicher bemüht und waren auf deren Wohl bedacht.
8 Und wir sehnten uns so sehr nach euch, daß wir willig waren, euch nicht nur das Evangelium Gottes mitzuteilen, sondern auch unser Leben , weil ihr uns lieb geworden seid.
Paulus verweist auf ihre Liebe zu den Thessalonichern als Motivation für ihr Handeln.
9 Ihr erinnert euch ja, Brüder, an unsere Arbeit und Mühe; denn wir arbeiteten Tag und Nacht, um niemand von euch zur Last zu fallen, und verkündigten euch dabei das Evangelium Gottes.
Paulus und seine Mitarbeiter sorgten während der Zeit ihres Aufenthalts in Thessalonich für ihren eigenen Unterhalt, um niemandem zur Last zu fallen, während sie das Evangelium verkündeten. Offenbar hatte man angeboten, sie zu unterstützen, was Paululs aber abgelehnt hatte.
10 Ihr selbst seid Zeugen, und auch Gott, wie heilig, gerecht und untadelig wir bei euch, den Gläubigen, gewesen sind;
"Gott ist Zeuge" - Anrufen der höchsten Autorität als Ausdruck dafür, dass man die Wahrheit sagt. Paulus und seine Mitarbeiter verfolgten nicht heimlich verborgene, eigennützige Absichten. Was hätte Paulus durch Lügen gewinnen können? Nichts ... er hatte weder Geld nocht Status noch eine Position von den Thessalonichern erhalten, sondern Verfolgung gelitten in seinem Bemühen, ihnen Gottes frohe Botschaft zu verkünden.
11 ihr wißt ja, wie wir jeden einzelnen von euch ermahnt und ermutigt haben wie ein Vater seine Kinder, 12 und euch ernstlich bezeugt haben, daß ihr so wandeln sollt, wie es Gottes würdig ist, der euch zu seinem Reich und seiner Herrlichkeit beruft.
Vgl. V. 7 - Paulus benutzt "Mutter" und "Vater" als Beschreibung ihrer Handlungsweise und Absichten gegenüber den Gläubigen zu Thessalonich.
13 Darum danken wir auch Gott unablässig, daß ihr, als ihr das von uns verkündigte Wort Gottes empfangen habt, es nicht als Menschenwort aufgenommen habt, sondern als das, was es in Wahrheit ist, als Gottes Wort, das auch wirksam ist in euch, die ihr gläubig seid.
Auf ihre Dankbarkeit für die Gläubigen in Thessalonich hatte Paulus schon in 1,2-3 hingewiesen, hier greift er dies nochmals auf. Sie waren vor allem dankbar, dass die Thessalonicher die Verkündigung des Paulus und seiner Mitarbeiter erkannt hatten als Verkündigung von Gottes Wort ("göttliche Predigt") und nicht etwa als Verkündigung eigener menschlicher Ideen ("Menschenwort").
Weiterhin weist Paulus darauf hin, dass Gottes Wort nicht "leere Worte" sind, sondern Wirkung entfaltet, wenn es geglaubt wird und man danach lebt.
14 Denn ihr, Brüder, seid Nachahmer der Gemeinden Gottes geworden, die in Judäa in Christus Jesus sind, weil ihr dasselbe erlitten habt von euren eigenen Volksgenossen wie sie von den Juden.
Paulus weist darauf hin, dass Verfolgung durch die Juden nichts neues oder ungewähnliches war, die jüdischen religiösen Führer hatten sich auch in Jerusalem und Judäa der Botschaft vom Messias Jesus widersetzt und Christen verfolgt.
15 Diese haben auch den Herrn Jesus und ihre eigenen Propheten getötet und haben uns verfolgt; sie gefallen Gott nicht und stehen allen Menschen feindlich gegenüber, 16 indem sie uns hindern wollen, zu den Heiden zu reden, damit diese gerettet werden. Dadurch machen sie allezeit das Maß ihrer Sünden voll; es ist aber der Zorn über sie gekommen bis zum Ende!
Die jüdische Opposition zum Christentum und der göttlichen Predigt vom Messias Jesus richtete sich nicht nur dagegen, dass Juden sich zum Christentum bekehrten, sondern sogar gegen eine Verbreitung des Evangeliums unter den Heiden.
17 Wir aber, Brüder, nachdem wir für eine kleine Weile von euch getrennt waren — dem Angesicht, nicht dem Herzen nach —, haben uns mit großem Verlangen um so mehr bemüht, euer Angesicht zu sehen. 18 Darum wollten wir auch zu euch kommen, ich, Paulus, einmal, sogar zweimal; doch der Satan hat uns gehindert. 19 Denn wer ist unsere Hoffnung oder Freude oder Krone des Ruhms? Seid nicht auch ihr es vor unserem Herrn Jesus Christus bei seiner Wiederkunft ? 20 Ja, ihr seid unsere Ehre und Freude!
Paulus erwähnt das Verlangen, die Gläubigen in Thessalonich wiederzusehen, was aber bislang durch den Feind ("den Satan") verhindert worden war, wobei "der Feind" die Opposition der Juden zu Thessalonich war, die bisher eine Rückkehr des Paulus dorthin unmöglich gemacht hatte. Im Gegensatz zu diesen waren die Gläubigen des Paulus "Hoffnung, Freude und Ruhmeskranz".

Kapitel 3

1 Weil wir es nicht länger aushielten, zogen wir es daher vor, allein in Athen zu bleiben, 2 und sandten Timotheus, unseren Bruder, der Gottes Diener und unser Mitarbeiter am Evangelium von Christus ist, damit er euch stärke und euch tröste in eurem Glauben, 3 damit niemand wankend werde in diesen Bedrängnissen; denn ihr wißt selbst, daß wir dazu bestimmt sind. 4 Als wir nämlich bei euch waren, sagten wir euch voraus, daß wir Bedrängnisse erleiden müßten, und so ist es auch gekommen, wie ihr wißt. 5 Darum hielt ich es auch nicht mehr länger aus, sondern erkundigte mich nach eurem Glauben, ob nicht etwa der Versucher euch versucht habe und unsere Arbeit umsonst gewesen sei.
Paulus war kurz nach dem Aufenthalt in Thessalonich nach Athen geflohen (vgl. Apg 17), und er sandte Timotheus von dort nach Thessalonich zurück, um die Gläubigen in ihren Bedrängnissen zu stärken und dann von Timotheus zu erfahren, wie sich die Gläubigen angesichts der Verfolgung und Bedrängnisse verhielten.
6 Nun aber, da Timotheus von euch zu uns zurückgekehrt ist und uns gute Nachricht gebracht hat von eurem Glauben und eurer Liebe, und daß ihr uns allezeit in gutem Andenken habt und danach verlangt, uns zu sehen, gleichwie [auch] wir euch,
Paulus war erfreut über die Reaktion der Gläubigen angesichts der einsetzenden Verfolgungen in Thessalonich.
7 da sind wir deshalb, ihr Brüder, euretwegen bei all unserer Bedrängnis und Not getröstet worden durch euren Glauben. 8 Denn nun leben wir, wenn ihr feststeht im Herrn!
Die Treue und der Glaube der Gläubigen in Thessalonich waren Motivation und Anlaß für Lob und Preis des Paulus.
9 Denn was für einen Dank können wir Gott euretwegen abstatten für all die Freude, die wir um euretwillen haben vor unserem Gott? 10 Tag und Nacht flehen wir aufs allerdringendste, daß wir euer Angesicht sehen und das ergänzen dürfen, was an eurem Glauben noch mangelt. 11 Er selbst aber, Gott, unser Vater, und unser Herr Jesus Christus lenke unseren Weg zu euch! 12 Euch aber lasse der Herr wachsen und überströmend werden in der Liebe zueinander und zu allen, gleichwie auch wir sie zu euch haben, 13 damit er eure Herzen stärke und sie untadelig seien in Heiligkeit vor unserem Gott und Vater bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus mit allen seinen Heiligen.
Paulus beschließt den Abschnitt mit einem Gebet- und Segenswunsch für die Leser, die Gläubigen zu Thessalonich, dass Gott ihr Vertrauen (Glauben) in die Botschaft und ihre Liebe vollenden möge.

Kapitel 4

1 Weiter nun, ihr Brüder, bitten und ermahnen wir euch in dem Herrn Jesus, daß ihr in dem noch mehr zunehmt, was ihr von uns empfangen habt, nämlich wie ihr wandeln und Gott gefallen sollt. 2 Denn ihr wißt, welche Gebote wir euch gegeben haben im Auftrag des Herrn Jesus.
Die junge Gemeinde stand offenbar unter starkem Druck der Leiterschaft der Synagoge, sich von Paulus und seiner Botschaft loszusagen. Einige Zweifel waren offenbar eingebracht worden.
3 Denn das ist der Wille Gottes, eure Heiligung, daß ihr euch der Unzucht enthaltet; 4 daß es jeder von euch versteht, sein eigenes Gefäß in Heiligung und Ehrbarkeit in Besitz zu nehmen, 5 nicht mit leidenschaftlicher Begierde wie die Heiden, die Gott nicht kennen; 6 daß niemand zu weit geht und seinen Bruder in dieser Angelegenheit übervorteilt; denn der Herr ist ein Rächer für alle diese Dinge, wie wir euch zuvor gesagt und ernstlich bezeugt haben. 7 Denn Gott hat uns nicht zur Unreinheit berufen, sondern zur Heiligung. 8 Deshalb — wer dies verwirft, der verwirft nicht Menschen, sondern Gott, der doch seinen Heiligen Geist in uns gegeben hat.
Der Wandel, um Gott zu gefallen ist die wichtigste Sache, eigenen Gelüsten nachgeben führt dagegen ins Verderben. Nur die, welche "Gott nicht kennen", leben zur Befriedigung ihrer eigenen Gelüste und Wünsche. Damit kontert Paulus wohl Überlegungen einiger, den Glauben an Gott gänzlich aufzugeben ("vgl. "denn der Herr ist ein Rächer für all diese Dinge"...).
9 Über die Bruderliebe aber braucht man euch nicht zu schreiben; denn ihr seid selbst von Gott gelehrt, einander zu lieben, 10 und das tut ihr auch an allen Brüdern, die in ganz Mazedonien sind. Wir ermahnen euch aber, ihr Brüder, daß ihr darin noch mehr zunehmt 11 und eure Ehre darin sucht, ein stilles Leben zu führen, eure eigenen Angelegenheiten zu besorgen und mit euren eigenen Händen zu arbeiten, so wie wir es euch geboten haben, 12 damit ihr anständig wandelt gegenüber denen außerhalb [der Gemeinde] und niemand nötig habt.
Die Gläubigen werden bestärkt in dem, was sie bereits tun, und ermutigt, in ihrer Liebe zueinander noch weiter zu wachsen, besonders angesichts der Verfolgungen, und nicht in Abhängigkeit der anderen ausserhalb der Gemeinde zu geraten, denn über die würde in Kürze Gottes Gericht kommen (vgl. dazu die Ermahnungen zu "stilles Leben zu führen", "eigene Angelegenheiten besorgen", "mit eigenen Händen arbeiten", usw.)
13 Ich will euch aber, Brüder, nicht in Unwissenheit lassen über die Entschlafenen, damit ihr nicht traurig seid wie die anderen, die keine Hoffnung haben.
Die Gläubigen hatten offenbar Sorgen bzgl. derer geäußert, die vor und während des kommenden Gerichts entschlafen waren oder entschlafen würden, und darauf geht Paulus nun ein. Man war besorgt, ob es für diese besser oder schlechter sein würde.
14 Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden ist, so wird Gott auch die Entschlafenen durch Jesus mit ihm führen. 15 Denn das sagen wir euch in einem Wort des Herrn: Wir, die wir leben und bis zur Wiederkunft des Herrn übrigbleiben, werden den Entschlafenen nicht zuvorkommen; 16 denn der Herr selbst wird, wenn der Befehl ergeht und die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallt, vom Himmel herabkommen, und die Toten in Christus werden zuerst auferstehen. 17 Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben, zusammen mit ihnen entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn, in die Luft, und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit.
Paulus erläutert die Situation allegorisch: Diejenigen, die übrigbleiben, werden keinen Vorteil im Hinblick auf das Überleben des Gerichts (des kommenden Krieges) haben gegenüber denen, die davor oder während des Gerichts sterben. Die in Christus Entschlafenen würden auferweckt werden und so bei Gott sein, die noch Lebenden würden symbolisch (vgl. "werden ... entrückt werden in Wolken, zur Begegnung mit dem Herrn") bei Jesus sein. Worum ging es letztlich? Dass die bereits entschlafenen wie auch die noch lebenden Gläubigen jeweils auf ihre Weise "bei dem Herrn und in Gottes Gegenwart"sein würden ...
Die Thessalonicher stand gewissermaßen vor der Wahl: Entweder gaben sie der Verfolgung bzw. den schönen Reden der jüdischen Synagogen Leiterschaft nach und ernteten "Zorn" (die Zerstörung des priesterlichen Judaismus), oder sie blieben standhaft und ernteten "Heil" mit fortwährendem Zugang zu Gott, nachdem das Gericht vorbei war.
18 So tröstet nun einander mit diesen Worten!
Die Wahrheit wird rechten Trost bringen ... falsche Worte (ganz gleich, wie schön oder gut sie klingen mögen) trösten nicht.

Kapitel 5

1 Von den Zeiten und Zeitpunkten aber braucht man euch Brüdern nicht zu schreiben. 2 Denn ihr wißt ja genau, daß der Tag des Herrn so kommen wird wie ein Dieb in der Nacht. 3 Wenn sie nämlich sagen werden: »Friede und Sicherheit«, dann wird sie das Verderben plötzlich überfallen wie die Wehen eine schwangere Frau, und sie werden nicht entfliehen.
Paulus wußte auch nicht den genauen Zeitpunkt, wann das Gericht losbrechen würde, aber er wußte aus den Worten des Herrn Jesus, dass es bald, plötzlich und von den Ungläubigen unerwartet geschehen würde.
4 Ihr aber, Brüder, seid nicht in der Finsternis, daß euch der Tag wie ein Dieb überfallen könnte; 5 ihr alle seid Söhne des Lichts und Söhne des Tages. Wir gehören nicht der Nacht an noch der Finsternis. 6 So laßt uns auch nicht schlafen wie die anderen, sondern laßt uns wachen und nüchtern sein! 7 Denn die Schlafenden schlafen bei Nacht, und die Betrunkenen sind bei Nacht betrunken; 8 wir aber, die wir dem Tag angehören, wollen nüchtern sein, angetan mit dem Brustpanzer des Glaubens und der Liebe und mit dem Helm der Hoffnung auf das Heil. 9 Denn Gott hat uns nicht zum Zorngericht bestimmt, sondern zum Besitz des Heils durch unseren Herrn Jesus Christus, 10 der für uns gestorben ist, damit wir, ob wir wachen oder schlafen, zusammen mit ihm leben sollen. 11 Darum ermahnt einander und erbaut einer den anderen, wie ihr es auch tut!
Jesus hatte zur Wachsamkeit aufgerufen, und so taten es auch Johannes, Petrus und auch Paulus.
Die jüdische Leiterschaft hatte verkündet, dass es keine solche Verwüstung des Tempels zu Jerusalem geben würde. Paulus mahnt, dass je mehr diese solche Reden führten, desto näher würde der Tag des Gerichts sein (vgl. die Situation einer Schwangeren, je stärker die Wegen werden, um so näher steht die Geburt bevor). Die THessalonicher wußten um die bevorstehende Zerstörung des Tempels, und daher sollten sie weiter wandeln in dem, was der Herr Jesus schon als "Glaube und Liebe" gelehrt hatte, was Paulus nun hier als eine "Rüstung" beschreibt, die vor dem kommenden Zorngericht schützen wird. Die Wahl war zwischen "Zorngericht" und "Heil", und sie sollten das weiterhin tun, was sie ja bereits taten: gottesfürchtig leben, einander ermahnen und erbauen!
12 Wir bitten euch aber, ihr Brüder, daß ihr diejenigen anerkennt, die an euch arbeiten und euch im Herrn vorstehen und euch zurechtweisen, 13 und daß ihr sie um so mehr in Liebe achtet um ihres Werkes willen. Lebt im Frieden miteinander!
Einige in Thessalonich gingen mit gutem Beispiel voran und zu diesen sollten sich die anderen halten und diese unterstützen. Solcher Zusammenhalt würde ihnen während der Zeit des kommenden Gerichts (des jüdischen Aufstands und Krieges) zugute kommen.
14 Wir ermahnen euch aber, Brüder: Verwarnt die Unordentlichen, tröstet die Kleinmütigen, nehmt euch der Schwachen an, seid langmütig gegen jedermann! 15 Seht darauf, daß niemand Böses mit Bösem vergilt, sondern trachtet allezeit nach dem Guten, sowohl untereinander als auch gegenüber jedermann!
Aber es gab auch solche, die in Gefahr standen, Gott zu verlassen, und diese benötigten Hilfe in Form von Ermahnung, Trost und Langmut. Die Getreuen und Starken sollten sich der unordentlichen (chaotischen) und schwachen Brüder und Schwestern annehmen
16 Freut euch allezeit! 17 Betet ohne Unterlaß ! 18 Seid in allem dankbar; denn das ist der Wille Gottes in Christus Jesus für euch.
Mit kurzen, prägnanten Aufforderungen lenkt Paulus die Aufmerksamkeit der Thessalonicher wieder auf das Wesentliche! Freut euch -- auch wenn's schlimm um sie herum aussah. Betet, seid dankbar -- so halten sie ihre Beziehung zu Gott aufrecht.
19 Den Geist dämpft nicht! 20 Die Weissagung verachtet nicht! 21 Prüft alles, das Gute behaltet! 22 Haltet euch fern von dem Bösen in jeglicher Gestalt!
Heiliger Geist wies sie darauf hin, dass Gott bei ihnen war und auch durch sie wirkte. Weissagungen sollten sorgfältig geprüft werden, ob sie wahr waren. Das Wahre und Gute mußte behalten werden, alles andere sollte gemieden werden.
23 Er selbst aber, der Gott des Friedens, heilige euch durch und durch, und euer ganzes [Wesen], der Geist, die Seele und der Leib, möge untadelig bewahrt werden bei der Wiederkunft unseres Herrn Jesus Christus! 24 Treu ist er, der euch beruft; er wird es auch tun. 25 Brüder, betet für uns! 26 Grüßt alle Brüder mit einem heiligen Kuß! 27 Ich beschwöre euch bei dem Herrn, daß dieser Brief allen heiligen Brüdern vorgelesen wird. 28 Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus sei mit euch! Amen.
Paulus und seine Mitarbeiter beschließen den Brief mit einem Segenswunsch für die Leser, ein Ausdruck ihrer festen Überzeugung, dass Gott ihnen beistehen würde und sie der Lehre des Herrn Jesus nachfolgen würden und sich nicht wieder zum Judaismus wenden würden, noch etwa Gott gänzlich verlassen würden. Die Brüder sollten einander freundlich grüßen.
Paulus ist dieser Brief enorm wichtig, daher seine eindringliche Ermahnung, dass alle Brüder diesen Brief zu hören bekämen ... Der Brief existierte nur in einer Ausfertigung und mußte daher laut vorgelesen werden.

 

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